Stadt Kempen Wie das Gasnetz in Kempen geprüft wird

Stadt Kempen · Die Stadtwerke Kempen lassen regelmäßig sämtliche Gasleitungen auf mögliche Schadstellen untersuchen. Erst kürzlich war eine Spezialfirma in der Thomasstadt im Einsatz. Das einzige Leck, das sie gefunden hat, wird nun behoben.

Ehe Karl Janssen mit seiner Arbeit beginnt, fährt er erst einmal seinen Rechner mit der GPS-Ortung und den Lageplänen hoch, überprüft die Gasmessgeräte, zieht sich die Warnweste an und geht dann vollgepackt mit den Gerätschaften durch die Gegend. An der Hand führt er ein kleines Fahrgestell mit, am unteren Ende sind Detektoren. Der 64-Jährige ist nicht als Gold-, sondern als Gassucher unterwegs, hat gerade im Auftrag der Stadtwerke Kempen in Kempen, Tönisberg und St. Hubert die Erdgasleitungen auf Schadstellen untersucht. Seit 39 Jahren ist Karl Janssen einer der vielen Rohrnetzprüfer der Gütersloher Spezialfirma Sewerin.

Der Prüfer wohnt eigentlich mit seiner Familie in Ostfriesland. Für etwa neun Monate im Jahr ist er wie ein Monteur meist mit seinem Wohnwagen und mit den Service-Fahrzeugen unterwegs. Mit etwa zehn Kilogramm im Gepäck, auf dem Rücken und mit seinem "Bauchladen", ist Karl Janssen in den vergangenen acht Wochen etwa 300 Kilometer durch das Kempener Stadtgebiet gelaufen. Immer entlang beziehungsweise über den etwa ein Meter im Boden liegenden Gasleitungen. "Ein kleines Problem ist, dass in den Innenstädten viele Flächen gepflastert und zubetoniert sind, aber dann suche ich mir in der Nähe freie Stellen, wo ich die hoffentlich saubere Luft messen kann oder gehe auf den versiegelten Flächen etwas langsamer", sagt der Sachverständige.

Janssen, der am 1. März nächsten Jahres in den Ruhestand geht, ist mit dem Leitungsnetz in den Kempener Stadtteilen sehr zufrieden. "Die Schadenshäufigkeit ist hier im Vergleich zu anderen Kommunen sehr gering", sagt er gegenüber der Rheinischen Post. In Kempen hat er mit seinem speziellen Instrumentarium nur zehn Schwachstellen ausgemacht. "Dies entspricht einer Leckstellenhäufigkeit von nur 0,033 Leckstellen pro Kilometer", relativiert Kinkel.

Die Schwachstellen werden sofort den Stadtwerken gemeldet. "Wir reagieren dann sofort, machen Probebohrungen, lokalisieren mit einer Sonde das Leck und schalten im Bedarfsfall Tiefbauunternehmen, Spezialfirmen und eigenes Personal ein, die die schadhaften Leitungen instand setzen", sagte der bei den Kempener Stadtwerken für Gas und Wasser zuständige Hubertus Kinkel. Zu größeren Schäden und Explosionen sei es in den vergangenen Jahren nicht gekommen. Eine absolute Ausnahme sei vor etlichen Jahren eine große Explosion an der St. Huberter Bellstraße gewesen, bei der ein Bagger eine Gasleitung abgerissen habe.

Hubertus Kinkel kennt sich aus, ist selbst Rohrnetzmeister und arbeitet seit 1992 bei den Kempener Stadtwerken. Der 49-Jährige erklärt, dass es in Kempen, Tönisberg und St. Hubert Gasleitungen (mit einem Durchmesser von 25 bis zu 300 Millimeter) gibt, hinzu kommen etwa hundert Kilometer Hausanschlüsse. Das Erdgas beziehen die Stadtwerke Kempen aus den Niederlanden. Es wird über vier Erdgas-Übernahmestationen und 14 Bezirksreglern ins Kempener Leitungsnetz geführt. Der Druck ist unterschiedlich, daher auch die Prüfintervalle, erläutert Kinkel . "Das Gas kommt an den Übernahmestationen mit einem hohen Druck von 16.5 bar bis 65 bar an. Es wird dann auf 0.8 bar bis 1.5 bar herunter geregelt und speist dann die Bezirksregel-Stationen. Von dort wird das Erdgas mit Niederdruck (25 bis 70 Millibar) in die Leitungen eingespeist", erklärt Kinkel.

Der Turnus der Gasrohrnetzüberprüfung richtet sich nach der Schadenhäufigkeit und der Druckstufe: bei den Hochdruckleitungen sind dies alle zwei Monate, beim Mitteldruck alle zwei und beim Niederdruck alle vier Jahre.

Karl Janssen war mit seiner Arbeit zufrieden. Zuletzt hatte sein Spezialgerät auf der Hülser Straße in Kempen, zwischen St. Huberter Straße und St. Töniser Straße, ausgeschlagen. Diese Schadstelle wird aber Anfang Dezember ausgebessert. Gerade arbeitet der Rohrnetzprüfer in Kerken und Wachtendonk. Für die Betriebsführung der dortigen Netze sind ebenfalls die Kempener Stadtwerke zuständig.

(wsc)
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