Stadt Kempen Vokalensemble und Ute Gremmel-Geuchen überzeugen

Stadt Kempen · Die "Kempener Bachtag" - wie Ute Gremmel-Geuchen sie genannt hatte - begannen mit den "Goldberg-Variationen", interpretiert vom Pianisten Alexandre Tharaud, wurden fortgesetzt mit einem Orgelabend, bei dem der Belgier Bart Jacobs Frühwerke Johann Sebastian Bachs vorstellte und endeten am Samstag mit einem Orgel-Chorkonzert, das - am Todestag Martin Luthers - einen bemerkenswerten Beitrag zum Reformationsjahr darstellte.

Die Konzertorganistin Ute Gremmel-Geuchen hatte den "Dritten Teil der Clavierübung" von Bach ausgewählt - ein im Jahre 1739 im Druck erschienenes zehnteiliges Werk, das wie kein anderes Opus des Thomaskantors eine Fülle musikalischer Stile, Formen und Satztechniken repräsentiert und dessen spieltechnische Schwierigkeiten teils ins Extreme gesteigert sind. Eingerahmt wird die "Clavierübung" von Präludium und Fuge Es-Dur, BWV 552.

Die einzelnen Teile sind großformatige Choralbearbeitungen, und die Choraltexte stammen größtenteils von Martin Luther - womit der Bezug zu dem in diesem Jahr allseits bedachten Reformator hergestellt war. Das "Vokalensemble Kempen", ein projektbezogen arbeitender Chor mit etwa 25 Sängerinnen und Sängern, sang vor den Choralvorspielen einen Chorsatz, der jeweils den Text zum Inhalt hatte - eine eindrucksvolle Ergänzung zu den Orgelwerken.

Gründerin und Leiterin des Ensembles, Kantorin Stefanie Hollinger, saß diesmal an der begleitenden Chororgel - Ulrike Schaar, Violoncello und Tis Marang, Kontrabass bildeten das dezente Bassfundament. Zum ersten Mal leitete Christian Gössel, Kantor an der Propsteikirche, die Chorgemeinschaft. Mit unaufgeregter, meist ausladender Schlagtechnik wusste er dem Chor homogene Klänge zu entlocken, getragen von klarer Diktion.

Zu "Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit, Christe, aller Welt Trost, Kyrie, Gott heiliger Geist" erklang beispielsweise die Heinrich Schütz-Motette "Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit"; der Bach'sche Choralsatz "Allein Gott in der Höh sei Ehr" leitete das gleichnamige Choralvorspiel ein; zu der Fughetta "Dies sind die heil'gen zehn Gebot" passte der textgleiche Choralsatz von Bartholomäus Gesius (1562 - 1613); Balthasar Resinarius' (1486 - 1544) Motette "Wir glauben all an einen Gott" war die Einleitung zum gleichnamigen Choralvorspiel mit festlich vollen Orgelwerk, und in "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir", das mit einem Choralsatz von Mattheus Le Maistre (1505 - 1577) eingeleitet wurde, ist die Sechsstimmigkeit des Orgelparts noch dadurch verkompliziert, dass Doppelpedal vorgeschrieben ist. Insgesamt leistete Ute Gremmel-Geuchen Beachtliches auf der vielfarbigen Propsteikirchenorgel, überzeugte mit der Brillanz ihrer immer werkdienlichen Technik, sorgte für die nötige Durchsichtigkeit ihrer Interpretationen und zeigte viel Fantasie in der Registerwahl. Lediglich das Pedalregister bei "Jesus Christus unser Heiland", das den Cantus firmus (die Melodiestimme) herausheben sollte, war ein wenig gewöhnungsbedürftig und zeichnete auch die Melodiestimme nicht so recht. Besonders überzeugend gelang der Interpretin die abschließende Fuge Es-Dur BWV 552,2, eine komplizierte fünfstimmige Tripelfuge, die im dritten, tänzerischen Teil einen Bogen zurück zur französischen Ouvertüre des Präludiums schlägt.

Die Zuhörer in der fast ganz gefüllten Propsteikirche dankten mit begeistertem Applaus.

(oehm)
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