Stadt Kempen Stolpersteine: Zweiter Anlauf in Kempen

Stadt Kempen · Kempener Schulen, die Evangelische Kirchengemeinde und eine Initiative von Bürgern stellt jetzt einen Antrag an den Stadtrat, Pflastersteine zur Erinnerung an ehemalige jüdische Bürger zu verlegen. 2011 war ein erster Antrag gescheitert.

 In Kempen scheiterte im Juli 2011 die erste Initiative von Bürgern an der Ratsmehrheit, mit so genannten Stolpersteinen an die Opfer des Nazi-Regimes vor deren letzten Wohnungen zu erinnern. Der Kölner Künstler Günter Demnig hat schon in vielen Orten - auch im Kreis Viersen - spezielle Pflastersteine mit Messingplatte verlegt.

In Kempen scheiterte im Juli 2011 die erste Initiative von Bürgern an der Ratsmehrheit, mit so genannten Stolpersteinen an die Opfer des Nazi-Regimes vor deren letzten Wohnungen zu erinnern. Der Kölner Künstler Günter Demnig hat schon in vielen Orten - auch im Kreis Viersen - spezielle Pflastersteine mit Messingplatte verlegt.

Foto: Kaiser

Kempener Bürger unternehmen einen erneuten Vorstoß, um auch in der Thomasstadt zum Gedenken an die während der Zeit des Nationalsozialismus' umgekommenen jüdischen Bürger der Stadt vor deren früheren Wohnhäusern so genannte Stolpersteine zu verlegen. Eine solche Initiative hat es vor drei Jahren bereits gegeben. Erstmals hatte Ratsherr Philipp Wachowiak von den Freien Wählern Kempen 2011 einen Antrag eingebracht, für diese Opfer des Nazi-Terrors auch in Kempen Stolpersteine verlegen zu lassen. In geheimer Abstimmung lehnte der Stadtrat in seiner Sitzung am 12. Juli 2011 den Antrag der Bürgerinitiative ab.

Wachowiak hatte eine Initiative "Stolpersteine für Kempen" ins Leben gerufen, der sich in kurzer Zeit mehr als 100 Bürger angeschlossen hatten. Die Diskussionen im zuständigen Kulturausschuss und später im Stadtrat verliefen seinerzeit äußerst kontrovers. Selbst innerhalb der CDU gab es kein einheitliches Meinungsbild. Bürgermeister Volker Rübo lehnte das Vorhaben seinerzeit ab. Er meinte, dass sich Kempen in der Vergangenheit gut mit der Geschichte auseinander gesetzt habe. Er erinnerte ebenfalls an die alljährlich stattfindende Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag am Mahnmal.

Jetzt gibt es einen zweiten Anlauf: Er geht - wie auch kürzlich in Krefeld - von jungen Leuten aus. Bereits vor einem Jahr hat sich die Schülervertretung des Gymnasiums Thomaeum dafür ausgesprochen, das Projekt Stolpersteine in Kempen zu unterstützen. Die Schüler kennen dieses Projekt aus vielen anderen deutschen Städten, wo mit Pflastersteinen, die vor dem letzten Wohnort von Opfern des nationalsozialistischen Regimes verlegt sind, an deren Schicksal erinnert wird. Oft schon sind sie über solche Steine "gestolpert", wurden so plötzlich aus ihren Gedanken gerissen und zum Nachdenken angeregt über die dunkelste Seite der deutschen Geschichte. "Warum gibt es solche Steine noch nicht in Kempen?", fragen sich die Schüler. Angeregt durch Initiativen anderer Schulen, zuletzt des Michael-Ende-Gymnasiums in St. Tönis, und unterstützt durch die Schulkonferenzen mehrerer weiterführender Schulen Kempens, wollen Schüler des Kempener Thomaeums nun gemeinsam mit der Initiative "Projekt Stolpersteine" und der Evangelischen Kirchengemeinde Kempen einen Antrag an den Stadtrat auf Verlegung der Stolpersteine in der Thomasstadt stellen. In Projektkursen am Thomaeum, am Luise-von-Duesberg-Gymnasium und am Rhein-Maas-Berufskolleg Kempen wird bereits zum Thema "Widerstand und Verfolgung im Dritten Reich in Kempen" gearbeitet.

35 jüdische Bürger aus dem Gebiet der heutigen Stadt Kempen sind während des Dritten Reiches ermordet worden, darunter zwei Kinder. Die Deportation wurde mithilfe einer Kartei der Stadtverwaltung durchgeführt, Kempener Polizisten - damals noch dem Bürgermeister unterstellt - brachten die Todgeweihten zur Bahn. Im Rahmen der Euthanasie sind aus Kempen mindestens sieben Menschen umgebracht worden, aus St. Hubert mindestens zwei. Drei polnische Zwangsarbeiter wurden gehenkt. Zwei Kempener verloren ihr Leben durch politische Verfolgung. 46 Menschen aus Kempen insgesamt, die ihr Leben durch den Nazi-Terror verloren.

Diese Schicksale sind aktenkundig und detailliert darstellbar. Wenn im Dezember das Buch "Kempen im Krieg" vorliegt, werden sie umfassend nachzulesen sein. Erinnerungszeichen für die Gesamtheit dieser Opfer des Naziregimes gibt es in Kempen aber noch nicht. Vor allem fehlt eine anschauliche Darstellung ihrer Leiden. Die beiden Tafeln an der Umstraße und am Rathaus, die der jüdischen Bürger gedenken, zählen nur Namen auf und enthalten in Einzelheiten Fehler.

(hk-)
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