Stadt Kempen Türkische und deutsche Sprache haben gemeinsame Wurzeln

Stadt Kempen · Im Rahmen der Interkulturellen Woche feierte die muslimische Gemeinde ein ganzes Wochenende ihr Gemeindefest. Auch heute das Gebetshaus am Tag der offenen Moschee für jedermann geöffnet.

 Ilhan Avci versuchte beim Gemeindefest im Gebetshaus an der Verbindungsstraße in Vorträgen, mit interessanten Informationen das Miteinander der Menschen verschiedener Religionen und Nationen zu fördern.

Ilhan Avci versuchte beim Gemeindefest im Gebetshaus an der Verbindungsstraße in Vorträgen, mit interessanten Informationen das Miteinander der Menschen verschiedener Religionen und Nationen zu fördern.

Foto: ACHIM HÜSKES

Eigentlich ist der 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, auch der Tag der offenen Moscheen. Aber im Rahmen der Interkulturellen Woche hatte die muslimische Gemeinde gleich für ein ganzes Wochenende zu einem Gemeindefest eingeladen. Drei Tage lang gab es Möglichkeiten zur Begegnung und zur Information im Gebetshaus an der Verbindungsstraße.

Immer wieder ist es schön zu erleben, mit wieviel Freundlichkeit die Besucher empfangen werden. Die Gemeinde will wirklich offen sein für alle. Das betonen sowohl die vielen Frauen, die gerade in der Küche köstliche Speisen zubereiten, als auch Ilhan Avci, der als ausgebildeter Integrationsbeauftragter einen ganzen Teil des Programms mitorganisiert hat.

Avci hat sich etwas Gutes dafür einfallen lassen. Denn er geht auf gemeinsame Wurzeln der deutschen und türkischen Sprache ein. Es macht richtig Spaß, zu erraten, hinter welchem arabischen oder türkischen Wort die deutsche Übersetzung steckt. Bown ist der Bohnenkaffee, Kervan der Schal. Und ganz nebenbei erzählt Avci auch noch viel von der Kulturgeschichte der türkischen und arabischen Völker. So werden zum Beispiel manche Begriffe in den verschiedenen Ländern unterschiedlich geschrieben, weil es bis zum 15. Jahrhundert keine Schriftsprache gab und alles nur nach Gehör aufgeschrieben wurde. Marga Nieting war vom Spiel mit der Sprache ganz fasziniert. "Das sind manchmal ganz banale Sachen, auf die man so nicht kommt", stellte sie fest.

Tulipa war leicht zu erraten. Natürlich handelt es sich um die Tulpe. Aber Avci erzählt dann, dass das Zwiebelgewächs, dass Holland einst so reich gemacht hat, aus der Türkei stammt und bis heute das Zeichen von Istanbul ist. Ihm ist ganz wichtig, dass durch Sprache das Leben reicher wird und alle Sprachen von einander Anleihen genommen haben. Das ist für ihn ein gutes Beispiel, dass es nur miteinander geht. "Wer Grenzen setzt, hat sich abgesetzt", sagt er.

Während sich der Hof hinter dem Gebetshaus zunehmend mit Besuchern füllt, geht es eine Etage tiefer etwas ruhiger zu. Hochkonzentriert basteln hier Kinder. Am Samstag wurde schon ein Himmel aus Seidentüchern gemacht. Daran hängen leuchtend gelbe Sonnenblumen. Nun muss auf grünem Stoff noch eine Schafherde Platz finden. Die Schafe müsse aber noch gebastelt werden. Sabah (7) werkelt gerade kräftig daran. Sie weiß genau, wie dick die Watte gerollt werden muss, damit das Schaf hinterher richtig aussieht. Ein dickes Schaf steckt schon auf der grünen Wiese. Bei den vielen Kindern, die zum Fest gekommen sind, wird die Wiese wohl voll werden.

Am Nachmittag geht es um muslimische Sterbebegleitung. Avci, der auch Notfallseelsorger ist, erzählt, dass ihn nach seinem Vortrag am Samstag viele noch einmal persönlich angesprochen haben - weil sie privat einen Sterbefall erlebt haben oder als Flüchtling Tod und Sterben erlebt haben. Und er stellt wieder einmal fest, dass das menschliche Leben, ganz gleich in welcher Religion, dieselben Facetten hat.

(RP)
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