Stadt Willich Rauchverbot: Wirte wollen entscheiden

Stadt Willich · Der Wirbel um das Rauchverbot in Kneipen geht weiter. In der Politik gab es jüngst Bestrebungen, die strikte Regelung ein wenig zu lockern. Dann wieder doch nicht. Das ewige Hin und Her geht vielen Gastronomen auf die Nerven.

 Seit 2013 müssen Gaststättenbesucher nach draußen gehen, wenn sie rauchen möchten. Das gefällt zwar den Nichtrauchern, doch mancher Anwohner wird so durch laute Gespräche gestört.

Seit 2013 müssen Gaststättenbesucher nach draußen gehen, wenn sie rauchen möchten. Das gefällt zwar den Nichtrauchern, doch mancher Anwohner wird so durch laute Gespräche gestört.

Foto: Stephan Köhlen

"Wenn die das durchkriegen, können die hier frei trinken", sagt lächelnd der Wirt des Bierhauses "Alt Willich", Oliver Voorter. Er meint Politiker von CDU und FDP, die im Landtags-Wahlkampf davon sprachen, das Rauchverbot lockern zu wollen, und dann aber doch wieder davon abrückten. Voorter, der in seiner Kneipe auch Live-Übertragungen von Borussia Mönchengladbach zeigt, spricht von durch das Rauchverbot verursachte Umsatzeinbußen von bis zu 40 Prozent.

"Jetzt haben sich alle daran gewöhnt. Sicherlich könnte man das Verbot etwas lockern, nicht aber zu den Zeiten, in denen in den Lokalen gegessen wird - vielleicht aber abends, wenn die Küche schließt, das Rauchen im Thekenbereich erlauben", sagt Andrea Tinelli, die Pächterin der Gaststätte Maaßen, die sich direkt gegenüber dem Bierhaus "Alt Willich" befindet. "Bei uns haben wir nicht dieses große Problem, denn es gibt hier einen Biergarten, in den sich die Raucher zurückziehen können", ergänzt die Wirtin. Ähnlich kommentiert es der Wirt der Gaststätte "En de Hött", Martin Kraemer. Auch dort existiert ein überdachter Biergarten. Allerdings weisen die Gastronomen auch auf die Belästigungen der Anwohner hin, wenn am späten Abend in der warmen Jahreszeit draußen geraucht und geklönt wird.

Schon jetzt handhaben die Bundesländer das Thema Rauchen in Gaststätten sehr unterschiedlich. So darf teilweise in kleineren Kneipen geraucht werden, andernorts wurden in Gaststätten und Discos abtrennbare Raucherbereiche geschaffen. Seit 2013 gibt es in Nordrhein-Westfalen die strengen Nichtraucher-Regeln, die die Landtagsfraktion der FDP nun etwas aufweichen möchte: Nichtraucherschutz ja, aber nicht von vornherein ein strikte Bevormundung von Gastwirten und Gästen. Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Dietmar Brockes, will zur früheren Eckkneipen-Regelung zurückkehren. Demnach könne der Wirt über das Rauchen oder Nichtrauchen entscheiden, sofern dessen Kneipe nicht größer als 75 Quadratmeter ist, die Gäste nicht unter 18 Jahre als sind und dort keine dort zubereiteten Speisen angeboten werden.

"Sicherlich ist das Rauchverbot derzeit der größte Schutz für die Mitarbeiter und Gäste, aber ich hätte gegen die Möglichkeit, für das Rauchen separate Räume oder Bereiche anzubieten, nichts einzuwenden", sagt Josef Hiller vom Restaurant "Kaiserhof" im Schiefbahner Unterbruch. Man müsse halt die technischen Voraussetzungen schaffen. Hiller selbst habe vor Jahren, als es das strikte Verbot noch nicht gab, für den Barbereich eine hocheffiziente Absaugvorrichtung installiert. "Da war damals die Luft für die Raucher besser als anderswo", ergänzt Hiller. Auch er sieht die generelle Befürchtung, dass es in den Sommermonaten draußen zu einer Belästigung für die direkten Anwohner komme.

"Wie früher, das wäre gut", meint der Wirt des Anrather Restaurants "Zur Post", Ulrich Lohmanns. Er hat dort in seinem Lokal verschiedene Bereiche. So könnte man den Essbereich durch eine vorhandene Schiebetür strikt vom Thekenbereich trennen. Gegen eine Auflockerung ist indes der Schiefbahner Gastronom Ralf Müller, der an der Arnold-Leenen-Straße ein reines Speiselokal hat. Müller: "Keine Trennung, die Kunden haben sich an das Rauchverbot gewöhnt. Es ist gut so, wie es jetzt ist."

"Kein Handlungsbedarf", meint außerdem der Wirt der Gaststätte Rosental an der Gelderner Straße in St. Tönis, Horst Stamms. Dort können die Gäste ihre Zigarette draußen unter einer Überdachung rauchen. Beschwert habe sich darüber noch kein Anwohner. Keine Veränderung wünscht ferner der Chef des Lokals "Ravvivi", Rino Caruana. Er sagt: "Meine Gäste wissen das schon zu schätzen, dass sie hier ohne Rauch ihr Essen zu sich nehmen können." Auch auf seinen Kegelbahnen werde nicht geklagt: "Etwa 80 Prozent der Kegler sind sowieso Nichtraucher, und die andern können kurz nach draußen gehen."

Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes war davon die Rede, dass aktuell auch die CDU vom strengen Nichtraucherschutz abrücken will. Das ist so nicht richtig und wurde entsprechend im Text korrigiert.

(wsc)
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