Stadt Kempen Wenn der Vize-Bürgermeister zum Baumeister wird

Stadt Kempen · Otto Birkmann betreut seit vielen Jahren die Kinder, die in den Sommerferien beim Kempener Ferienspaß mitmachen. Ihm zur Seite steht Hubert Zens. Den Beiden macht die Arbeit viel Freude.

 Hubert Zens (links) und Otto Birkmann basteln leidenschaftlich gern mit den Kindern beim Ferienspaß.

Hubert Zens (links) und Otto Birkmann basteln leidenschaftlich gern mit den Kindern beim Ferienspaß.

Foto: Kaiser

Im hinteren Teil des Sportplatzes an der Berliner Allee wird derzeit eifrig gehämmert und gebohrt. Denn die Kinder vom Kempener Ferienspaß haben hier ihren Bauspielplatz. Jedes Jahr wird hier passend zum Motto der jeweiligen Ferienbetreuung gebaut und gebastelt. In diesem Jahr sollen Häuser entstehen. Eines für jeden Kontinent auf der Reise um die Welt in dreißig Tagen. Für Europa steht das Fachwerkhaus, für Amerika ein Indianerzelt, für Afrika eine Laubhütte, für Asien ein Haus auf Stelzen. Und für Australien soll es ein Höhle der Aborigines (Ureinwohner) geben.

Begleitet werden die Kinder beim Bauen von Otto Birkmann, der hier einmal nicht stellvertretender Bürgermeister von Kempen, sondern Baumeister ist. Ihm zur Seite auch in diesem Jahr Hubert Zens. Der sucht gerade verzweifelt nach den passenden Bits für den Akkuschrauber. Aber da die fehlen müssen halt umgekehrt die passenden Schrauben für die Bits aus dem Vorrat herausgesucht werden. Man merkt schon, hier wird kreativ und mit viel Improvisation gebaut. Durch Birkmann ist Zens zum Ferienspaß gekommen. Und wie Birkmann hat Zens genauso viel Freude daran. Es mache einfach Spaß mit den Kindern zu arbeiten, meint er. Beide machen dies rein ehrenamtlich.

Otto Birkmann muss nachzählen, wie oft er schon hier mit Kindern in den Sommerferien gebaut hat. Das geht am einfachsten in der Erinnerung an die verschiedenen Bauwerke, die entstanden sind. Ein Omnibus, eine Mühle, ein ganzer Zoo, ein Zirkus und Kunstwerke im Stil der Modern Art waren mit dabei. Birkmann ist wohl im siebten Jahr mit am Werk, schätzt er. Und es macht ihm offensichtlich immer noch riesigen Spaß.

Was ihm vor allem gefällt, erzählt er, ist dass die Kinder schnell Teams bilden und sich gegenseitig helfen. Sie stellen schnell fest, dass man mit vier oder sechs Händen mehr erreichen kann als mit zwei. Auf dem Bauplatz werden oft Nägel fixiert, damit sie an der richtigen Stelle eingeschlagen werden, ohne dass der Daumen unter dem Hammer landet. Da sind dann meist gleich drei oder vier Kinder mit Hammer dabei, gemeinsam den Nagel an der richtigen Stelle ins Holz zu bringen. Immer noch freut sich Birkmann darüber, dass außer kleineren Blessuren nie ein Kind sich beim Bauen ernsthaft verletzt hat. Und ganz wichtig ist ihm, den Kindern beizubringen, dass hier keine Waffen gebastelt werden.

Viele Geschichten fallen Birkmann ein, wenn er von den Jahren beim Ferienspaß erzählt. So weinte ein kleiner Junge einmal Freitags bitterlich. Nein, es war ihm nichts passiert. Er hatte nur eigentlich gar keine Lust mit den Eltern in der nächsten Woche in Urlaub zu fahren, sondern wollte lieber weiter bauen. Und dann gab es noch ein Kind, erinnert sich Birkmann, dass von allen "Professor" genannt wurde. Denn der Junge kannte die Bezeichnungen aller Schrauben und Nägel, konnte genau sagen, wo man welchen Winkel ansetzen musste. Aber hatte in der Praxis zwei linke Hände. Mädchen wären übrigens technisch hervorragend, sagt Birkmann. Und richtig, es wuseln am Beginn des Ferienspaßes mindestens ebenso viele Mädchen wie Jungs in der Werkstatt herum.

Aber die erwachsenen Bauleiter müssen auch mit Fachfragen der Kinder rechnen. Wieso bekommt ein Holzwurm zwischen Rinde und Holz noch Luft, war so eine Frage. Nach einmal selber kurz Luftholen hatte Birkmann die passende Antwort. Der Wurm sei doch klein genug, so dass er mit wenig Luft auskommen könne. Eine andere Frage amüsiert ihn immer noch. Wann denn genug Sägemehl für einen Kuchen zusammen sei, fragte ein Mädchen. Die Mutter hätte nämlich so eine tolle Form, die würde sie dann mitbringen. "Wir erleben fast jeden Tag solche Dinge" freut er sich. Und freut sich auch darüber, dass ihn schon vor den Ferien ein Mädchen auf der Engerstraße gefragt hat, ob er auch dieses Jahr wieder komme. Als er das bejahte, fand sie das toll und versprach, auch dabei zu sein.

(sr)
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