Stadt Kempen Wie Kempen in der Via Stenden hilft

Stadt Kempen · Die Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes in dem ehemaligen Tagungshotel erfährt eine große Unterstützung von vielen ehrenamtlichen Helfern und Spendern. Auch Kempener sind hier aktiv. Die RP war in der Einrichtung.

 Auch das ist eine Form der Hilfsbereitschaft: Die Kempen Big Band gab kürzlich unter der Leitung von Markus Türk im Foyer der "Via Stenden" ein Konzert für die dort untergebrachten Flüchtlinge. Die Musiker planen auch, einige Proben in dem ehemaligen Tagungshotel abzuhalten.

Auch das ist eine Form der Hilfsbereitschaft: Die Kempen Big Band gab kürzlich unter der Leitung von Markus Türk im Foyer der "Via Stenden" ein Konzert für die dort untergebrachten Flüchtlinge. Die Musiker planen auch, einige Proben in dem ehemaligen Tagungshotel abzuhalten.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eigentlich wollte Natalie Meyer im vergangenen Jahr nur einen Kursus für traumatisierte Kinder organisieren. Sie machte weiter, dehnte ihre Tätigkeiten aus und gehört seit Längerem mit zum von Claudia Burghans angeführten DRK-Leitungsteam, das mit vielen Mitarbeitern des Sozialdienstes die Flüchtlinge in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes in dem ehemaligen Tagungshotel "Via Stenden" in Kerken betreut. Bei einem Besuch der Rheinischen Post ist auch der Leiter der Einrichtung, Markus Jansen von der Bezirksregierung Düsseldorf, dabei. Der 30-Jährige berichtet davon, dass es in der "Via Stenden" derzeit auch etwas entspannter zugehe. Die Einrichtung an der Ortsgrenze zu St. Hubert hatte mit dem Betrieb im August 2014 begonnen. Die maximale Auslastung liegt bei 450 Plätzen. Derzeit lebten hier, in der Regel zwischen 14 Tage und drei Monate, rund 250 Flüchtlinge - zumeist aus Syrien, Iran, Irak und Afghanistan, erklärt Jansen.

Mit beim RP-Gespräch sind zwei Ehrenamtler. Zum einen der Koordinator der Deutsch-Lehrer, Roland Dudek, zum anderen der Abteilungsleiter Technik des Kempener Berufskollegs, Engelbert Hillen. Kempener Berufsschüler hatten zuletzt beim Bau des Kinderspielplatzes geholfen. Bevor Natalie Meyer die ehrenamtliche Arbeit - sie wird von Steffi Tilch-Wagner koordiniert - schildert, kommt Markus Jansen auf die Anfänge der Einrichtung zu sprechen. Die waren angesichts des Flüchtlingsstroms, der Deutschland erreichte, nicht einfach. Die Strukturen der Unterbringung und Betreuung mussten sich erst Strukturen entwickeln. "Wir haben versucht, den Spagat zwischen den Bedürfnissen der vielen Flüchtlinge und des Kümmerns um die ehrenamtlichen Helfer hinzubekommen. Dabei haben wir sicherlich nicht alles richtig gemacht." Im vergangenen Jahr hatte es auch Probleme gegeben, weil sich ehrenamtliche Helfer in der Einrichtung nicht erwünscht fühlten oder Spender über die unzureichende Verwendung der Hilfsgüter klagten. Diese Differenzen seien ausgeräumt, so Jansen. "Wir sind jetzt nach allen Seiten gut aufgestellt", sagt er, der mit weiteren fünf Mitarbeitern der Bezirksregierung in der Einrichtung tätig ist.

Natalie Meyer dankt all denjenigen, die bislang die Arbeit für die Flüchtlinge unterstützt und begleitet haben. Vor allem aus Kempen habe es eine große Hilfsbereitschaft gegeben. Die Unterstützung halte auch noch an. Natalie Meyer nennt die Tiefbaufirma Hamelmann, die Lions- oder Rotaryclubs, Kempener Propstei-Kirchengemeinde oder das Hospital zum Heiligen Geist. Und die DRK-Mitarbeiterin denkt schon an das nächste Projekt: "Nach den Sommerferien möchte wir gerne neben der Spielfläche einen Bolzplatz errichten." Die Zahl der derzeitigen ehrenamtlichen Helfer, die sich in Stenden engagieren, beziffert Natalie Meyer auf etwa 30 Personen, darunter unter anderem sieben Deutsch-Lehrer und -Lehrerinnen, Damen, die Häkelkurse anbieten, oder den Kempener Künstler Thomas Niermann mit seinen Kursangeboten. Ein weiterer Unterstützer ist die Kempen Big Band. Die Musiker haben in der Einrichtung bereits ein Konzert für die Flüchtlinge gegeben und planen dort künftig wahrscheinlich einige Proben.

 Erläuterten beim RP-Besuch die Arbeit in der Einrichtung (von links): Natalie Meyer, Markus Jansen, Roland Dudek und Engelbert Hillen.

Erläuterten beim RP-Besuch die Arbeit in der Einrichtung (von links): Natalie Meyer, Markus Jansen, Roland Dudek und Engelbert Hillen.

Foto: Kaiser Wolfgang

Natalie Meyer bestätigt, dass aufgrund der Nähe zu St. Hubert viele Flüchtlinge das Kendeldorf besuchen und dort unter anderem einkaufen. Beim Edeka-Markt war es in der Vergangenheit zu einigen Diebstählen gekommen. "Wir sagen den Flüchtlingen, dass so etwas überhaupt nicht geht und dass sie dann mit Strafanzeigen und mit Schlimmerem rechnen müssen", so die DRK-Betreuerinnen.

Derzeit habe das Spendenaufkommen etwas nachgelassen, berichten sie. Was aktuell vor allem benötigt wird: Männerkleidung in kleinen Größen von S bis M; Herren-Schuhe in den Größen 40 bis 43, Frauen- und Kinderkleider, Koffer, Taschen und Buggys. Einrichtungsleiter Markus Jansen erläutert bei dem RP-Gespräch auch, dass die Menschen in der Stendener Einrichtung, die zumeist in Vierer-Zimmern leben, so lange dort bleiben, bis die ersten Anhörungen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erfolgten und eine Bleibeperspektive wahrscheinlich sei. Danach erfolge entweder die Ausweisung oder die Zuweisung in die Kommunen. Jansen ergänzte, dass derzeit der am 31. Dezember dieses Jahres auslaufende Betreuervertrag neu ausgeschrieben werde. Dieser laufe dann wieder über einen Zeitraum von zwei Jahren. Das DRK hat sich erneut beworben.

(wsc)
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