Stadt Kempen Wenn Notenständer Walzer tanzen

Stadt Kempen · Die beiden komödiantischen Musiker Wilbert Kivits und Tiny van Eijnden gaben im St. Huberter Forum ein "Unmögliches Konzert". Das Publikum wurde in die Show einbezogen. Es gab Lachsalven und reichlich Applaus.

 Der Tenor Stenzel (Tiny van Eijnden) und der Pianist Wilbert Kivits (rechts) begeisterten ihr Publikum im St. Huberter Forum mit ihrem musikalischen Können und ihrem komödiantischen Talent. RP-Foto: Wolfgang Kaiser

Der Tenor Stenzel (Tiny van Eijnden) und der Pianist Wilbert Kivits (rechts) begeisterten ihr Publikum im St. Huberter Forum mit ihrem musikalischen Können und ihrem komödiantischen Talent. RP-Foto: Wolfgang Kaiser

Foto: Kaiser Wolfgang

Vor rund zehn Jahren waren sie schon einmal mit dem "Perfekten Konzert" zu Gast im St. Huberter Forum. Jetzt gab es die Steigerung beim Gastspiel von Wilbert Kivits und Tiny van Eijnden, nämlich das "Unmögliche Konzert".

Vor dem Pianisten Wilbert Kivits sowie dem Tenor Stenzel, das ist in Wahrheit Tiny van Eijnden, ist nichts sicher, was in Noten auf dem Papier steht. In einem schier wahnsinnigen Tempo rasen sie durch die Musikrichtungen. Da ist es vollkommen egal, ob es sich um Oper oder Jazz und Pop handelt. Bei allem können die zwei Künstler etwas entdecken, was ihrem übersprudelnden Witz gnadenlos zum Opfer fällt. Dabei wird schon bei den ersten Takten jedem im Publikum klar, dass es sich hier um hervorragende, sehr gut ausgebildete Musiker handelt. Gerade deshalb ist ihr Programm so faszinierend. Können wird hier mit einem unbändigen Humor gepaart. Die Besucher im St. Huberter Forum werden auf jeden Fall an diesem Abend keinen Langeweile gespürt haben. Das merkte man an den vielen Lachsalven und dem reichlichen Applaus.

Immer wieder beziehen die Beiden ihr Publikum in das Bühnenprogramm ein. Dies aber sehr behutsam. Da wird Hilfe gebraucht, als sich der Flügel bei einer furiosen Arie von der Bühne davon macht. Beherzt greifen zwei Herren aus dem Publikum zu. Ein nächster Besucher wird bei der kürzesten Arie der Welt gebraucht: Er muss die Zeit stoppen, denn die Arie soll unter einer Minute geschafft sein. Ganz schön schweißtreibend für Tenor Stenzel und Pianist Kivits. Aber am Ende haben sie es geschafft: Knapp in der Zeit verkündet der Juror aus den Besucherreihen.

Die beiden Musiker haben sich bei einem Treffen mit dem Geiger André Rieu gefragt, wie er denn so erfolgreich sein könne. Alle würden zu seiner Walzermusik tanzen. Das probieren die beiden natürlich auch in St. Hubert. Aber schnell entwickelt sich daraus eine musikalische Unsinnsgeschichte. Die Comedians präsentieren ihren "Notfallplan". Der Notenständer hüpfen eben auf den Flügel und tanzen dort zur Walzermusik. Wie überhaupt die Beiden technische Spielereien mögen. Besagter Notenständer verwandelt sich so mit einem leuchtenden Lautsprecherkopf und Frack in den großen Tenor Enrico Caruso, obwohl der doch schon seit fast 100 Jahren tot ist. Der große Caruso darf dann mit Stenzel ein Duett singen - das ist einfach nur hinreißend. Ohne die rechnerischen Künste der Musiker hätte man wohl auch kaum gewusst, dass Beethovens vierte Sinfonie, die das Hochgefühl des Glücks beschreibt, und die fünfte, die Schicksalssinfonie zusammen gezählt neun ergeben und dann als "Ode an die Freude", die Europahymne, auf der Bühne erklingt. Ein hintergründiger Witz, wie er zu den beiden Musikern passt. Wenn es eine Steigerung zum perfekten und unmöglichen Konzert gibt, sollen die beiden Herren Kivits und Stenzel doch bitte nicht wieder zehn Jahre auf sich warten lassen.

(sr)
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