Stadt Kempen Stadtwerke machen Stromnetz sicherer

Stadt Kempen · Gestern wurde in der Zentrale des Kempener Versorgungsunternehmens eine neue Netzleitstelle für das städtische Stromnetz in Betrieb genommen. Per Mausklick kann im Störfall schneller und sicherer die Energie umverteilt werden.

 Die Umspannanlage am Industriering Ost ist ein wichtiger Knotenpunkt für das Kempener Stromnetz. Hier wird die über Fernleitungen angelieferte Hochspannungsenergie in die so genannte Mittelspannung umgewandelt und über weitere Ortsnetzstationen zum Kunden weitergeleitet.

Die Umspannanlage am Industriering Ost ist ein wichtiger Knotenpunkt für das Kempener Stromnetz. Hier wird die über Fernleitungen angelieferte Hochspannungsenergie in die so genannte Mittelspannung umgewandelt und über weitere Ortsnetzstationen zum Kunden weitergeleitet.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Stadtwerke hatten eigens einen speziellen Schaltknopf installiert, mit dem gestern Morgen Bürgermeister Volker Rübo ein neues Technik-Zeitalter in der Zentrale der Stadtwerke Kempen an der Heinrich-Horten-Straße feierlich eröffnete. Rübo, der in seiner Funktion als Bürgermeister auch Aufsichtsratsvorsitzender des städtischen Energieversorgers ist, sprach dabei vor den zuständigen Mitarbeitern um den Teamleiter der Stromabteilung, Reinhard Bretzke, von einem wichtigen Schritt zu einer größeren Versorgungssicherheit für die Stromkunden der Stadtwerke. Für Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Ferling ist die Inbetriebnahme der computergesteuerten Netzleitstelle ein "Meilenstein" bei der Modernisierung der Energieversorgung im Stadtgebiet.

 Abteilungsleiter Reinhard Bretzke, Bürgermeister Volker Rübo sowie die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Sandmann und Siegfried Ferling (von links) nahmen mit dem Team der Stromabteilung das neue System in Betrieb.

Abteilungsleiter Reinhard Bretzke, Bürgermeister Volker Rübo sowie die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Sandmann und Siegfried Ferling (von links) nahmen mit dem Team der Stromabteilung das neue System in Betrieb.

Foto: Kaiser Wolfgang

Was bislang im Falle des Falles auch für die Entstörungstechniker der Stadtwerke durchaus gefährlich sein konnte, soll künftig durch die neue Technik viel sicherer werden. Früher wurden Störtrupps bei einem Stromausfall auf Fehlersuche zu Trafostationen geschickt. Die Mitarbeiter konnten wegen der hohen Stromlast, die auf einem solchen Trafo liegt, nur in Sicherheitskleidung arbeiten und durften am Schaltkasten keinen Fehler machen, wollten sie nicht einen Stromschlag mit Starkstrom riskieren. Auch Kurzschlüsse drohten, die zu einem Brand in der Anlage hätten führen können.

Das neue System ist computergesteuert und überwacht sich über zwei unabhängige ausfallgesicherte Rechner selbst. Die einzelnen Versorgungsstationen im Stadtgebiet übertragen die Daten für die Stromversorgung online an die Netzleitstelle. Die wird von speziell geschultem Personal über mehrere Monitore rund um die Uhr überwacht. Während der normalen Dienstzeiten der Stadtwerke erfolgt dies aus einem Büro im Haus an der Heinrich-Horten-Straße, außerhalb der Dienstzeiten werden die Daten eines Störfalles automatisch auf das Smartphone oder Tablet des Mitarbeiters der Stromabteilung übermittelt, der Bereitschaftsdienst hat.

Stadtwerkechef Ferling hofft, dass mit dem neuen System im Falle des Falles künftig die Störquellen noch schneller ermittelt und beseitigt werden können. Wichtig aus Sicht des Energieversorgungsunternehmen: Die Dokumentation des Netzbetriebs und der Störfälle wird durch das neue System erheblich vereinfacht, erfolgt rechnergesteuert vollautomatisch. Früher mussten die Techniker vom Entstörungsdienst dafür Listen und Tabellen per Hand ausfüllen, was einen enormen Zeitaufwand bedeutete.

Mit der Inbetriebnahme der neuen Leitstelle fürs Kempener Stromnetz stehen die Stadtwerke aber erst am Anfang eines Prozesses, der sich noch über die nächsten Jahre hinziehen wird. Speziell fürs Stromnetz soll das System verfeinert werden. Auch für die Geschäftsbereiche Gas, Fernwärme und Wasser soll die neue Technik eingeführt werden.

Das gestern in Betrieb genommene System wurde mit einem Vorlauf von rund zwei Jahren speziell für die Bedürfnisse der Stadtwerke entwickelt. 200.000 Euro hat das Versorgungsunternehmen, das eine 100-prozentige Tochter der Stadt ist, investiert. Für die Zukunft sind weitere 40.000 bis 50.000 Euro an jährlichen Kosten für die Umrüstung weiterer Schaltstationen, die bisher noch nicht an die neue Netzleitstelle angeschlossen sind, vorgesehen.

Nicht nur die Versorgungssicherheit ihrer Kunden haben die Stadtwerke bei der Umrüstung ihres Stromnetzes im Blick. Der Energieversorger trägt damit auch gesetzlichen Vorgaben Rechnung, die alle Versorgungsunternehmen erfüllen müssen. Da spielen nicht nur deutsche, sondern auch europäische Richtlinien eine Rolle. Kontrolliert wird die Einhaltung der Vorgaben vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Eine entsprechende DIN gibt es bereits, nach der sich die Stadtwerke Kempen zertifizieren lassen wollen. Das Verfahren soll in der zweiten Jahreshälfte 2017 abgeschlossen sein.

(RP)
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