Kreis Viersen Rettungsdienst wird häufiger gerufen

Kreis Viersen · Der Rettungsdienst wird immer häufiger angefordert. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Wichtigste Botschaft für die Bürger: Nur in ganz seltenen Fällen unterschreiten die Rettungsdienste die Hilfsfristen. Das ist die Zeit, in der sie auf jeden Fall am Einsatzort eintreffen müssen.

Die Kreisverwaltung legte jetzt dem zuständigen Ausschuss des Kreistags einige Zahlen vor. Die 13 Rettungswagen, die in Kempen, Nettetal, Schwalmtal, Viersen und Willich stationiert sind, wurden vergangenes Jahr zu 26.311 Einsätzen gerufen, fast acht Prozent mehr als im Vorjahr. 2014 waren es 24.382 Einsätze, im Jahr 2013 noch 23.286. Bemerkenswert ist, dass die Notarzteinsätze sich in allen drei Jahren stabil um 10.550 Fälle eingependelt haben. Sie begleiten die Rettungswagen, wurden aber nicht einmal in jedem zweiten Fall benötigt.

Das öffnet Raum zur Spekulation. Möglicherweise sei das eine Folge dessen, dass die Notdienstpraxen verringert wurden, meinte Manfred Wolfers jun. (CDU). Womöglich wirke sich die zunehmende Überalterung der Bevölkerung aus. "Die Entwicklung macht jedenfalls ein bisschen nachdenklich", fügte er hinzu.

Genau erforscht hat der Kreis die Ursachen nicht. Hans-Georg Strompen, Leiter des zuständigen Fachamtes in der Verwaltung, geht davon aus, dass "meist Angehörige zum Hörer greifen". Missbrauch schließe er weitgehend aus. "Die tauben Nüsse werden schon mit dem Anruf aussortiert", sagte er. Hermann Rubbert (Fraktion Freie Alternative) fragte, ob in Krankenhäusern in Einzelfällen "Gefälligkeitsbescheinigungen" ausgestellt werden, wenn ein Einsatz nicht erforderlich gewesen sei. Er könne sich vorstellen, dass RTW auch von Patienten gerufen werden, die einen Termin im Krankenhaus hätten und sich die Taxi-Kosten sparen wollten. Strompen konnte es sich nicht vorstellen.

Eventuell wird die Zahl von Einsätzen auch steigen, weil der Rettungsdienst zu Flüchtlingsunterkünften gerufen wird, meinte Marcus Lamprecht (Grüne). Ob das wirklich ins Gewicht fällt, werde sich erst zeigen, entgegnete Strompen. Die bisherige Erfahrung zeige aber, dass in Unterkünften mit geeigneten Ansprechpartnern solche Einsätze nicht leichtfertig ausgelöst werden. Hilfreich sei die Präsenz von Medizinern in den großen Unterkünften, etwa künftig in Elmpt auf dem früheren Militärgelände.

Nicht weiter diskutiert wurde der Hinweis von Dieter Lehmann (FDP), dass der ärztliche Notdienst Lücken aufweise. Zu bestimmten Zeiten würden dort Anrufe nicht entgegengenommen oder Patienten würden am Telefon darauf vertröstet, es komme jemand in fünf oder erst sechs Stunden.

(RP)
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