Stadt Kempen Projekte um die Burg im Längsschnitt

Für den modernen Dienstleistungsbetrieb Kreisarchiv ist sein jetziges Quartier, die ehemalige kurkölnische Landesburg, auf Dauer ungeeignet. Ihre Nutzfläche beträgt eben nur 2500 Quadratmeter. Schon jetzt benötigt das Archiv für seine wachsenden Quellenbestände zwei zusätzliche Magazine in Dülken und Kempen. "Was wird aus der Burg?" ist die Frage, die in diesem Jahr die Kempener Bürger umtreibt - und die Entscheidungsträger von Kreis und Stadt.

"Die Burg müssen wir in den Blick nehmen", hatte Klosterhof-Investor Ralf Schmitz im April 2013 beim Richtfest des neuen Klosterhofs angekündigt. "Das wäre der nächste Meilenstein für die Stadt." Damit signalisierte Unternehmer Schmitz allerdings keine Übernahmeabsicht, wie viele Kempener argwöhnen. Er bot, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, lediglich seine Hilfestellung an.

Umnutzungs- und Erweiterungspläne für die Burg sind nicht neu. Bereits in den frühen 1950er-Jahren suchte die Kreisverwaltung Hände ringend nach Lösungen für ihren Raummangel. Im Januar 1954 startete Oberkreisdirektor Ludwig Feinendegen (Amtszeit: 1945-1960) einen Ideenwettbewerb für einen Ergänzungsbau mit 115 Räumen in unmittelbarer Nähe der Burg. Aber die im Mai 1954 prämierte Lösung - ein Anbau im Burgwäldchen - löste Proteste der Kempener Bürgerschaft aus: Sie wollte die Grünfläche nicht verschandelt sehen. Im November 1954 sprach der Stadtrat sich gegen jeden Anbau an die Burg aus. Das war, wohl gemerkt, kein bindender Beschluss, sondern nur eine Anregung.

Im Mai 1955 beschloss der Kreistag einen Verwaltungsneubau auf dem Grundstück der Villa Horten, in der damals die Stadtverwaltung untergebracht war. Aber das Gebäude gehörte zu dieser Zeit noch dem Bund, der nach der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht (1955) an eine Nutzung als Kreiswehrersatzamt dachte, und so blieb das schöne Patrizierhaus aus dem Jahre 1870 stehen. Im Oktober 1955 wurde schließlich erwogen, in der Nähe des Von-Loe-Denkmals einen sternförmigen Bau zu errichten, 18 Meter hoch, mit 108 Räumen. Das wurde durch den Landeskonservator verhindert, und 1961 zog der Kreis in das umgebaute Franziskanerkloster und einen daneben errichteten Neubau - und 1984 in die neue Kreisstadt Viersen. Woraufhin die Burg, nun frei geworden von zahlreichen Dienststellen, nach entsprechenden Umbauten die Kreisvolkshochschule, die Kfz-Zulassungsstelle und vor allem das Kreisarchiv und das Stadtarchiv Kempen aufnahm. Doch beiden Ansprüchen genügt das Gebäude heute nicht mehr.

Wenn das Archiv auszieht - was dann? Vom 27. bis zum 30. April dieses Jahres loteten 18 Architektur-Studenten bei einer Ideenwerkstatt in der Burg aus, welche künftigen Möglichkeiten es für das 1400 fertig gestellte Kastell gibt. Größter gemeinsamer Ergebnis-Nenner war, den Burggraben als Stadtgewässer zu nutzen und den Parkplatz abzuschaffen, weil er den Zugang zur Burg versperre. Ansonsten reichten die Ideen von der Burgbrauerei über eine Kletterwand am Turm bis zum Dachrestaurant; vom Volkshochschul-Quartier über die Nutzung für Hochzeiten, Kultur-Events und Seminare bis zum Open-Air-Theater auf der Burgwiese.

Die Ideenflut soll kanalisiert werden. Für den Herbst dieses Jahres ist die Sitzung einer Jury aus Fachleuten vorgesehen, bei der die Ergebnisse bewertet werden sollen. Außerdem will man die verschiedenen Vorschläge öffentlich ausstellen. Unabhängig davon wird sich eine vom Kreis Viersen und der Stadt Kempen gemeinsam getragene Machbarkeitsstudie anschließen, die konkrete Nutzungsoptionen aufzeigen soll.

(hk-)
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