Stadt Kempen Stadt sammelt Altkleider künftig selbst

Stadt Kempen · Kempen beteiligt sich ab dem kommenden Jahr an einem kreisweiten Versuch. Erstmals stellt die Stadt selbst Altkleidercontainer auf. Damit sollen kommerzielle Betriebe, die teilweise illegal sammeln, zurückgedrängt werden.

In der Thomasstadt starten mit dem 1. Januar 2015 einige Neuerungen bei der Abfallentsorgung. Um die zunehmende Präsenz von gewerblichen Sammlern von Altkleidern im Stadtgebiet zurückzudrängen, übernimmt die Stadtverwaltung nun selbst die Sammlung. Im Kempener Stadtgebiet werden in städtischer Regie 17 Container für Alttextilien aufgestellt. Die Verwertung der Altkleider erfolgt über den hiermit beauftragten Kreis Viersen. Die Stadt Kempen gehört nach Willich sowie den Gemeinden Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal zu den fünf Kommunen im Kreis Viersen, in denen nun eine zunächst einjährige Pilotphase beginnt.

Hintergrund der Änderung ist eine neue EU-Richtlinie im Kreislaufwirtschaftsgesetz, die vor allem gewerblichen Sammlern das Geschäft erleichtert, wenn Kommunen keine eigene Sammlung organisieren. Der Kreis Viersen hat reagiert und das Pilotprojekt bereits im vergangenen Jahr beschlossen. "Die Kommunen im Kreis Viersen beklagen sich zunehmend über aufgestellte Altkleidercontainer von illegal agierenden gewerblichen Sammlern", sagt Dorothee Kleinermanns vom Abfallbetrieb Kreis Viersen. Diese sparen sich die Nachfrage bei der Kommune, ob eine Erlaubnis zur Sammlung erteilt wird, und greifen die in ihre meist auf Privatgrundstücken aufgestellten Container eingeworfenen Altkleider für den privaten Gewinn ab. Dabei lässt die Pflege der Standorte oft zu wünschen übrig. Hinzu kommen Sammlungen mit Wäschekörben ohne Griffe, die ungefragt für kurze Zeit in Vorgärten oder vor Haustüren deponiert werden.

Die Hauptleidtragenden dieser kommerziellen Sammler sind die karitativen Einrichtungen wie Kleiderkammern von Kirchengemeinden oder Sammelaktionen von örtlichen Hilfsdiensten wie Rotem Kreuz oder Maltesern. Die nehmen Altkleider an, um sie Bedürftigen weiterzugeben. Oder sie verkaufen die Spenden, um Geld für gemeinnützige Aktivitäten zu erhalten.

Kritiker des Pilotprojektes halten den Kommunen vor, mit ihrer eigenen Sammlung zusätzlich in Konkurrenz zu den karitativen Sammlern zu treten. Der Abfallbetrieb des Kreises Viersen verweist über die geänderte EU-Richtlinie, die gewerblichen Sammlern ihr Geschäft erleichtert, wenn die Städte und Gemeinden nicht selbst aktiv werden. Zudem soll mit der neuen kommunalen Sammlung steuernd eingegriffen werden, ohne den karitativen Einrichtungen ihre Aktivitäten zunichte zu machen.

So will die Stadt Kempen ihre Altkleidercontainer teilweise an Standorten platzieren, an denen bereits Sammelbehälter etwa der Kempener Malteser stehen. Die karitativen Sammler sollen dadurch geschützt werden. "Der Bürger kann frei entscheiden, wem er seine Kleiderspende gibt", betont der Technische Beigeordnete der Stadt Kempen, Stephan Kahl. Die eigene Sammlung sichert zudem die Kontrolle über die Container auf öffentlichen Flächen.

Ziel der Sammlung und Verwertung von Alttextilien und Schuhen ist aber auch die Senkung der Abfallgebühren. Derzeit, so das zuständige Kempener Tiefbauamt, würden für Alttextilien und Schuhe Erlöse erzielt, die sich schon positiv auf die Abfallgebühren auswirken. Im Übrigen würden die Restmüllmengen reduziert, da auch beschädigte Kleidung über die Container eingesammelt und der Wiederverwertung zugeführt werden. Sie landen so nicht in der Müllverbrennungsanlage.

In Abstimmung mit dem Abfallbetrieb des Kreises kann die einjährige Pilotphase um ein weiteres Jahr verlängert werden. Nach Ablauf des Versuchs will der Kreis gemeinsam mit allen fünf beteiligten Kommunen Bilanz ziehen. Beim Kreis sieht man das Projekt positiv. "Den anderen Kommunen im Kreis steht es frei, sich auch später an diesem Versuch zu beteiligen", so Rainer Röder, Leiter des Abfallbetriebes.

(RP)
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