Kempen Weltmeisterin im Säcke- und Bäumewerfen

Kempen · Michaela Pennekamp tritt seit fünf Jahren bei den Highland Games an. Die urige Randsportart gilt als Domäne der Muskelmänner. Was die 49-Jährige nicht davon abgehalten hat, sich in den USA den Weltmeistertitel zu holen.

 Michaela Pennekamp ist Weltmeisterin bei den Highland Games.

Michaela Pennekamp ist Weltmeisterin bei den Highland Games.

Foto: BUSCH

Bäume, Hammer, Gewichte, Steine, Jutesäcke, . . . Michaela Pennekamp wirft alles Mögliche durch die Weltgeschichte, und das mit großem Erfolg. Gerade hat sich die 49-Jährige in St. Louis (USA) den Weltmeistertitel in ihrer Altersklasse geholt. Ganz nebenbei stellte die Sportlerin vom Nettetaler Highlander-Verein einen Weltrekord auf - im Sheaf toss. Dabei werden Jutesäcke mit einer Heugabel in die Luft katapultiert. Pennekamp katapultierte den 4,5 Kilogramm schweren Sack auf 8,53 Meter Höhe. Der bisherige Rekord lag bei 6,90 Meter.

Seit fünf Jahren ist sie leidenschaftliche Highlander-Wettkämpferin. "In Deutschland ist das immer noch eine Randsportart, obwohl wir gerade in NRW mit Vereinen gut vertreten sind. In den USA ist das ein richtig populärer Sport für alle Altersklassen", sagt die 49-Jährige. Bärtige Muskelmänner im Schottenrock stemmen brüllend einen Baum. Diese Bilder verbinden viele mit den "Highland Games". Tatsächlich sind die aus Schottland stammenden Spiele immer noch eine Männerdomäne. Als Frau gehört Pennekamp zur Minderheit in einer Randsportart. "Etwa zwei Drittel der Wettkämpfer sind Männer", sagt sie. Doch das bremst ihren sportlichen Ehrgeiz nicht. Frauen und Männer treten nicht gegeneinander an.

Gerade vor einer Woche hat Pennekamp in Ossweil bei Stuttgart einen weiteren Weltrekord nachgelegt - mit 10,39 Metern am leichten Stein (3,6 kg). Mit dem Ergebnis geht sie nun in die Winterpause. Im April kommenden Jahres geht sie wieder an den Start - in Ormond Beach in Florida.

Als Kraftsportlerin lernte sie vor fünf Jahren Jürgen Stickelbrock, den Ersten Vorsitzenden im Verein der Nettetaler Highlander, kennen. Er lud sie zu einem Probetraining ein. "Und dann war es passiert", erinnert sie sich lachend. Pennekamp erwies sich als Talent im Hoch- und Weitwerfen. Noch im Probetraining knackte sie eine Bestmarke. Seitdem trainiert sie nicht nur mit Gewichten, sondern feilt an ihren Wurftechniken.

Was sie an den Highland Games fasziniert: "Es ist Kraftsport mit Technik gemischt, und dann noch draußen in der Natur." Die Atmosphäre bei den Hochlandspielen sei urig. Unter den Wettkämpfern gebe viele eigenwillige Typen. Die Stimmung unter den Wettkämpfern sei fair und freundschaftlich.

"Hammerwerfen, Steinstoßen, Gewichtshoch- und weitwurf sowie Baumstämme-Katapultieren, der so genannte Caber toss, gehören zu den Disziplinen", erklärt Pennekamp. "Der Baumstamm soll etwa sechs Meter lang sein. Es kommt nicht darauf an, ihn möglichst weit zu werfen, sondern er muss sich überschlagen." Die Disziplin Sheaf toss gibt es in Wettkämpfen bislang nur in den USA.

Vier bis fünf Tage pro Woche trainiert die IT-Beraterin. Während der Woche lebt sie in Recklinghausen und besucht ein Sportstudio in Oberhausen. An den Wochenenden ist sie bei ihrem Mann in Viersen und trainiert drei bis vier Stunden täglich Wurftechniken im Nettetaler Verein.

Alle Highlander tragen für die Wettkämpfe einen Kilt. Für Pennekamp endet damit aber die Verbundenheit mit der schottischen Kultur. "Bei den Spielen tragen die meisten einen Sportkilt. Der echte, traditionelle Kilt ist mir beispielsweise zu warm und zu schwer. Im Augenblick ist es Mode, zu dem Kilt möglichst verrückte Kniestrümpfe zu tragen. Die werden sogar prämiert."

Vor den Masters Highland Games World Championship in St. Louis hatte Pennekamp schon andere Titel geholt. Die mehrfache Deutsche Meisterin wurde 2012 Vize-Weltmeisterin. Danach landete sie zwei Mal auf dem dritten Platz.

Völlig unbefangen und locker sei sie Ende September zur Weltmeisterschaft in den US-Bundesstaat Missouri geflogen, die sie mit einem Urlaub verband. "Ich hatte mir nicht wirklich Chancen auf den Titel ausgerechnet. Ich war mit 49 Jahren die Älteste in meiner Gruppe. Alle meine Gegnerinnen, die mich früher besiegt hatten, waren auch am Start, und laut Ergebnislisten hatten sie ihre Leistungen gesteigert. Deshalb ist der Titel sehr wertvoll für mich."

Preisgelder gibt es bei den Hochland-Spielen nicht, aber einen Pokal in Form eines Wurfgewichts. "Als ich ihn vor der Siegerehrung sah, habe ich ihn sofort angehoben. Er ist zum Glück hohl. Schließlich musste er ja beim Flug im Gepäck verstaut werden", schmunzelt sie. Trotzdem wiegt das gute Stück bemerkenswerte neun Kilogramm. "Dafür musste ich mich beim Shoppen einschränken", sagt Pennekamp. Aber das ist ein Weltmeisterpokal ja auch wert.

(RP)
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