Stadt Kempen Strom sparen auf dem Dach des Pfarrers

Stadt Kempen · Seit zehn Jahren gibt es eine Fotovoltaikanlage auf dem Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengemeinde in Kempen. Die Vergütung für die Stromeinspeisung ins städtische Netz kommt Projekten der Entwicklungshilfe zugute.

 Mit dem Erlös des Stroms, der mit der Anlage auf dem Dach des Pfarrhauses produziert wird, unterstützen die Kirchen Entwicklungshilfeprojekte.

Mit dem Erlös des Stroms, der mit der Anlage auf dem Dach des Pfarrhauses produziert wird, unterstützen die Kirchen Entwicklungshilfeprojekte.

Foto: Hüskes

M it einer kleinen Feierstunde in der katholischen Prop-steikirche in Kempen wurde jetzt ein besonderes Ereignis gewürdigt. Seit sein Jahren gibt es auf dem Dach des evangelischen Pfarrhauses an der Marienburgstraße eine Fotovoltaikanlage. Die Initiative dazu ging seinerzeit von der Ökumenischen Umweltgruppe aus.

Der evangelische Pfarrer Bernd Wehner erinnerte an den Beginn der Aktion. Zehn Jahre seien eine lange oder eine kurze Zeit, meinte er. Beides treffe auf die Anlage zu. Am Anfang gab es viele Vorbehalte gegen das Projekt, erinnerte er. Doch die Umweltgruppe konnte ihr Vorhaben mit Beharrlichkeit und dank vieler Spenden umsetzen. Heute, so Wehner, würde es weniger Vorbehalte geben bei der Planung einer solchen Anlage. Auch würde sie in der Anschaffung weniger kosten. Der Blickwinkel habe sich geändert. Dabei seien die Schlagworte von damals noch die selben. Atom-ausstieg, Energiewende, Ausstieg aus der fossilen Energie. Wobei letzteres ja gerade in der hiesigen Gegend zum Beispiel beim Braunkohletagebau einen Strukturwandel mit sich bringe.

Die Anlage an sich mache sich gar nicht bemerkbar, so Wehner. Sie ist zur Normalität im Pfarrhaus geworden. Er müsse sich schon an jedem Ersten des Monats daran erinnern, den Zählerstand abzulesen. Dieser wird nicht nur auf der Homepage der Umweltgruppe veröffentlicht, sondern auch regelmäßig im Schaukasten der evangelischen Thomaskirche. Noch viel wichtiger ist aber die Vergütung von 53 Cent pro Kilowattstunde, den die Gruppe für die Einspeisung des Stroms in das städtische Netz bekommt. So hatte sich die Anlage schon nach zwei Jahren refinanziert. Seit 2007 fließen nun Gelder in Projekte in Entwicklungsländern. Bisher wurden 6500 Euro zum Beispiel für Solar-Gemüsetrockner, Solarkocher oder Fotovoltaikanlagen in Togo und Madagaskar investiert. Ebenso half die Gruppe beim Aufbau nach dem Erdbeben in Haiti. In Togo wurde eine Schule durch eine Fotovoltaikanlage elektrifiziert werden, als nächstes ist das Gleiche für eine Lehrfarm in Togo geplant. Hier arbeitet die Gruppe eng mit den Togo-Freunden Hannover zusammen. Die Kempener Vorsitzende der Togo-Freunde Monika Heenen wurde für ihre Arbeit dort in diesem Jahr mit dem Bürgerpreis "Steckenpferd" von den Grünen geehrt. Über die Projekte in Togo informierte die Initiative auch im Anschluss an den Festakt.

Das Festprogramm war dem Anlass entsprechend eine wohl ausgewogene Mischung zwischen heiter und ernst. Pfarrer i.R. Horst Eckel las Texte zum Lobpreis der Sonne, zur gefährdeten Schöpfung wie auch zur Bewahrung derselben. Erstaunlich, dass sich schon bei den alten Ägyptern ein Lobpreis der Sonne findet. Viele Dichter finden bangende und klagende Worte zur Gefährdung der Schöpfung. Und letztendlich gibt es dann auch immer wieder die Mahnung zum vorsichtigen Umgang damit. Christian Gössel an der Orgel und Thomas Weihrauch am Violoncello hatten die Musikstücke gut gewählt. Sie passten mit teils verhaltenem Ernst zum Thema. Andererseits hatte man gerade bei den Orgelimprovisationen von Gössel den Eindruck, dass diese die gehörten Texte aufnahmen. Sehr schön passten die Stücke aus der Suite III für Violoncello von Johann Sebastian Bach als Übergang nach dem enthusiastischen Texten zum Lobpreis der Sonne. Am Ende gab es reichlich Dank für alle Beteiligten sowohl von der Umweltgruppe als auch den Besuchern. Viele nutzten die Gelegenheit, sich noch bei einem kleinen Empfang im Pfarrheim "Burse" über die verschiedenen Projekte zu informieren.

(sr)
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