Stadt Kempen Propsteikirche: Warten auf den Wanderfalken

Stadt Kempen · Mitglieder der Nabu-Ortsgruppe Kempen haben am Turm der Pfarrkirche einen Nistkasten angebracht. Der soll dem am Niederrhein fast ausgestorbenen Greifvogel einen neuen Brutplatz bieten.

 Hoch oben am Turm der Kempener Propsteikirche ist die Luke zu erkennen, hinter der sich der Nistplatz für die Wanderfalken befindet.

Hoch oben am Turm der Kempener Propsteikirche ist die Luke zu erkennen, hinter der sich der Nistplatz für die Wanderfalken befindet.

Foto: NABU

Auf dem Gitterrost zerteilen die Altvögel die Nahrung für die Jungen in schnabelgerechte Stücke. Zudem ist er eine Absturzsicherung für die Jungen, wenn sie das Nest für ihre ersten Flugübungen verlassen. Seit Mitte November ist die Kempener Innenstadt um eine ornithologische Attraktion reicher. Schaut man aus Richtung Enger-, Kuh- oder Peterstraße auf die Propsteikirche ist der außen an der obersten Luke unter dem Kreuz Richtung Engerstraße angebrachte 40 x 60 Zentimer große Gitterrost gut zu sehen. Es der Eingang zu einem Nistkasten für die Wanderfalken.

Errichtet haben den Kasten samt Gitterrost Mitglieder der Kempener Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu). Deren Vorsitzender Hans Palm ist sehr stolz, dass es gelungen ist, gemeinsam mit der Propsteipfarre diese Anflugstelle für die hierzulande zunehmend vom Aussterben bedrohten Wanderfalken zu installieren. Finanziert werden konnte das Projekt mit finanzieller Unterstützung von Sponsoren.

Angespornt hat die Kempener Naturfreunde möglicherweise der Erfolg von Herbert Weghs. Das Nabu-Mitglied aus Hüls hatte Anfang dieses Jahres eine ähnliche Aktion im Turm der Pfarrkirche St. Cyriakus gestartet. Dort wurde eine Brutnische für Wanderfalken eingerichtet und Anfang Mai ein erstes Jungtier entdeckt. Das ist bereits wenige Wochen später gesund und munter ausgeflogen.

"Von der ersten Idee und der freundlichen Genehmigung durch Propst Dr. Eicker und den Kirchenvorstand bis zur endgültigen Umsetzung verging einige Zeit, da zwischenzeitlich keine Mitstreiter für den Bau des relativ großen Nistkastens zur Verfügung standen", berichtet Palm.

Der Kasten musste zunächst von Nabu-Mitgliedern am Boden komplett nach Zeichnung aus Siebdruckplatten gebaut und dann wieder auseinander genommen werden. "Anschließend wurden die Holz-Einzelteile einschließlich 25 Kilo Kies für die Bodenbedeckung, Gitterrost, Vierkantstangen und Arbeitsmaterialien über etwa 240 Stufen und drei steile Leitern nach oben auf die enge Plattform geschafft" erzählt Palm. Dort passten die beiden Tischler Heinz Genneper und sein Sohn Simon ehrenamtlich die Teile an die schwierigen örtlichen Verhältnisse fachgerecht an.

Nicht nur die Kempener NabuGruppe, sondern auch alle anderen Naturfreunde hoffen jetzt auf die Ankunft eines Wanderfalkenpärchens, das mit der Brut im März beginnen könnte. Hans Palm: "Wanderfalken, die bisher nicht brüten, halten ständig Ausschau nach freien Revieren. Manchmal versuchen sie auch, angestammte Vögel aus ihrem Revier zu vertreiben. Dabei kommt es dann zu sogenannten Revierkämpfen."

Aktionen wie die im Kirchturm der Kempener Propsteikirche sind nach Einschätzung des Experten Palm weiterhin notwendig. Insbesondere durch das Jagdverbot, aber auch durch die Schaffung neuer Nistmöglichkeiten würden sich die Bestände aller Greifvögel als wichtige Glieder im Naturgefüge langsam erholen, obwohl die illegale Greifvogelverfolgung nicht nur im Kreis Viersen, sondern auch deutschlandweit nach wie vor praktiziert wird.

Die Nabu-Ortsgruppe Kempen plant, den Nistkasten mit einer Internetkamera auszustatten, um live vom Leben und Aufwachsen der Wanderfalken zu berichten. Ein entsprechender Antrag liegt der Prop-steipfarre bereits vor. Die Naturfreunde hoffen, dass er ebenso wohlwollend geprüft und genehmigt wird wie die Installation des Nistkastens.

(RP)
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