Stadt Kempen St. Josef: Wie aus der Notkirche ein richtiges Gotteshaus wurde

Stadt Kempen · Am kommenden Samstag feiern die Kempener Katholiken das 25-jährige Bestehen der Kirche.

 Der Kirchturm von St. Josef wird von den Kamperlingsern liebevoll der Zeigefinger oder auch Bleistift Gottes genannt. So schlank, wie er ist, bietet er doch sechs Glocken Platz.

Der Kirchturm von St. Josef wird von den Kamperlingsern liebevoll der Zeigefinger oder auch Bleistift Gottes genannt. So schlank, wie er ist, bietet er doch sechs Glocken Platz.

Foto: Wolfgang Kaiser

Schon von weitem ist er zu sehen, der schlanke Kirchturm der Kirche St. Josef in Kamperlings. Für die einen ist er der Zeigefinger Gottes, der in den Himmel ragt. Andere nennen ihn ebenso scherzhaft Bleistift Gottes. Er ist auf jeden Fall ein markantes Wahrzeichen der am 3. März 1990 durch den mittlerweile verstorbenen Bischof Dr. Klaus Hemmerle eingeweihten Kirche. Am Samstag wird das 25-Jährige der Weihe gefeiert.

Zuvor stand an dieser Stelle eine Kirche aus Fertigbauteilen. Von außen kaum als Kirche zu erkennen. Ende der 1960er-Jahre errichtet, zeigte sie schon bald Verschleißerscheinungen. Feuchtigkeitsflecken an den Wänden zum Beispiel, da das Regenwasser durch die undichten Fenster die herablief. Anfang der 1980er-Jahre gab es immer mehr Stimmen für den Neubau einer "richtigen" Kirche. Doch das Geld war damals schon knapp beim Bistum. Allerdings lohnten auch die ständigen Reparaturen an der vorhandenen Kirche nicht mehr. 1983 fiel dann der Entschluss zum Neubau. Mit zahlreichen Aktivitäten, sogar mit einer Lotterie, wurden die Eigenmittel der Gemeinde zusammen getragen. Immer mit dabei Pfarrer Manfred van Holtum, der mit viel Beharrlichkeit den Plan von der neuen Kirche vorantrieb. Ebenso der damalige Kaplan Heiner Schmitz. Beide sind übrigens inzwischen in Aachen tätig. Van Holtum wurde gerade zum Dompropst ernannt, Schmitz ist als Domkapitular Leiter der Abteilung Pastoralpersonal.

Damals gründete sich auch der Kirchbauverein. Es wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, die fünf entstandenen Entwürfe in einer Ausstellung der Gemeinde präsentiert. Wichtig war immer, dass die Gemeinde durch die Gottesdienste und Informationsabende in die Planungen einbezogen wurde. So mancher ältere Kamperlingser mag sich noch an die Spaziergänge zu "seiner" Kirchbaustelle erinnern, die dann stets mit den Nachbarn kundig kommentiert wurde. Gebaut wurde die Kirche vom Aachener Architektenteam Schmitz-Curbach.

Der Kirchturm bildet einen Mittelpunkt zwischen Kirche und Gemeindezentrum sowie den Verwaltungsräumen. So schlank, wie er ist, bietet er doch sechs Glocken Platz. In einem Halbrund bilden die Gebäudeteile einen kleinen Hof - gern von der Gemeinde genutzt als Begegnungsort nach den Messen oder auch am Osterfeuer. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die Firsthöhen ausgehend vom Verwaltungsgebäude über das Pfarrzentrum ansteigen, um dann im großen Zeltdach der Kirche aufzugehen. Das Zeltdach sollte einen ganz wesentlichen Punkt im Gemeindeverständnis von St. Josef symbolisieren. Einmal bietet es in seiner Weite Schutz und Geborgenheit. Die Kirche bietet viel Raum im wahren Sinne des Wortes. Daher auch die enge, offene Verbindung von Kirche zu den übrigen Räumen. Gleichzeitig stand der Gedanke des Zeltes immer auch für den Aufbruch, für die Bereitschaft, Neues zu beginnen. Und über den Gläubigen tut sich durch viele kleine Lichter im wahren Sinne des Wortes ein Sternenhimmel auf.

Das gottesdienstliche Geschehen findet ganz im Sinne der Gesamtkonzeption auf einer Ebene mit der Gemeinde statt. Nur wenig ist der Altarraum erhöht. Altar, Ambo und der Taufstein in der kleinen am Eingang der Kirche gelegenen Taufkapelle wurden vom Steinbildhauer Ulrich Rückriem geschaffen. Sie alle wurden aus einem großen Granitblock herausgeschlagen. Hinter dem Altarraum erhebt sich nach Nordwesten das Pfingstfenster. Es ist das größte Fenster in der Kirche. Mit seinen großen farbigen Flächen lädt es zur Meditation ein, vor allem wenn das Sonnenlicht mit den Farben spielt.

In der Kirche vereinen sich Kunstgegenstände aus der alten Notkirche wie die Bronzeplastiken von Tisa von der Schulenburg mit moderner Kunst. Für den Altarraum schuf die Kempener Künstlerin Edith Stefelmanns ein strahlend rotes Kreuz - Sinnbild von Tod, Auferstehung und Leben, wie sie einmal bei der Vorstellung des Kunstwerkes sagte.

Seit 1997 gibt es auf der Empore auch eine "richtige" Orgel. Auch hier war zur Finanzierung mal wieder die Kreativität der Gemeinde gefragt. Sie stammt aus der Werkstatt des Brüsseler Orgelbauers Patrick Collon.

Stolz ist die Gemeinde auf ihr Engagement in vielen Bereichen, nicht nur wenn es darum geht, die eigene Kirche zu bauen oder zu verschönern. In einer im Jahr 2000 erschienen Broschüre zum "Gesamtkunstwerk Kirche St. Josef" heißt es: "Vieles, was heute auch in anderen Gemeinden praktiziert wird, gab es für Kempen in Kamperlings zum ersten Mal: Laien als Kommunionhelfer, Messdienerinnen, Laienpredigt..." Auch die "Hobelspäne", die die ersten Gottesdienste mit modernen Liedern gestalteten, gehören dazu.

Außerdem gab und gibt die katholische Gemeinde vielen Organisationen ein Forum. Die Kempener Amnesty-Gruppe hat hier ihre Wurzeln. Die Gemeinde St. Josef unterstützt seit vielen Jahren das Aids-Waisenhaus der Missionsstation der Oblaten-Gemeinschaft in Okatana in Namibia. Mit Spendengeldern wird dort regelmäßig eine Suppenküche für die bedürftigen Kinder finanziert. Ganz bodenständig in der Geschichte von Kamperlings verwurzelt ist die Verbindung mit der Marien-Schützenbruderschaft Hüskes-Krone.

(sr)
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