Stadt Kempen Probleme beim gemeinsamen Lernen

Stadt Kempen · Beim Thema Inklusion arbeiten Schul- und Jugendämter sehr eng zusammen. Die Umsetzung der Ziele des gemeinsamen Lernens von behinderten und nicht-behinderten Kindern ist schwierig. Es fehlt an Fachpersonal.

Inklusion ist nicht nur ein schwieriger Begriff, sondern auch ein schwer zu fassendes Aufgabengebiet für alle Beteiligten. Das zeigten Berichte von Benedikt Florian und Anne Peeters vom Schulamt des Kreises Viersen sowie von Mark Engelhard vom Jugendamt der Stadt Kempen im Jugendhilfeausschuss. Eng arbeiten die Ämter im Bereich der Integration behinderter Kinder und Jugendlicher in die Regelschule miteinander.

Anne Peeters ist Inklusionskoordinatorin beim Kreis. Gemeinsam mit den Schulen versucht sie Netzwerke zu knüpfen, wie sie sagte. Immer sei es das Ziel, für alle Kinder die bestmöglichen Bedingungen zu finden. Dabei läuft zur Zeit das Modell integrativer Lerngruppen aus. Statt dessen wird gemeinsames Lernen angestrebt oder aber auch Lernen in der Klasse nach einem individuellen Lehrplan für ein Kind. Dies ist mehr Aufwand für die Lehrer, da hier zum Beispiel auch die Zeugnisse nicht in Noten, sondern als Text verfasst werden müssen.

Da es keine Einzelförderung mehr gibt, erhalten alle Schulen eine Art Budget mit Förderstunden. Diese müssen dann entsprechend auf alle Klassen verteilt werden. Nur in Einzelfällen, zum Beispiel bei motorischen Störungen eines Kindes, ist eine individuelle Förderung noch möglich. Bei seh- oder hörbehinderten Kindern werden oft Fachlehrer von außen eingebunden, doch ist das Kontingent der Spezialisten begrenzt. Wie es überhaupt an Fachkräften mangelt. In der Regel gibt es pro betroffenem Kind im Durchschnitt 2,9 Stunden im Budget, insgesamt 151 vorgesehene Stellen von Fachkräften flächendeckend für alle Schulen im Kreis Viersen. Dazu zählen aber auch die Lehrer in den Förderschulen. Diese sind bekanntlich nicht abgeschafft, wie Anne Peeters betonte, sondern im Kreisgebiet mit Schwerpunktaufgaben konzentriert worden.

Generell soll der Elternwille entscheiden. Ab dem dritten Schuljahr kann ein Förderbedarf geltend gemacht werden. Das Kind soll sich zunächst in der Schulwelt orientieren können. Ist der Förderbedarf aber erkennbar, ohne dass die Eltern darauf reagieren, können auch die Schule selbst oder das Jugendamt den Förderbedarf anmelden.

Im letzteren Fall tritt das Jugendamt als Träger einer Rehabilitationsmaßnahme auf, so Mark Engelhard vom Kempener Jugendamt. Es prüft die Merkmale, die zu einer eventuellen Förderung führen können. Geprüft werden hier nicht so sehr körperliche Behinderungen, sondern die seelische Gesundheit des Kindes. Dazu gehört dann zum Beispiel auch eine Abweichung von der üblichen Altersentwicklung. Ausgehend von einem fachlichen Gutachten von Ärzten oder Psychologen suchen die Mitarbeiter des Amtes den Kontakt mit der Familie. Sie beobachten das Kind sowohl in der Familie als auch in der Schule. Rund zwei Tage nehmen sie sich dafür Zeit. Es gilt, die geeignete Hilfe für ein Kind zu finden. Schließlich, so Engelhard, soll es beispielsweise nicht durch einen Integrationshelfer an seiner Seite zusätzlich in der Klasse stigmatisiert werden. Auch muss von vornherein klar sein, dass ein Helfer nur zur sozialen Integration da ist und keinerlei pädagogischen Aufgaben übernimmt.

Bei beiden Vorträgen wurde deutlich, dass es eben schwierig ist, den Gesetzestext in praktisches Handeln umzusetzen. Den optimalen Weg gibt es noch nicht, aber es wird keinesfalls wieder den Schritt zurück zum Nebeneinander von Regelschule und Förderschule geben, machte Kempens Schuldezernent Michael Klee deutlich. Auch wenn, wie Ausschussvorsitzender Gerd-Wilhelm Stückemann (CDU) bemängelte, die Wege für die Kinder zu den Förderzentren im Kreis oft recht weit sind.

Dazu passt eine Mitteilung von Michael Klee in der jüngsten Sitzung des Kempener Schulausschusses. Die Bezirksregierung hat der frühzeitigen Auflösung der Johannes-Hubertus-Schule in St. Hubert zugestimmt. Bislang wurde sie als Dependance der Willicher Pestalozzi-Schule geführt, hat aber jetzt zu geringe Schülerzahlen.

(sr)
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