Stadt Kempen Stößt Flüchtlingsbetreuung an Grenzen?

Stadt Kempen · Wenn im kommenden Jahr weitere Asylbewerber in einem Neubau am Neuenweg untergebracht werden, könnte es aus Sicht einiger Bürger in Tönisberg Probleme geben. Es gibt zu wenig Betreuungsmöglichkeiten, meinen sie.

 Das städtische Grundstück zwischen Neuenweg und Vluyner Straße in Tönisberg: Hier soll ein Neubau für Flüchtlinge gebaut werden. Er befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der bestehenden Flüchtlingsunterkunft.

Das städtische Grundstück zwischen Neuenweg und Vluyner Straße in Tönisberg: Hier soll ein Neubau für Flüchtlinge gebaut werden. Er befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der bestehenden Flüchtlingsunterkunft.

Foto: Kaiser

"Wir schaffen das, aber....", das ist der Tenor in Tönisberg, wenn es um die Erhöhung der Flüchtlingszahlen geht. Denn am Neuenweg soll eine weitere Flüchtlingsunterkunft entstehen. Geplant ist ein Haus in Massivbauweise, ähnlich wie in Kempen am Schmeddersweg. Stadtsprecher Christoph Dellmans berichtet, dass die Ausschreibungen jetzt beginnen. Im Spätherbst soll mit den Bauarbeiten angefangen werden. Bis zu 60 Personen könnten dort einziehen, jedoch nicht vor Jahresende 2018. Dieses Bauprojekt ist notwendig, da Kempen weitere Flüchtlingszuweisungen im laufenden Jahr erhalten wird.

Manfred und Annegret Krause, beide in der Flüchtlingshilfe sehr engagiert, fragen sich wie die Probleme zu stemmen sind, die auf den Ort durch weitere Flüchtlinge zukommen werden. Fehlende Infrastruktur macht etwa eine Fahrt zur Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Düsseldorf fast unmöglich. Da Termine schon um 8 Uhr morgens liegen, müssen ehrenamtliche Helfer einspringen. Auch ist es schwierig nach Viersen zur Ausländerbehörde des Kreises oder zum Jobcenter zu kommen. Hier müsste ein Fahrdienst geschaffen werden. Wie kann die Teilnahme an Integrations- und Sprachkursen möglich gemacht werden?

 In diesem Gebäude am Neuenweg sind seit Jahren Flüchtlinge untergebracht.

In diesem Gebäude am Neuenweg sind seit Jahren Flüchtlinge untergebracht.

Foto: Kaiser Wolfgang

In Tönisberg gibt es solche Angebote derzeit nicht. Ab 15.50 Uhr gibt es nach Kempen auch keine normale Busverbindung mehr. Zwar kann man einen Taxibus 30 Minuten vor Abfahrt bestellen. Doch wie schaffen das Menschen ohne Deutschkenntnisse? So ist das Kempener Begegnungscafé oder auch das Begegnungszentrum in St. Hubert für Flüchtlinge aus Tönisberg gar nicht oder nur schwer zu erreichen. Zu bedenken ist auch, dass Tönisberg mit seinen 3500 Einwohnern bei dann fast 100 Flüchtlingen einen höheren Prozentsatz übernimmt als Alt-Kempen.

Hier wird Hilfe notwendig. Hilfe benötigt auch die Rektorin der Grundschule, Dorothea Heussen, wenn unter den Zugewiesenen weitere Kinder sein werden. Aus ihrer Sicht müssen die Kinder sofort in die Schule kommen. Eine schnelle Integration von Flüchtlingskindern hält sie für wichtig. Die Schüler sollten nicht separiert, sondern in den Klassen mit unterrichtet werden. Doch wie ist das möglich ohne Dolmetscher? Wie kommen die Kinder nach Viersen zum Gesundheitsamt für Untersuchungen? Dies alles muss genauer besprochen und geregelt werden. Dorothea Heussen meint dazu: "Natürlich werden wir uns dieser Herausforderung stellen. An erster Stelle steht das Schicksal dieser Menschen." Aber ohne Hilfe von öffentlicher Seite ist dies nicht möglich.

Vorerst außen vor ist der katholische Kindergarten St. Antonius. Von ihm kann keine Hilfe erwartet werden, da 2018 die dritte Gruppe geschlossen werden muss. Die Fläche des Kindergartens erlaubt nur zwei Gruppen, so dass der Landschaftsverband Rheinland die Schließung der dritten Gruppe veranlasst hat.

Wie sieht es beim städtischen Kindergarten Schlösschen und dem Tagespflegestützpunkt in Tönisberg aus? Hier äußert sich Stadtsprecher Christoph Dellmans so: Nach den Prognosen und Ergebnissen der derzeitigen Jugendhilfeplanung für das Kindergartenjahr 2017/2018 ist die Versorgung entsprechend berücksichtigt worden. Für das Kindergartenjahr 2018/2019 beginnt die Kindergartenplanung erst Ende Oktober 2017, so dass derzeit noch keine Aussage getroffen werden kann. Hierbei bittet Dellmans zu berücksichtigen, dass die Stadt erst eine Woche vor den jeweiligen Zuweisungen von Flüchtlingen erfährt, ob es sich um Familien mit Kindern oder um Einzelpersonen handelt. Sollten jedoch die Kapazitäten in Tönisberg nicht ausreichen, bestünde die Möglichkeit, in der Kindertagesstätte Tabaluga in St. Hubert eine weitere Gruppe einzurichten. Besorgte Helfer fragen sich allerdings, wie die Kinder dann nach St. Hubert kommen.

Pastoralreferentin Birgitta Ortmans, die im katholischen Gemeindezentrum montags die Lebensmittelausgabe der Kempener Tafel organisiert, sieht bei der wöchentlichen Versorgung der Flüchtlinge und anderer Bedürftigen keine Probleme. Mit ihren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die in drei Gruppen zum Einsatz kommen, lassen sich auch noch weitere Flüchtlinge versorgen. So sehen es auch Heinz und Gaby Spetzius, die sich montags engagiert um die Flüchtlinge kümmern. Dennoch: Einhellig ist die Bitte um mehr Unterstützung nicht erst im nächsten Jahr, denn die sehr engagierten Helfer dürfen mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden.

(VM01)
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