Stadt Kempen Trapp-Familie made in Kempen

Stadt Kempen · Mit der Premiere von "The Sound of Music" hat sich die Musical-AG des Kempener Thomaeums ein Denkmal gesetzt.Die jungen Darsteller brillierten. Die Stimme von Marie Angona blieb den Besuchern noch lange im Ohr.

 Auch als Nonnen und Novizinnen überzeugten die Akteure des Gymnasiums Thomaeum. Am Ende riss der Applaus für die gelungene Darbietung überhaupt nicht ab.

Auch als Nonnen und Novizinnen überzeugten die Akteure des Gymnasiums Thomaeum. Am Ende riss der Applaus für die gelungene Darbietung überhaupt nicht ab.

Foto: wolfgang kaiser

Der Vorhang in der Aula des Kempener Thomaeums ist noch geschlossen, da sind bereits die ersten Lacher aus dem Publikum zu hören. Die beiden ehemaligen Schüler Paul Klahre und Konstantin Schäfer, beide in salzburgischen Lederhosen und karierten Hemden, begrüßen nämlich singend und erinnern, ebenfalls musikalisch, das Publikum daran, bitte die Handys auszustellen. Und dann beginnt das Musical "The Sound of Music" auch schon. Unter Glockengeläut öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick auf ein Kloster frei, in dem Nonnen und Novizinnen singend auf Latein beten.

Glockenklare Stimmen und ein Bühnenbild, das mit wenigen Requisiten eine eindrucksvolle Stimmung vermittelt. Ein von hinten beleuchtetes weißes Kreuz und die beiden mehrarmigen Kerzenleuchter, kombiniert mit den weißen, leichten Vorhangstoffen, geben das Gefühl, einer heiligen Messe beizuwohnen. Dabei ist eine nahende Bedrohung spürbar. Denn an der Bühnendecke hängt ein Paar überdimensional großer Springerstiefel, die an die kommende Nazizeit erinnern.

"Mutter Oberin, Maria ist nicht da", der Ausruf bringt Unruhe in die Nonnenschar und führt zum nächsten Bühnenbild. Maria (Marie Angona) hat es in die Berge gezogen. Vor einer idyllischen Bergkulisse steht sie auf einer Brücke und trägt den bekannten Titelsong des Musicals vor. Harmonisch begleitet von dem vor der Bühne spielenden Orchester.

Von der Natur geht es zurück ins Arbeitszimmer der Mutter Oberin. Wunderschöne Momente, als die Oberin und Maria miteinander singen. Von der Verzweiflung, das Kloster zu verlassen, zum Mut, etwas Neues anzunehmen - Marie überzeugt in ihrer Rolle. Vom Kloster führt der Weg zum Anwesen der Trapp. Es sind immer wieder wenige Handgriffe, die die Bühne blitzschnell absolut authentisch in die jeweilige Kulisse verwandeln. Gekonnt eingesetzte Requisiten, wobei die Springerstiefel als Bedrohung erhalten bleiben. Vom Arbeitszimmer der Mutter Oberin zum Wohnzimmer der Trapp-Familie. Dann mal Salon, kurze Zeit später Schlafzimmer und Ballsaal.

Herrliche Szenen, als Kapitän Georg von Trapp (Felix Berger) seinen Haushalt mit den sieben Kindern per Pfeife dirigiert und die fünf Töchter sowie die zwei Söhne wie die Orgelpfeifen aufgereiht in ihren Matrosenkleidern und -anzügen vor dem Vater stehen. Eine herzerfrischende Maria, die schnell merkt, dass den Kindern Liebe und Aufmerksamkeit fehlen. Und dass Musik der Schlüssel zu allem ist.

Neben der gelungenen schauspielerischen Leistung brillierten die jungen Darsteller allesamt gesanglich, wobei die 14-jährige Marie mit ihrer Stimme besonders begeisterte. Hervorragend wurden die Sängerinnen und Sänger vom Orchester begleitet. Jeder musikalische Einsatz zog einen donnernden Applaus nach sich und stoppte das Musical kurzfristig. Die Geschichte der Trapp-Familie ist bekannt, aber die Musical-AG des Thomaeums schaffte es, dem Ganzen etwas Besonderes zu geben. Max Detweiler (Lauritz Novotny), der Freund von Kapitän von Trapp, hatte mit seiner lebenslustigen, direkten Art die Lacher auf seiner Seite. Die Trapp-Kinder, die Bock springend durchs Publikum auf die Bühne kamen, der ebenfalls durch die Menge radelnde Botenjunge, der österreichische Männerchor, der Maria in breitestem Dialekt den Weg zur Trapp-Villa wies - jeder einzelne Aufzug hatte etwas Besonderes.

Gekonnt in Szene gesetzt wurde auch der Ball, bei dem die Bedrohung durch die Nazis nicht nur durch einen kurzen Wortwechsel, sondern durch die eingefrorenen Ausschnitte an Bedeutung gewann. Das gesamte Bühnenbild wirkte wie gestoppt, als die Schauspieler minutenlang ohne eine Bewegung ausharrten. Es waren fast niedliche Momente, als die Kinder in ihren Schlafgewändern beim Gewitter in Marias Bett flüchteten. Bewegend war die Szene, als klar wurde, dass sich der Kapitän und Maria ineinander verlieben, spannend, als sich die Flucht abzeichnet. Das gefühlvolle Schauspiel der Schülerinnen und Schüler riss das begeisterte Publikum bei der Premiere mit.

(tref)
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