Kreis Viersen "Westfälisch-gesellig" und "nicht immer stur"

Kreis Viersen · Im Forum des Kreises Viersen verabschiedete sich Peter Ottmann gestern Abend nach elf Jahren aus dem Amt des Landrats. Privat will er jetzt mit seiner Frau Katharina England bereisen.

Am Ende lugte dann doch etwas Wehmut hervor, als Peter Ottmann sich endgültig von der großen Bühne verabschiedete, die noch einmal im Forum des Kreishauses in Viersen aufgebaut worden war. Dem am Niederrhein heimisch gewordene Westfale war bewusst, dass der Lebensabschnitt unwiderruflich beendet war, der seinen Rhythmus und den seiner Familie mehr als 31 Jahre bestimmt hat.

Elf Jahre lang war Peter Ottmann Landrat des Kreises Viersen, zuvor war er von 1990 bis 2004 Stadtdirektor und Bürgermeister von Nettetal. Viele Weggefährten auf Kreisebene, aus den Städten und Gemeinden, aus Verbänden und Institutionen auch auf überregionaler Ebene waren gekommen, um ihn zu verabschieden. Unter ihnen waren auch der frühere Oberkreisdirektor Rudolf H. Müller (90), der von 1964 bis 1984 die Kreisverwaltung leitete und vor wenigen Tagen die Diamanthochzeit mit seiner Frau gefeiert hatte, sowie der frühere Landrat Peter Van Vlodrop.

Im Small Talk mit Moderator Stefan Verhasselt charakterisierte Willichs Bürgermeister Josef Heyes den scheidenden Landrat als "westfälisch-gesellig", und er sei auch "nicht immer stur" gewesen. Nun werde Ottmann wohl sein Handicap im Golf verbessern, er selbst spiele ja nicht, schob Heyes als Sprecher seiner acht Kollegen im Kreis bedauernd nach. Ottmann winkte ab: Er spielt kein Golf.

Nicht immer nur politische Probleme hat der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Michael Aach, mit Peter Ottmann gewälzt. Sie hätten sich bei manchen Treffen auch gerne mal über "Gott und die Welt" unterhalten. Einzelheiten mochte Aach mit Blick ins Publikum dazu nicht preisgeben.

Seinem Nachfolger Dr. Andreas Coenen hinterlässt Peter Ottmann zwar ein Büro, auf dessen Schreibtisch er nichts hat liegen lassen, und es sei besenrein. Dennoch sind die Schubladen und Schränke prall gefüllt mit Aufgaben, die nun fließend in die Verantwortung des 1974 geborenen neuen Landrats übergehen. Coenen wird übrigens in der Sitzung des Kreistages am kommenden Donnerstag, 29. Oktober, um 18 Uhr offiziell vereidigt.

Eine Aufgabe legte Ottmann Coenen und allen anderen, die Verantwortung tragen, als besonders dringlich ans Herz: Die parallele Entwicklung des ehemaligen britischen Militärflughafens in Elmpt als Gewerbestandort und als Unterkunft in der Erstaufnahme von mindestens 2500 Flüchtlingen, wenn die Briten im Dezember endgültig abgezogen sind. Das sei eine Aufgabe, so ergänzte Aach, die viel Kraft und Fleiß, vor allem aber langen Atem über viele Jahre erfordere.

Auf die Frage, ob denn ein Wunsch unerfüllt geblieben sei, teilte Ottmann grinsend mit, dass ihm die Sanierung des Forums verwehrt geblieben sei - auch wegen des Widerstands aus den Gemeinden, die über ihre Umlage einen großen Teil des Kreisetats bestreiten. Danach wurde er ernst. "Das Abschiedsgefühl steigert sich, jetzt öffnet sich ein Kapitel, von dem man noch nicht weiß, was kommen wird und was man vermissen wird", sagte er.

Seinen breitgefächerten musikalischen Wunschzettel erfüllten ihm Florian Fleischmann, Timo Brauwers, Nina-Maria de Almeida und Ralf Holtschneider als Kreis-Musikschulcombo. Die nächsten Tage werden Peter und Katharina Ottmann übrigens noch nicht mit ihrem eben geborenen Enkel verbringen, sondern England bereisen.

(RP)
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