Stadt Kempen Verein stellt Rettungsplan für Zeche vor

Stadt Kempen · Großes Interesse bei der Diskussion im Vorfeld der Entscheidung des Bau- und Denkmalausschusses am Montag.

 Ist der Förderturm der Schachtanlage in Tönisberg noch zu retten? Am Montagabend entscheidet der Kempener Bau- und Denkmalausschuss über eine Unterschutzstellung. Die RAG will Turm und Nebengebäude abreißen.

Ist der Förderturm der Schachtanlage in Tönisberg noch zu retten? Am Montagabend entscheidet der Kempener Bau- und Denkmalausschuss über eine Unterschutzstellung. Die RAG will Turm und Nebengebäude abreißen.

Foto: Kaiser

Mit fachkundiger und die eigenen Thesen untermauernder Unterstützung wartete die Initiative zur Rettung der ehemaligen Tönisberger Zeche Niederberg bei ihrer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend in der Gaststätte "Alte Scheune" in Tönisberg auf. Es geht um die Frage, ob es sich bei der Zeche um ein Denkmal handelt — nur dann könnte die bestehende Abrissverfügung noch außer Kraft gesetzt werden. Mehr als 80 Zuschauer waren gekommen — darunter Vertreter aller im Kempener Stadtrat vertretenen Fraktionen und der Stadtverwaltung —, um sich die Ideen der Gruppe anzuhören, die knapp 50 Helfer und fast 1500 Facebook-User hinter sich weiß.

Peter Kunz, der sich an die Spitze der Bewegung gesetzt hat, bekundete gleich am Anfang seine persönliche Verbundenheit mit der Zeche. "Ich bin damit groß geworden, stamme aus einer Bergmannsfamilie. Ohne den Förderturm kann ich mir Tönisberg nicht mehr vorstelle." Kunz sieht die Rolle seiner Initiative als Impulsgeber für neue Nutzungsmöglichkeiten des Geländes. Mit Finanzierungsfragen wollen er und seine Leute sich nicht befassen. "Das können wir als Bürger nicht leisten, das muss die Politik tun." Den Volksvertretern warf Kunz vor, "versagt" zu haben, weil sie in der zwölf Jahre währenden Diskussion kein Ergebnis erzielt hätten.

Einer, der den Prozess von Anfang an verfolgt hat, ist Professor Walter Buschmann vom Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Er schrieb seinerzeit eine Stellungnahme mit dem Fazit, dass Teile des Geländes förderwürdig sind. Den Zuhörern in der Scheune legte Buschmann noch einmal die wesentlichen Punkte seiner Expertise dar. So bilde der Förderturm eine Landmarke, wie sie in anderen Städten für viel Geld künstlich geschaffen werde. Der Turm markiere Tönisberg als westlichen Endpunkt des Ruhrgebiets. Besonders gut werde bei der Zeche Niederberg die Nutzung als Schachtanlage im Gegensatz zu den Fördertürmen im Ruhrgebiet deutlich. Außerdem sei die Stützkonstruktion mit ihren speziellen Seilscheibeneinbauten besonders.

Aus seiner Erfahrung mit anderen Zechen, die stillgelegt und für die eine neue Nutzung gefunden werden muss, nannte der Professor einen Zeitraum von zehn Jahren, die es brauche, ehe ein neues Konzept für den Bau gefunden werde. Walter Wrede vom Verein GeoPark Ruhrgebiet, der sich für den Erhalt geologischer Strukturen einsetzt, vertrat die Meinung, dass die Stadt Kempen die Zeche "fast ohne Risiko" erst zum Denkmal ernennen und hinterher trotzdem abreißen könne, wenn sich der Erhalt später als aussichtslos darstelle.

Sven Schroers, der als Architekt die Diskussion um den Standort Niederberg seit Jahren verfolgt und sich jetzt der Retter-Initiative angeschlossen hat, stellte die Zeche als "schlichtweg ungepflegt, aber nicht baufällig" dar. Viele Räumlichkeiten seien gut erhalten, etwa die sehr großen Waschkauen, die sich gut als Veranstaltungsraum eigneten. Als Vorbild für eine Neukonzeption der Zeche nannte er die Firma Trendfactory, die in Rottweil ein ehemaliges, allerdings deutlich kleineres Kraftwerk ertüchtigt hat. Wie dort könnten in Niederberg Hochzeiten und Open Air-Festivals sowie viele andere Events veranstaltet werden.

Peter Kunz appellierte abschließend an die Politiker im Saal, sich bei der Entscheidung am Montag keinem Fraktionszwang zu unterwerfen.

Bei einer abschließenden Diskussionsrunde argumentierte der Technische Beigeordnete der Stadt Kempen, Stephan Kahl, dass seit zwölf Jahren nach einem Konzept gesucht wird, aber keiner der Beteiligten je eine tragfähige Lösung präsentiert habe. "Ich finde es merkwürdig, wenn jetzt uralte Gutachten wieder aus der Tasche geholt werden", so Kahl.

(HM03)
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