Stadt Kempen Stromtrasse könnte Stadtausbau behindern

Stadt Kempen · Eine Anfrage der SPD-Ratsfraktion brachte das Thema auf die Tagesordnung: Die geplante unterirdische Stromleitung könnte der Wohnentwicklung im Kempener Westen Grenzen setzen. Die Verkehrsplanung steht derzeit im Mittelpunkt.

Insider hatten bereits vor Wochen beim Blick auf die Planunterlagen der Firma Amprion so ihre Bedenken. Die geplante unterirdische Verbindung, die ab 2025 Gleichstrom von den Windkraftanlagen an der Nordsee zum so genannten Konverter bei Meerbusch-Osterath transportieren soll, könnte Auswirkungen auf die Stadtentwicklung im Kempener Westen haben. Nachdem die Firma Amprion Anfang des Jahres bei internen und öffentlichen Veranstaltungen ihre neue bevorzugte Trassenführung erläutert hat, sorgt das Projekt bei einigen Beobachtern für große Skepsis. Eine entsprechende Anfrage der Kempener SPD-Ratsfraktion brachte das Thema kürzlich in die Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung und Klimaschutz. Die Sozialdemokraten wollten von der Stadtverwaltung wissen, welche Auswirkungen die neue Trassenführung, die das Kempener Stadtgebiet im Westen berührt, auf die geplante Entwicklung eines neuen Stadtquartiers zwischen Straelener Straße und Mülhauser Straße haben könnte.

Die Sorge der Kempener Politik generell: Könnte die Stromtrasse den Planungsprozess im Kempener Westen so sehr begrenzen, dass die Entwicklungsziele dort nicht erreicht werden können? Konkret kann diese Frage derzeit nicht beantwortet werden, da es für die Stromtrasse noch keinen konkreten Verlauf gibt. Die Firma Amprion hat bislang lediglich einen Trassenkorridor von einem Kilometer Breite ins Auge gefasst. Die konkrete Festlegung der Stromtrasse erfolgt im weiteren Planungsprozess.

Kempens Planungsamtsleiter Heinz-Peter Cox konnte die Politiker im Ausschuss zunächst auch mal beruhigen. Man werde im weiteren Verfahren, an dem die Stadt Kempen selbstverständlich beteiligt ist, genau darauf achten, dass die Trasse möglichst weit nach Westen zur Sektion Ziegelheide hin verläuft, sagte Cox.

Gleichwohl wird Kempen mit einer Trassierung im Westen des Stadtgebietes leben müssen. Denn die ursprüngliche Trassenführung von Amprion sollte das Stadtgebiet im Osten berühren. Da die Stromtrasse dort - wie bereits die geplante Erdgasfernleitung "Zeelink" - das einzigartige Naturschutzgebiet der "Toten Rahm" durchschneiden würde, hatte die Stadt in einer Stellungnahme zu dem Amprion-Vorhaben eine östliche Trasse abgelehnt.

Zurück zum Kempener Westen: Auch in diesem Jahr wird das Verfahren für die Planung eines neuen Stadtteils dort fortgesetzt. Daran wird die Öffentlichkeit weiterhin beteiligt. Es soll - wie im vergangenen Jahr - Bürgerforen und Workshops geben. Als Grundlage der Diskussion soll nun ein Verkehrsgutachten dienen, dass die Stadt bei dem Dortmunder Büro "Planersocietät" in Auftrag gegeben hat. Bestandteil der Expertise ist eine Erhebung zum Verkehrsaufkommen und zu den Verkehrsströmen im Stadtgebiet unter besonderer Berücksichtigung der bereits bestehenden Wohnviertel im Kempener Westen. Dazu hat das Büro in der vorigen Woche mobile Messgeräte aufstellen lassen. Sie ähneln Angelruten und sind mit Sensoren für die Messungen ausgerüstet.

Die Verkehrszählung hätte eigentlich längst beendet sein sollen. Doch wegen der monatelangen Sperrung der Kerkener Straße wurde sie verschoben. Denn die Daten, die während der Bauzeit an der Kerkener Straße auf den Ausweichstrecken ermittelt worden wären, hätten ein schiefes Bild ergeben. Nun sollen für etwa einen Monat Daten für das Verkehrsgutachten gesammelt werden.

Das Gutachten soll den Planern des neuen Wohnquartiers im Westen dabei helfen herauszufinden, wo Straßen und Radwege verlaufen müssen, um bestehende Straßen wie die Berliner Allee oder Birkenallee künftig nicht zusätzlich mit Verkehr zu belasten. Möglicherweise kommen die Experten auch zu dem Ergebnis, dass für Kempen-West doch eine Umgehungsstraße benötigt wird. Die wollte die Stadtplanung ursprünglich nicht.

Die Ergebnisse der Verkehrszählung sollen in einigen Wochen vorliegen und im weiteren Planungsprozess berücksichtigt werden. Im Frühjahr soll ein weiteres Bürgerforum zu Kempen-West stattfinden.

(RP)
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