Stadt Kempen Schon viele Ideen für den Westpol

Stadt Kempen · Der Zechenförderverein in Tönisberg lässt sich nicht beirren. Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der ehemaligen Schachtanlage haben eine Zukunft. Auch einen potenziellen Investor soll es schon geben.

 Blick in die große Halle, in der der zu Tage geförderte Abraum aus den Gruben verladen wurde. Zum Teil wurde er in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zechengelände in einer ehemaligen Kiesgrube verfüllt. Der größte Teil wurde mit Lastwagen zur großen Halde nach Neukirchen-Vluyn gebracht.

Blick in die große Halle, in der der zu Tage geförderte Abraum aus den Gruben verladen wurde. Zum Teil wurde er in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zechengelände in einer ehemaligen Kiesgrube verfüllt. Der größte Teil wurde mit Lastwagen zur großen Halde nach Neukirchen-Vluyn gebracht.

Foto: Kaiser

Man glaubt es kaum, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen und sich von den rührigen Mitgliedern des Fördervereins beim Ortstermin hat beschreiben lassen. "Das Gelände und die Gebäude haben eine Zukunft", sagten gestern Peter Kunz und Bernhard Burchardt im Gespräch mit der Rheinischen Post.

Die beiden Mitglieder des Zechenfördervereins montierten neben der Kastenbockwindmühle in Tönisberg ein neues Schild. Das soll interessierten Besuchern künftig den Weg weisen zum Zechendenkmal, das nur ein paar hundert Schritte von der Windmühle, dem Wahrzeichen Tönisbergs, entfernt liegt. Von dort aus ist die Spitze des Förderturms gut zu sehen.

 Bernhard Burchardt (links) und Peter Kunz montierten gestern das neue Hinweisschild am Platz an der Windmühle.

Bernhard Burchardt (links) und Peter Kunz montierten gestern das neue Hinweisschild am Platz an der Windmühle.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Und wer über den Feldweg Richtung Wald geht, kommt alsbald an das Gelände, das über viele Jahre einen Teil der Geschichte des Ruhrbergbaus mitbestimmt hat. Am Tor der Firma Naue geht der Wanderweg in Richtung Wartsbergsiedlung. Dort, wo noch heute ehemalige Bergleute mit ihren Erinnerungen an ein arbeitsreiches Leben unter Tage wohnen.

Peter Kunz kennt den Bergbau aus eigenem Erleben. Der 43-Jährige ist in einer Bergarbeiterfamilie aufgewachsen, sein Vater hat viele Jahre auf der Zeche Niederberg malocht. Der kleine Peter hat ihn oft am Werkstor der Schachtanlage, das heute die Zufahrt zum Betriebsgelände der Firma Naue auf dem Wartsberg ist, nach der Arbeit abgeholt.

 Der frühere Haupteingang zum Zechengelände - rechts ist die ehemalige Pförtnerloge zu sehen: Die Gebäude werden seit Jahren von der Firma Naue genutzt. Sie will 2017 den Standort aufgeben.

Der frühere Haupteingang zum Zechengelände - rechts ist die ehemalige Pförtnerloge zu sehen: Die Gebäude werden seit Jahren von der Firma Naue genutzt. Sie will 2017 den Standort aufgeben.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Kunz und sein Mitstreiter Burchardt sind überzeugt, dass man aus dem gesamten Gelände etwas machen kann. Viele Ideen sind bereits entwickelt. Immer mit dabei ist der Naturschutzbund Nabu. Dessen Bezirksvorsitzender Reiner H. Rosendahl steht ebenso hinter dem Projekt. Es könnte ein Naturschutzzentrum entstehen, kombiniert mit Handwerksbetrieben etwa aus der Geothermie- oder Solarbranche. "Wir wollen umweltverträgliche Firmen, die keinen Lärm und keine Abgase erzeugen", sagt Kunz. Ein Chemiebetrieb, wie ihn derzeit noch der Spezialfolienhersteller Naue darstellt, kommt da nicht in Frage.

Zechenfreunde und Nabu arbeiten an einem Konzept, wie das Gelände und die Gebäude künftig einmal genutzt werden könnten. Es gibt bislang viele Ideen, indes noch keine konkreten Pläne. Die braucht es aber, damit finanzielle Förderung beantragt werden kann. Dazu müssen die Zechenfreunde das Gelände erst genauer erkunden und vermessen. Noch gehört alles der Ruhrkohle AG. Mit deren Immobilientochter ist man im Gespräch. Gestern Morgen hat Kunz mit seinen Gesprächspartnern wieder telefoniert. Es ging noch mal um einen Besichtigungstermin. Allein will die RAG niemanden aufs Gelände oder in die maroden Gebäude lassen - aus Sicherheitsgründen. Das ist durchaus nachvollziehbar.

Kunz erzählt von einem möglichen Investor, der das Gelände komplett von der RAG übernehmen würde. Einen Namen nennt er nicht. "Aber es ist jemand, der sehr an Rheinischer Industriegeschichte interessiert ist und bereits einige Denkmäler besitzt", lässt Kunz sich dann doch entlocken. Der Mann habe viel Erfahrung im Umgang mit derartigen Industriebrachen. Die RAG hat Gesprächsbereitschaft mit dem Investor signalisiert. Es gab schon einen Ortstermin. Zu welchem Preis der westlichste Punkt des Ruhrbergbaus zu haben ist, ist derzeit offen. Ob das Areal für einen symbolischen Preis von einem Euro den Besitzer wechseln könnte? Nichts scheint derzeit ausgeschlossen. Es entwickelt sich etwas auf dem Wartsberg. Die Zechenfreunde hoffen auf weitere Unterstützung - auch von der Stadt Kempen und aus der Kempener Politik. Mit dem neuen Wegweiser zum "Westpol" haben Kunz und Burchardt gestern schon einmal ein Zeichen gesetzt.

(RP)
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