Gemeinde Grefrath Tobias' Rollstuhl wurde zum Eistaxi

Gemeinde Grefrath · Zur 16. Auflage des "Spielefests auf dem Eis" kamen wieder rund 300 Besucher. Eisfläche wurde Ort der Begegnung.

 Einen kleinen Vorgeschmack auf den Winter bot das "Spielefest auf dem Eis" im Grefrather Eissportzentrum.

Einen kleinen Vorgeschmack auf den Winter bot das "Spielefest auf dem Eis" im Grefrather Eissportzentrum.

Foto: Wolfgang Kaiser

Einen Hauch von Winter gab es am Samstag im Grefrather Eissportzentrum: Eis, Eisschnee, angenehme, etwas kühlere Temperaturen, 90 Minuten winterliche Vorfreude für rund 300 Besucher. Für den Rollstuhlfahrer Tobias (32) aus Viersen ist es seit Jahren eine Art "Pflichtveranstaltung", denn mit seinem wendigen elektrischen Rollstuhl wird er beim "Spielfest auf dem Eis" im Grefrather Eissportzentrum zum "Eistaxi", an dem Tobias selbst wohl die größte Freude hat. Einen großen schwarzen Autoreifen zieht er hinter sich her, und in dem sitzen Kinder aller Altersstufen. Tobias kurvt, blinkt mit den Lampen an seinem Rollstuhl und erlebt so selbst 90 eisige Bewegungsminuten auf dem glatten Parkett. Die 16. Auflage am Samstag lockte rund 300 Menschen mit Behinderung, aber auch Eltern mit ihren Kindern, die nicht behindert sind, aufs Eis. Die Betätigungsmöglichkeiten sind an diesem Tag fast grenzenlos. Gut behelmt üben knapp Dreijährige den Eiskunstlaufsport. Oma und Opa "schluffen übers Eis" oder tragen Schneeschuhe. Längst hat es sich herumgesprochen, dass auch Schlittenfahrten mit dem eigenen Schlitten beim Spielfest möglich sind. Der fünfjährige Peter aus Kempen hatte so auf seinem Holzschlitten "Freud satt". Für viele behinderte Menschen ist das Spielfest auf dem Eis, zu dem der Kreissportbund einlädt, die einzige Möglichkeit, einen direkten Kontakt zum Eis zu bekommen. Da hatten erwachsene nichtbehinderte Menschen oftmals mehr Standschwierigkeiten als die Rollstuhlfahrer. Und das Jugend-Rotkreuz, das helfend zur Seite stand, übte sich auch im Eislauf.

Vielfach wurde ein Helm oder wurden Handschuhe getragen, nach dem Motto "Sicherheit zuerst". Büchsenwerfen, Kegeln auf dem Eis, Gegenstände in Hula-Hoop-Reifen werfen, aber auch dem kleinen Puck hinterherjagen beim Eishockeyspiel: Viel wurde geboten. Petra aus Dülken sitzt seit vielen Jahren im Rollstuhl. Seit fünf Jahren kommt sie mit ihrem Vater schon zum Spielfest auf dem Eis und findet es einfach "einmalig für uns Behinderte". Ihr Vater drehte mit ihr im Rollstuhl Runde um Runde und vergaß dabei nicht, seiner Tochter auch immer mal wieder ein Küsschen auf die Wange zu geben. Der "Grefrather Miniwinter" kam an, zumal es in der Pistenbar neben leckeren Pommes auch noch wärmende Getränke gab. Kleine Freundschaften wurden auf dem Eis geschlossen und so hatte das Eis auch noch eine Funktion, die man im ersten Moment sicherlich nicht erkennt.

(mab)
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