Stadt Kempen Ungewohnte und reizvolle Klangeffekte

Stadt Kempen · Das Fauré-Quartett gastierte in der Paterskirche und bekam begeisterten Applaus. Die Musiker sind wunderbar aufeinander eingestimmt. Das musikalische Konzept ist durchdacht.

 Jean Fauré gastierte mit seinem Quartett in Kempen und bekam großen Beifall. Die Akteure boten eine reife kammermusikalische Leistung.

Jean Fauré gastierte mit seinem Quartett in Kempen und bekam großen Beifall. Die Akteure boten eine reife kammermusikalische Leistung.

Foto: nico hertgen

"Einen so großen Blumenstrauß hat die Erika bisher noch nie bekommen", meinte ihr Mitspieler Konstantin Heidrich nach dem fünften, gut besuchten Kammerkonzert. Ob das die reine Wahrheit war oder doch eher ein kleiner Scherz als Ausdruck von Freude nach dem schönen Erfolg, muss hier nicht weiter untersucht werden. Tatsache ist, dass das "Fauré Quartett" in der Paterskirche mit einer reifen kammermusikalischen Leistung begeisterte.

Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola), Konstantin Heidrich (Violoncello) und Dirk Mommertz (Klavier) spielen seit 1995 in unveränderter Besetzung zusammen. Damit ist schon ein Grund genannt, warum dieses Quartett so wunderbar aufeinander eingespielt ist. Und nicht nur das: Es besticht durch eine durchdachte musikalische Konzeption und interpretiert die Werke auf eine ausgefeilte, kultivierte Art und Weise. Jede Phrase wird sorgfältig ausgespielt. Das ließ sich schon am ersten Beitrag des Abends festmachen, Gustav Mahlers Quartettsatz. Hauchzart und dabei spannungsgeladen klangen die Pianissimi. Auch im c-moll-Quartett op. 60 von Johannes Brahms wurde jeder Ton ernst genommen. Satte Klänge und dramatische Stellen bestimmten im Wechsel den ersten Satz; sensibel wurde im Scherzo darauf geachtet, dass sich hinter der lebhaften Fröhlichkeit eine sehr ernste, traurige Grundstimmung versteckt. Und mit welcher Grandezza im Andante nicht nur der Cellist die Kantilene des Hauptthemas zum Blühen brachte, das war einfach umwerfend. Modest Mussorgsky schrieb seine "Bilder einer Ausstellung" für Klavier allein. Das macht durchaus Sinn: ein einzelner Mensch geht durch die Ausstellung und schaut sich Bild für Bild an. Aber immer wieder hat das Werk zur Instrumentierung gereizt. Interessante Orchesterbearbeitungen sind entstanden, die wohl beste von Maurice Ravel. Lohnt sich da noch eine Bearbeitung für Klavierquartett?

Ja! So, wie das Fauré-Quartett das Werk zusammen mit Grigorij Gruzman bearbeitet hat und in Kempen zum Klingen brachte, steckte die Aufführung voller ungewohnter, reizvoller Klangeffekte. Verwunschen wirkte das alte Schloss, munter piepsten die Küchlein beim Ballett in ihren Eierschalen. Russisches Temperament ließ die Hütte der Baba Yaga erbeben, majestätisch behauptete sich das große Tor von Kiew. Das Publikum, in dem sich auch viele auswärtige Besucher befanden, war begeistert.

Ebenfalls begeistert war vor Jahren der argentinische Komponist Eduardo Hubert und schrieb für das Quartett den "Faurétango". Den gab es abschließend noch als Zugabe.

(-tr)
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