Stadt Kempen Stadtsportverband steht auf der Kippe

Stadt Kempen · Die Dachorganisation von 37 Kempener Vereinen leidet unter einer Führungskrise. Am Montagabend traf sich der Rest-Vorstand mit Vereinsvertretern und Experten vom Landes- und Kreissportbund zum "Kempener Sportdialog".

 Die Eröffnung des Kunstrasenplatzes an der Berliner Allee war die vorläufig letzte Sternstunde im Kempener Sport. Ansonsten herrscht bei den Sportstätten ein großer Investitionsstau, der beim Sportentwicklungsplan berücksichtig werden muss.

Die Eröffnung des Kunstrasenplatzes an der Berliner Allee war die vorläufig letzte Sternstunde im Kempener Sport. Ansonsten herrscht bei den Sportstätten ein großer Investitionsstau, der beim Sportentwicklungsplan berücksichtig werden muss.

Foto: Kaiser Wolfgang

"Der Stadtsportverband Kempen steht vor dem Aus" titelte di Rheinische Post in ihrer Ausgabe vom 3. März dieses Jahres. Der Dachverband von derzeit 37 Vereinen mit knapp 11.000 Mitgliedern leidet unter einer Führungskrise. Von den am 3. Juli 2012 gewählten acht Vorstandsmitgliedern halten nur noch drei die Fahne des Stadtsportverbandes (SSV) hoch. Am vergangenen Freitag vollzog der 1. Vorsitzende Andreas von Brechen nach der Sportlerehrung seinen bereits angekündigten Rücktritt von seinem Amt. Das verbliebene Trio will mit Hilfe von Politik, Verwaltung und Experten von außen den Verband retten. Aus diesem Anlass fand am Montagabend in der Kantine der Stadtwerke die Auftaktveranstaltung des "Kempener Sportdialogs" statt, zum dem der SSV die Vereine eingeladen hatte.

"Der Stadtsportverband steckt gegenwärtig in einer schwierigen Lage. Er wird schon für so schwach gehalten, dass manche ihn schon totgesagt haben. Aber ganz so weit ist es noch nicht", sagte Claus Bussmann, der dem Vorstand als Beisitzer für den Ortsteil St. Hubert angehört, bei seiner Begrüßung. Unterstützt wird er vom 2. Vorsitzende Frawi Tönnis und Kassiererin Carman Schlicker. "Aber schwach sind wir trotzdem. Daher haben wir und Verstärkung geholt", sagte Bussmann und stellte Claudia Schleuter vom Kreissportbund Viersen und Ronnie Goertz, freier Mitarbeiter des Landessportbundes NRW und Vorsitzender des Kreissportbundes Heinsberg, vor. "Wir fünf sind der Meinung, dass es Sinn macht, den Stadtsportverband wieder mit Leben zu erfüllen. Ich überblicke die Entwicklung des SSV seit ungefähr 20 Jahren. Das, was sich derzeit abzeichnet, hat es bisher nicht gegeben. Politik und Verwaltung sind gewillt, einen Sportentwicklungsplan nicht nur auszudenken, sondern auch zu realisieren. Die Stadt will viel Geld in die Hand nehmen, um den sportlichen Aktivitäten der Bürger gerecht zu werden", sagte Bussmann. Die Stadt sei an einem starken SSV interessiert: "Jetzt müssen wir darüber reden, warum die Vereine daran ein Interesse haben sollen. Ihr Sportdezernent Michael Klee wollte heute an dieser Veranstaltung teilnehmen. Ich habe ihn aber gebeten, nicht zu kommen, weil erst mal ihre Meinung hören wollte", erklärte Goertz.

Goertz, der bei der jüngsten Kommunalwahl in Geilenkirchen CDU-Bürgermeisterkandidat war, berichtete von drei Gesprächsrunden, bei denen der Sportdialog vorbereitet wurde: "Dabei kam die fehlende Akzeptanz bei den Vereinen für den SSV und die Frage, wofür ist der SSV überhaupt da, zur Sprache. Das ist kein Einzelfall. Das erlebe ich auch in anderen Städten und Gemeinden." Der Verband brauche ein klares Aufgabenprofil. Die Verwaltung sei gewillt, den SSV tatkräftig und finanziell zu unterstützen. Es müssten sowohl Handlungsprofile und Ziele erarbeitet werden, als auch ein Erfahrungsaustausch zum Wohle des Sports stattfinden.

Bei der anschließenden Diskussion waren die Vereinsvertreter in zwei Lager gespalten. Langjährige Funktionäre blieben bei ihrer Meinung, dass der SSV überflüssig sei. Vertreter, die noch nicht so lange im Amt sind, oder auch die von kleineren Vereinen befürworten die Rettung der Dachorganisation und versprechen sich von einem starken SSV mehr Gewicht beim Erreichen ihrer Ziele. Es kamen zwar auch Probleme einzelner Vereine auf den Tisch, zum Beispiel die drohende Schließung der Sportplätze in St. Hubert, doch darum ging es an diesem Abend nicht.

Im Herbst findet die nächste Mitgliederversammlung des SSV statt. Am Ende soll dann wieder ein kompletter Vorstand an der Spitzen stehen. Ronnie Goertz befürchtet, dass bis dahin die Zeit nicht reichen wird, um die Akzeptanz des SSV bei den Vereinen zu stärken: "Es muss ein offenes Gespräch mit der Stadt geben. Wenn dieser Kreis dazu bereit ist, Forderungen aufzustellen und zu gucken, wie man aus der negativ belasteten Vergangenheit positiv nach vorne schauen, dann spielt für mich das Datum, was den neuen Vorstand angeht, keine Rolle. Dann werden wir mit dieser vertretungsfähigen Konstellation, wie wir sie jetzt haben, schon weiterkommen. Wenn wir dann eine Basis finden, so klein wie sie auch sein mag, dass der Stadtsportverband Sinn macht, können wir mit Stadt und Politik gemeinschaftlich nach vorne arbeiten." So lange wird der SSV auf der Kippe stehen.

(RP)
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