Stadt Kempen Wie Flüchtlinge von Ärzten versorgt werden

Stadt Kempen · Die medizinische Betreuung von Asylsuchenden ist nicht einheitlich geregelt. Mitarbeiter der "Via Stenden" und Ärzte berichteten über ihre Erfahrungen vor Ort. Die Kempener Grünen hatten eingeladen.

 Mitten im Wald zwischen St. Hubert und Stenden liegt das ehemalige Tagungshotel, das seit Mitte 2014 als Flüchtlingsunterkunft dient.

Mitten im Wald zwischen St. Hubert und Stenden liegt das ehemalige Tagungshotel, das seit Mitte 2014 als Flüchtlingsunterkunft dient.

Foto: van Offern

Es war ein interessanter Abend mit ganz unterschiedlichen Aspekten zum Thema "Flucht und Gesundheit - medizinische Versorgung von Flüchtlingen", zu dem die Kempener Grünen am Donnerstagabend ins Restaurant "Ela" eingeladen hatten. Grünen-Ratsherr Jeyratnam Caniceus war es gelungen, eine gute Mischung von Fachleuten dafür zu gewinnen.

Gleich zu Beginn betonte Moderator Axel Küppers, dass der Abend für mehr Transparenz und Verständnis werben sollte. Aril Ünal, Sprecher der Grünen für Pflege- und Gesundheitspolitik im Düsseldorfer Landtag, erläuterte aus seiner Erfahrung, dass es bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen nicht nur um die Erstversorgung ginge, sondern auch um soziale und psychologische Betreuung. Denn die Menschen sind vielfach traumatisiert. Er plädierte für mehr Zusammenarbeit von Bund, Land und Kommunen bei der medizinischen Betreuung. Außerdem müsse das Abrechnungssystem von medizinischen Leistungen für Flüchtlinge vereinfacht werden.

Bisher gibt es dort immer noch unterschiedliche Wege. Es gibt Städte, die Flüchtlingen eine Gesundheitskarte für den Gang zum Arzt anbieten, andere händigen spezielle Krankenscheine aus. Dazu sagte Kempens Sozialdezernent Michael Klee, dass Kempen Krankenscheine ausgibt, aber dies völlig problemlos laufe. Eine Karte wolle die Stadt nicht einführen, weil damit ein Missbrauch möglich wäre.

Die St. Huberter Ärztin Christine Janssen-Hinz berichtete aus ihren Erfahrungen in der Erstbetreuung von Flüchtlingen in der "Via Stenden" in Kerken. Dazu gehörten Dinge wie Impfangebote und medizinische Betreuung. Dabei betonte sie, dass es eigentlich bei den zu behandelnden Krankheiten kaum Unterschiede zu ihrer üblichen Praxis gebe. Aber es bleibt das Sprachproblem. Inzwischen ist durch die Abnahme der Flüchtlingszahlen auch die Notwendigkeit von Sprechstunden in Stenden weniger geworden. Es sei eine bereichernde, anstrengende Zeit gewesen, so die Ärztin. Und gleichzeitig habe sie viele Dank von den Flüchtlingen erhalten. Das bestätigten auch Dr. Florian Ruppe und Thomas Paßers vom Hospital zum Heiligen Geist, die sich gleichfalls dort engagierten. Wobei Paßers, Geschäftsführer des Kempener Krankenhauses, auch an die Politik appellierte, die Anerkennung der Approbation ausländischer Ärzte zu erleichtern. Damit könne man viele Sprachprobleme ausräumen.

Steffi Tilch-Wagner, Leiterin der Stendener Einrichtung, berichtete von den ganz praktischen Dingen. In Stenden sind derzeit Ärzte rund vier Stunden von Montag bis Freitag im Haus. Außerdem gibt es eine Krankenstation mit ausgebildetem Personal, die die ganze Woche rund um die Uhr besetzt ist. Aber auch hier stehen Sprachprobleme im Vordergrund. Außerdem gibt es kulturelle Gegebenheiten, die beachtet werden müssen. Arabische Frauen möchten sich zum Beispiel nicht von einem männlichen Gynäkologen untersuchen lassen. Schwierig sind auch Zahnarztbesuche, weil es kaum öffentlichen Nahverkehr von Stenden aus gibt. So ist der Bus der Einrichtung oft vor allem damit beschäftigt, Bewohner zu Zahnärzten zu bringen. Da würde sie sich Zahnärzte wünschen, die Sammelsprechstunden für mehrere Flüchtlinge anbieten.

Als Erstaufnahmestelle könnten sie manchmal die Flüchtlinge bei längerfristigen gesundheitlichen Problemen nur auf die Zeit vertrösten, wenn sie der endgültigen Zielkommune zugewiesen werden. Natalie Meyer, DRK-Mitarbeiterin inder Flüchtlingsunterkunft, brachte den Aspekt ein, dass neben Kleidung und Schuhen auch dringend Beschäftigungsmaterial wie Spiele für Kinder oder Wolle und Stoff zum Handarbeiten gebraucht werden, damit die Flüchtlinge ihren Tag sinnvoll füllen können.

(sr)
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