Kreis Viersen Vermittlung über Grenzen hinweg

Kreis Viersen · Der SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner hat ein Pilotprojekt angeschoben, um den Mangel an Fachkräften in bestimmten Bereichen zu lindern. Mangel herrscht in der Pflege. Für deutsche Einrichtungen ist die Qualifikation besonders wichtig.

 Angesichts des Fachkräftemangels zum Beispiel in der Pflege blickt Udo Schiefner in Richtung Niederlande.

Angesichts des Fachkräftemangels zum Beispiel in der Pflege blickt Udo Schiefner in Richtung Niederlande.

Foto: dpa

Längst ist in Deutschland ein Mangel an Fachkräften deutlich bemerkbar. Das gilt besonders für die Bereiche Pflege und Erziehung. "Viele Einrichtungen signalisieren mit Nachdruck, dass die qualifizierte Besetzung freier Stellen bereits heute zunehmend schwerer fällt", sagt der Kreis Viersener SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner. Als mögliche Gegenmaßnahme schlägt er die Förderung von grenzüberschreitender Arbeitsvermittlung vor.

Britta Altenkamp, Landstagsabgeordnete und Vorsitzende der SPD-Region Niederrhein, nennt einen der Gründe, warum besonders Pflege und Erziehung betroffen sind: "Hier besteht ein hohes Fachkraftgebot, die Qualifizierung muss stimmen." In den Niederlanden ständen viele Fachkräfte zur Verfügung, die jedoch aufgrund ihrer mangelnden Qualifizierung nicht einsetzbar sind. Was nicht heiße, dass sie ihren Beruf nicht beherrschen: "Sie haben eine andere Ausbildung, aber keine schlechtere. Die Ansprüche sind anders."

Die Kultur auf dem Arbeitsmarkt ist in beiden Ländern höchst unterschiedlich. Deutsche Arbeitgeber gewichten im ersten Schritt die fachliche Qualifikation, die durch zertifizierte Abschlüsse objektiv bewertbar ist. Niederländische Arbeitgeber hingegen legen einen Schwerpunkt auf subjektive soziale Fähigkeiten. Die Konsequenz: Wollen niederländische Arbeitskräfte in Deutschland arbeiten, müssen sie nachqualifiziert werden. "Die Anerkennung von niederländischen Berufsabschlüssen ist für den deutschen Arbeitsmarkt von großer Bedeutung", betont Schiefner. Ein neues Pilotprojekt soll hier für Abhilfe sorgen. Dafür müssten zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. Ein Budget von rund 300.000 Euro für das zweijährige Projekt mit anschließender Evaluation sei ein realitisches Ziel, um die Handlungsfähigkeit zu erhöhen. Schiefner: "Das ist eine, verglichen mit anderen Maßnahmen, bescheidene Summe, die viel Positives bewirken kann."

Als Beispiel nannte er die Verbesserung der Pflegesituation, neue Beschäftigungsperspektiven und die Entlastung der niederländischen Behörden. Zum Erfolg brauche man außerdem mehr Personal in der Arbeitsverwaltung zur Vor- und Nachbetreuung mobiler deutscher und niederländischer Grenzgänger, zum Ausbau von Schnittstellenkonzepten sowie zur Arbeitgeberbetreuung. Auf erste positive Ergebnisse des Pilotprojekts hofft Schiefner Anfang 2017. Eine gewisse Skepsis, so Altenkamp, sei sicherlich berechtigt, "aber der Leidensdruck wird immer größer". Britta Altenkamp ist sicher, dass die Träger deutscher Einrichtungen mitziehen, wenn die Qualifikation stimmt.

Bei der Betreuung von Demenzkranken könne man in Deutschland von den Niederlanden sogar sehr viel lernen. Jenseits der Grenze habe sie eine ganz andere Bedeutung und Struktur und sei viel mehr nach außen gerichtet. Als Beispiel nannte die Politikerin die zahlreichen Demenzdörfer, in Nordrhein-Westfalen gebe es gerade mal ein einziges. "Mit Blick über die Grenze können wir unsere eigenen Konzepte verbessern."

(RP)
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