Gemeinde Grefrath Schüler machen ein Elternpraktikum

Gemeinde Grefrath · Unruhige Nächte, Flasche und Windel müssen sie immer griffbereit zur Hand haben. Zwölf Schüler der Schule an der Dorenburg erfuhren, was es heißt, Eltern zu sein. Das Projekt Elternpraktikum war zu Gast.

 Ein dutzend Schüler der Grefrather Sekundarschule weiß jetzt ganz genau, wie es ist, wenn man ein Baby hat. Besonders die Nächte sind sehr anstrengend.

Ein dutzend Schüler der Grefrather Sekundarschule weiß jetzt ganz genau, wie es ist, wenn man ein Baby hat. Besonders die Nächte sind sehr anstrengend.

Foto: wolfgang kaiser

"Na, gut geschlafen?", die Frage von Helmi Röhrig, Schulleiterin der Schule an der Dorenburg, löst bei den zehn Schülerinnen und den zwei Schülern, die im Stuhlkreis vor ihr sitzen, ein Lächeln und allgemeines Nicken aus. "Auf jeden Fall besser als die erste Nacht", meint Michelle (15). Der Grund für die vergangenen unruhigen drei Nächte heißt Baby, genauer gesagt Babysimulator. Insgesamt zehn Babypuppen sind es, die die Schüler, die Köpfchen der Puppen vorsichtig stabilisierend, in den Armen halten. Für vier Tage mutierten die Achtklässler dank des Einsatzes der Puppen zu Eltern.

Wobei sie alle realistisch erlebten, was es heißt, wenn das Baby nachts schreit, weil es Hunger hat oder einfach nur unruhig ist. "Wir haben die Babypuppen auf normal programmiert. Das heißt, es ist ein ganz normales Durchschnittsbaby im Alter zwischen vier und sechs Wochen", erklärt Hanne Kastner vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) Viersen, der das Projekt Elternpraktikum nun schon zum zweiten Mal im Rahmen der Projektwoche an der Grefrather Sekundarschule durchgeführt hat. Ziel ist es, den Schülern zu zeigen, was es heißt, Eltern zu sein und die Verantwortung für ein Baby zu übernehmen.

Die Schüler betreuen 24 Stunden am Tag, vier Tage lang, die Babypuppen, die wie echte Babys schreien, schlafen, husten und glückliche Laute von sich geben. Ein jeder teilnehmender Schüler trägt dabei einen nicht entfernbaren Sender per Armband, so dass niemand sein Baby jemand anderem zur Versorgung überlassen kann. Alle Abläufe werden aufgezeichnet, denn es gibt zum Abschluss des Projektes eine Reflektion, wie die einzelnen Eltern sich um ihr Baby gekümmert haben. "Die Aufzeichnung zeigt uns, ob ein Baby unversorgt blieb oder ob jemand das Köpfchen nicht ordnungsgemäß stabilisiert hat oder gar sein Baby geschüttelt hat", erklärt Claudia Straßburg vom SKF Viersen.

Das richtige Umgehen mit dem Nachwuchs lernen die Schüler vorab. Zudem gehören Unterrichtseinheiten zu Themen wie Verhütung, Partnerschaft, Lebensplanung und Kosten eines Babys mit zum Projekt. Das Schwierigste aber war die Praxis an sich, sind sich die Schüler einig. Sie stresste nämlich alle. "Die ersten beiden Tagen waren sehr anstrengend. Ich habe wirklich überlegt, ob ich aus dem Projekt aussteige. Das Baby schrie jede halbe Stunde und es war einfach nur stressig", gibt Sarah ehrlich zu.

Sie habe viel gelernt und wisse ganz genau, dass sie später sicher einmal Kinder haben werde, aber auf keinen Fall in so jungen Jahren, fügt die 14-Jährige an. "Die Nächte waren anstrengend", meint auch Batuhan (14), der gemeinsam mit dem gleichaltrigen Hagen einen Babysimulator betreute. "Man wird schon komisch angeschaut, wenn man mit so einer Babypuppe unterwegs ist. Eine ältere Dame dachte glattweg, es wäre ein echtes Baby", berichtet die 14-jährige Dilara von ihren Erlebnissen. Auch für sie steht fest: Kinder ja, aber erst wenn sie älter ist und fest im Beruf steht.

(tref)
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