Stadt Kempen Vom Hundeflüsterer zum Menschenversteher

Stadt Kempen · Seit Ende August ist Sebastian Winter als Gemeindeassistent in der Pfarre St. Mariäe Geburt in Kempen tätig.

 Sebastian Winter vor dem Gemeindezentrum Christ-König im Hagelkreuz: Hier steht sein Schreibtisch, von hier aus ist er für die katholische Gemeinde unterwegs.

Sebastian Winter vor dem Gemeindezentrum Christ-König im Hagelkreuz: Hier steht sein Schreibtisch, von hier aus ist er für die katholische Gemeinde unterwegs.

Foto: WOLFGANG KAISER

Für Sebastian Winter hat vor wenigen Wochen der praktische Teil seiner Ausbildung zum Gemeindereferenten begonnen. In den nächsten drei Jahren wird er verschiedene Facetten des Gemeindelebens kennenlernen. Begleitet wird er dabei von Gemeindereferent Andreas Bodenbenner als Mentor.

Eigentlich hat der 30-jährige Winter Tierpsychologie für Hunde gelernt. Dabei war ihm wichtig, sowohl die Tiere als auch die Menschen zu verstehen. Weil er sich mehr mit Hütehunden beschäftigen wollte, machte er anschließend eine Ausbildung zum Schäfer in Heinsberg. In diesem Beruf arbeitete er später in Schleswig-Holstein. Dann erlitt er einen Arbeitsunfall. Halt fand er damals in seinem Glauben, erzählt er.

In seiner Heimatgemeinde St. Clemens in Krefeld-Fischeln war er bereits in der Pfadfinderschaft, der Matthias-Bruderschaft und bei den Lektoren aktiv. Sein Freiwilliges Soziales Jahr hat er in Meerbusch und Schiefbahn absolviert. Geboren wurde Winter in Lank-Latum, dann zog die Familie nach Fischeln.

In vielen Gesprächen mit hauptamtlichen Mitarbeitern der katholischen Kirche kam bei ihm die Idee auf, Gemeindereferent werden zu wollen. Drei Jahre hat er in Paderborn studiert. Am 16. Juli diesen Jahres hat er dort seinen Bachelor gemacht. Das Studium war für ihn eine sehr interessante Zeit, sagt er. Die Studierenden wohnten im ersten Jahr in einem Haus, so dass es immer auch außerhalb der Hochschule viel Kontakt untereinander gab. Auch besuchte er gerne das nahe gelegene Kloster. Ein Ruhepunkt im Studienalltag war das für ihn.

Jetzt muss er neben der praktischen Arbeit noch einmal pauken. Das erste Jahr wird er hauptsächlich in der Astrid-Lindgren-Schule im Kempener Hagelkreuz zubringen. Dadurch erreicht er die "Missio Canonica", die ihn zur Erteilung von Religionspädagogik berechtigt. Aufgrund der Nähe zur Grundschule hat er sein Büro auch im Gemeindezentrum von Christ-König. Nach Kempen zu ziehen ist für Winter noch keine Überlegung, denn im nächsten Jahr steht erst einmal die Hochzeit an, wie er verrät.

Nach der Ausbildung in Religionspädagogik folgen zwei Jahre Gemeindearbeit sowie Ausbildungselemente in Aachen. Am Ende steht die Abschlussprüfung mit Hausarbeit und einem Projektplan.

Sebastian Winter möchte gern Brückenbauer zwischen Lebenswirklichkeit und Evangelium sein. Und der 30-Jährige meint, dass dies in Kempen sehr gut geht. "Ich freue mich auf das Bevorstehende", aber es tut ihm jetzt schon leid, dass er Kempen in drei Jahren nach Abschluss der Ausbildung wieder verlassen muss.

Ihm ist klar, dass er keinen Arbeitstag von geregelten acht Stunden hat, aber darauf lasse er sich gerne ein. "Alles braucht seine Zeit", sagt er. Und man braucht auch Zeit für sich selbst, ergänzt er. "Man lernt, auf sich selbst zu achten." Wenn man mit Sebastian Winter spricht, hat man den Eindruck, einen in sich selbst ruhenden Menschen vor sich zu haben. Das mag auch an den doch vielen Erlebnissen eines noch recht jungen Lebens liegen. Erholung findet und gönnt er sich in der Natur. Ein Nachmittag auf der Wiese mit seinem Hund mache den Kopf frei, sagt er. Auch will er trotz seiner leichten Behinderung am Arm durch den Arbeitsunfall bald wieder mehr das Fahrrad nutzen.

"Ich liebe das, was ich mache", sagt er sehr schlicht und dass er sich auf seine Aufgabe freue. Das sei nicht nur Beruf, sondern Berufung. Dann fügt er nach kurzem Überlegen noch hinzu, dass er seit seinem Unfall vor allem Dankbarkeit fühle, dass alles so gekommen ist, wie es jetzt ist.

(RP)
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