Stadt Kempen Trauerspiel für St. Huberter Fußballer

Stadt Kempen · Auf ihren Kunstrasenplatz müssen die Kicker von FC und TuS noch lange warten. Dagegen entschied der Kempener Sportausschuss, dass der VfL Tönisberg im kommenden Jahr einen Kunstrasenplatz mit Laufbahn erhalten soll.

 Vor der Sitzung des Sportausschusses versammelten sich die Fußballer des FC St. Hubert vor dem Kempener Rathaus am Buttermarkt und protestierten dagegen, dass erst Tönisberg einen Kunstrasenplatz erhalten soll.

Vor der Sitzung des Sportausschusses versammelten sich die Fußballer des FC St. Hubert vor dem Kempener Rathaus am Buttermarkt und protestierten dagegen, dass erst Tönisberg einen Kunstrasenplatz erhalten soll.

Foto: schoofs

So groß wie am Dienstagabend war der Andrang im großen Saal des Rathauses bei einer Sitzung des Sportausschusses noch nie. Insgesamt gut 200 Mitglieder der Vereine FC und TuS St.Hubert sowie des VfL Tönisberg wollten wissen, wann sie endlich ihren Kunstrasenplatz erhalten. Die Tönisberger verließen nach zwei Stunden als klarer Punktsieger das Rathaus. An der Schaephyusener Straße wird der alte Tennenplatz im nächsten Jahr in einen Kunstrasenplatz mit einer Kunststofflaufbahn für die Leichtathleten und den Schulsport umgewandelt. Das Anliegen der Fußballer aus dem Kendeldorf endete mit einem Trauerspiel. Wo und wann dort ein Kunstrasenplatz entstehen wird, steht mangels Grundstück weiter in den Sternen.

 Den meisten Zuhörern blieben bei der Sportausschusssitzung nur Stehplätze. Der Vorsitzende Jürgen Pascher (2.v.li.) bot allerdings alle freien Stühle am Beratungstisch an. Da nahm dieser junge Fußballer des FC St. Hubert gleich neben ihm Platz.

Den meisten Zuhörern blieben bei der Sportausschusssitzung nur Stehplätze. Der Vorsitzende Jürgen Pascher (2.v.li.) bot allerdings alle freien Stühle am Beratungstisch an. Da nahm dieser junge Fußballer des FC St. Hubert gleich neben ihm Platz.

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Bereits 40 Minuten vor Sitzungsbeginn versammelten sie Kinder, Jugendliche und Erwachsene der beiden St. Huberter Sportvereine vor dem Rathaus und machten mit Transparenten ihrem Unmut breit. Denn bei der Sportausschusssitzung am 12. Oktober hatten sie erfahren, dass zunächst in St. Hubert ein Kunstrasenplatz entstehen soll und danach in Tönisberg. Doch die Verwaltung hat inzwischen ihre Pläne geändert und der Politik nun vorgeschlagen, das Projekt in Tönisberg vorzuziehen. Der Beschlussvorschlag lautete: 1. Kunstrasenplatz mit Kunststofflaufbahn (Kosten 1,35 Millionen Euro). 2. Kunstrasenplatz ohne Laufbahn (850 000 Euro). 3. Der VfL Tönisberg übernimmt zur Finanzierung die Pflege des Rasenplatzes (Einsparung für 15 Jahre 660 000 Euro). Während die CDU zunächst für einen Platz ohne Laufbahn plädierte, stimmten ihre Vertreter nach der Beratung wie alle anderen Fraktionen im Ausschuss für die Punkte 1 und 3.

 Der Sitzungssaal im Rathaus war dem Besucherandrang nicht gewachsen. Gut 200 Zuhörer verfolgten die Beratungen.

Der Sitzungssaal im Rathaus war dem Besucherandrang nicht gewachsen. Gut 200 Zuhörer verfolgten die Beratungen.

Foto: Schoofs

Einen Beschlussvorschlag für einen Kunstrasenplatz St. Hubert gab es nicht. Daher gab es reichlich Wortmeldungen von Zuhörern aus den beiden St. Huberter Vereinen. Ihrer Forderung, den Tennenplatz "An Eulen" in einen Kunstrasenplatz umzuwandeln, trat Sportdezernent Michael Klee entschieden entgegen. "An Eulen ist nicht zu halten", betonte er und wies auf entsprechende Gutachten hin. Damit wollen sich die Fußballer nicht abfinden. Sie pochen auf Bestandsschutz und die im Vorjahr von der Bundesregierung zum Vorteil von Sportvereinen geänderten Lärmschutzbestimmungen. "Fahren sie mal ins Ruhrgebiet oder nach Minden. Dort sind alte Plätze in Wohngebieten auch in Kunstrasen umgewandelt worden", sagte Dirk Albrecht vom FC. Volker Müller junior, Geschäftsführer der TuS-Fußballer, stellte die Gutachten in Frage: "Wenn ich einen Gutachter beauftrage und der weiß, was meine Wünsche sind, richtet es sich in der Regel danach." Dezernent Klee räumte ein, dass die Situation für St. Hubert "bitter" sei, er aber weiter mit "Energie" versuche, ein Grundstück zu finden.

Die CDU will die Gutachten auf den Prüfstand stellen. "Wir werden bis zur nächsten Sitzung im Juni Einsicht in die Gutachten beantragen und eventuell selber einen Gutachter beauftragen", sagte Hans-Peter van der Bloemen gestern.

Joachim Lasch vom TuS St. Hubert fragte Dezernent Klee: "Wenn ich ihnen morgen drei Hektar Ackerland bringe, vollziehen sie dann übermorgen den ersten Spatenstich"? "Übermorgen sicher nicht, aber wir würden direkt in die Erschließung einsteigen. Kann ich Sie beim Wort nehmen?", entgegnete Klee. "Das weiß man immer hinterher", so Lasch.

Da an der Stendener Straße keine ausreichende Fläche für einen zweiten Platz vorhanden ist und Klee dort die Umwandlung der Naturrasenfläche und Kunstrasen ausschließt, bleibt nur die Suche nach einem geeigneten Grundstück. Der Ankauf der ausgesuchten Fläche zwischen Tönisberger und Kempener Landstraße ist derzeit nicht zu realisieren, weil der Verkäufer dafür Flächen im geplanten Baugebiet "An der Mühle" erwerben will. Klee appellierte an die St. Huberter, bei der Suche nach einem Grundstück zu helfen: "Gehen sie auf die Leute zu und sagen sie, wir brauchen ihr Land." Im nicht-öffentlichen Teil informierte er die Politiker über den Stand der Grundstücks-Verhandlungen.

Kritik wurde von den Zuhörern am Zustand der Sportanlagen in St. Hubert laut. "Ich lade die Politik gerne zum Platz An Eulen ein. Das Grün wächst schon durch die rote Asche. Die Ballfangnetze sind marode", sagte Markus Schreurs (TuS). Volker Müllers junior beklagte, dass die Umkleidemöglichkeiten an der Stendener Straße katastrophal seien und man besonders den älteren Zuschauern nicht zumuten könne, für einen Besuch der Toilette bis zur Grundschule zu laufen. "Wenn dort kein zweiter Platz entstehen kann, muss dort doch wenigstens ein neues Umkleidegebäude gebaut werden", meinte Schreurs. In einem schlechten Zustand ist dort auch der Parkplatz. Der soll laut Klee 2019 erneuert werden.

(RP)
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