Kempen Vom Banker zum Gastronomen

Kempen · Minh Le hat seinen Job als Banker aufgegeben und sich einen Foodtruck gekauft. Damit erfüllt er sich einen Traum. Allerdings ist es es ein harter Job, und Les Erfolg sehr vom Wetter abhängig.

 Minh Le mit seinem Foodtruck: Der junge Viersener stammt aus Brüggen und hat sich mit dem rollenden Imbiss selbstständig gemacht.

Minh Le mit seinem Foodtruck: Der junge Viersener stammt aus Brüggen und hat sich mit dem rollenden Imbiss selbstständig gemacht.

Foto: Busch

Knallig orangefarben ist das alte Paketzustellerfahrzeug. Minh Le hat es umlackieren lassen und mit einem Freund in Eigenregie innen komplett umgebaut. Jetzt ist es ein Foodtruck, in dem er vietnamesisches Essen zubereitet und Leckereien wie "Mamas Frühlingsrollen, Banh mi oder Sommerrollen" auf verschiedenen Festivals verkauft. Dass er damit ein Risiko eingeht, ist dem 28-jährigen Familienvater aus Viersen bewusst. Aber: "Ich habe lange etwas gemacht, was ich nicht wollte, ich musste dringend etwas ändern", erzählt der junge Mann. Seine Karriere im Forderungsmanagement (Inkasso) bei einer Kempener Bank hat er für seinen Traum an den Nagel gehangen. Sein Leben hat sich komplett verändert. Seit sechs Wochen ist er mit seinem Foodtruck in ganz NRW unterwegs.

Minh Le wollte immer in der Gastronomie arbeiten. Seine Eltern haben ein eigenes chinesisches Restaurant in Brüggen. Dort hat der 28-Jährige oft und auch gerne, meist an den Wochenenden, in der Küche mitgeholfen. Die erste Idee war, bei seinen Eltern einzusteigen: "Sie wollten sich nicht verändern mit dem, was sie tun, also habe ich nach einer Alternative gesucht", erklärt der junge Mann, der vor sechs Wochen zum ersten Mal Vater eines Sohnes geworden ist.

Zusammen mit seinem Schwager kaufte er vor einigen Monaten ein altes Paketzustellerfahrzeug mit bereits 450.000 gefahrenen Kilometern und verbrachte viel Zeit mit dem Innenausbau: "Es musste alles so sein, wie in einer normalen Küche", sagt Le.

Möbel sowie Grill- und Wokplatten, eine Doppelfritteuse, Warmwasserbecken und zwei Kühlungen hat der Jungunternehmer in Kleinanzeigen gefunden, gekauft und sauber gemacht. Gerade kommt Minh Le von einem Festival in Münster und ist zufrieden: "Man muss Standmiete, Waren, Übernachtung einplanen, das kostet oft mehr als 1000 Euro", erzählt er. Er muss genau kalkulieren. Sein Vorteil: Er ist gelernter Banker und weiß mit Zahlen umzugehen.

Er ist dankbar für die Unterstützung seiner Frau und seiner Eltern. Im elterlichen Betrieb hat er die Möglichkeit, das Essen vorzubereiten. Die Händler, bei dem die Familie Waren einkauft, haben sich als zuverlässig bewiesen. Das Feedback der Kunden ist sehr positiv. Momentan bietet Minh Le sechs Gerichte an. Doch er muss kämpfen und ist stark vom Wetter abhängig: "Ich bin neu in dem Gewerbe, ich habe aber bereits guten Kontakt zu anderen Foodtruck-Besitzern geknüpft", sagt Le. Immer der Blick auf den Wetterbericht, denn bei Regen macht er wenig Umsatz. Er ist deshalb breit aufgestellt: "Dazu gehören Firmenevents, aber auch Geburtstage", so der junge Mann. "Klar sind Ängste da", gibt er zu. Er muss auch unter der Woche seinen Lebensunterhalt verdienen, das Wochenende sei das "Bonbon", wie er erzählt. Jetzt komme der Winter und das sei eine harte Zeit.

Den Traum vom eigenen Restaurant hat er weiterhin: "Wer weiß, vielleicht irgendwann oder einen zweiten Foodtruck mit eigenen Mitarbeitern", erzählt Minh Le und lächelt. Bis jetzt hat er den Schritt, seinen Job als Banker im Februar aufzugeben, nicht bereut.

(RP)
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