Stadt Kempen Trio "Neu-Klang" begeistert bei Nachmusik

Stadt Kempen · Nun haben sie wieder begonnen, die beliebten "Nachtmusiken" in der von allen Sitzgelegenheiten befreiten Paterskirche. Jung und Alt hatte auf dem weichen Teppichboden oder auf mitgebrachten Sitzgelegenheiten Platz genommen und bildete einen großen Halbkreis um das an der Längsseite des Raumes aufgestellte Podium. Ein wenig erinnerte dieses friedliche Bild beinahe an Lagerfeuerromantik. Auch für das aus Berlin angereiste "Trio NeuKlang", das eine gute Stunde für allerbeste Unterhaltung sorgte, schien diese Atmosphäre ein wenig ungewohnt zu sein.

Im Jahre 1998 gründeten drei Musiker - ein Klarinettist, ein Cellist und ein Akkordeonist - das inzwischen weit gereiste Trio. Der Grund war, die für diese Besetzung geschaffene Komposition "Oktopus" von Georg Katzer aufzuführen. Abgesehen vom Cellisten blieben die Künstler bis heute zusammen - für Dmitri Jurowski kam 2003 Arthur Hornig. Er ist im "Hauptberuf" Mitglied der Cellogruppe des Orchesters der "Deutschen Oper Berlin". Die drei hochkarätigen Musiker hatten ihr Programm "Goodbye, Astor" benannt, was beinhaltet, dass sie sich von ihrem bevorzugten Komponisten Astor Piazzolla für eine Weile verabschieden wollen.

Doch der Geist des argentinischen "Tangokönigs" war allgegenwärtig, wenn Nikolaj Abramson mit einschmeichelnden oder virtuosen Klarinettenklängen faszinierte, Arthur Hornig voller Temperament und staunenswertem spieltechnischem Vermögen auf seinem Cello brillierte und Jan Jachmann mit manchmal verklärtem Gesichtsausdruck für die standfeste klangliche Grundierung auf seinem Akkordeon sorgte.

Kaum zu glauben, was das optimal miteinander harmonisierende Trio alles zu "tangoisieren" wagte, wie es Arthur Hornig in seiner humorigen Moderation nannte. In amüsantem Kurzdurchgang wurden gleich vier Opern von Richard Wagner ("Der fliegende Holländer" - "Tannhäuser" - "Rienzi" und "Walküre") gekonnt dargestellt, und "Der Barbier von Beethoven" enthielt nicht nur das bekannte Eingangsmotiv der fünften Beethoven-Sinfonie, sondern selbstverständlich auch Melodien der beliebten Rossini-Oper. Sergej Rachmaninoffs "Vocalise" erhielt tangoartige Akzente, Vivaldi war mit Passagen aus den "Vier Jahreszeiten" vertreten, Brahms mit einem seiner "Ungarischen Tänze", Mussorgskys "Nacht auf dem kahlen Berge" endete mit einem furiosen Hexentanz, und selbst das "Requiem" von Mozart war vor diesem um ausgefallene Ideen nie verlegenen Trio nicht sicher. Das alles wussten die Preisträger namhafter Wettbewerbe mit viel Geschmack - die übliche Trennung zwischen E-und U-Musik bewusst negierend - ihrem begeistert mitgehenden Publikum so überzeugend zu vermitteln, dass diese Art der Wiedergabe wohl den meisten Zuhörern als durchaus angemessen erschien.

Zum Dank für die überwältigende Zustimmung des Auditoriums gab es dann doch noch Piazzolla - dessen berühmten "Libertango" in zwei unterschiedlichen, aber gleichermaßen fesselnden Versionen.

(oeh)
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