Stadt Kempen Wie realistisch sind die Hotelpläne?
Stadt Kempen · In Kempen wird mal wieder über die Ansiedlung eines neuen Hotels diskutiert. Die Pläne sind nicht neu. Konzerne haben aber kein Interesse am Standort. Gleichwohl sehen Experten durchaus Chancen. Eine Analyse.
Mit der Markterkundung zu einer möglichen neuen Nutzung der Kempener Burg ist das Thema wieder einmal aufgetaucht. Ist Kempen ein möglicher Standort für ein attraktives Hotel? Eine eindeutige Aussage dazu ist schwer zu treffen. Seit Jahren wird über die Ansiedlung eines neuen Hotels diskutiert. Aber genauso lange räumen Experten aus der Hotelbranche Kempen kaum Chancen für eine Herberge ein, die sowohl als Tagungshotel als auch als Unterkunft für Kurzurlauber dienen kann. Zuletzt hatte die vom Kreis Viersen mit der Burg-Expertise beauftragte Assmann-Gruppe Hotelberatungsunternehmen angefragt, ob sie die Burg als Hotel für geeignet halten. Doch die haben sowohl was die Immobilie als auch was den Standort Kempen betrifft, abgewunken.
Gleichwohl fehlt es am gesamten Niederrhein an Übernachtungsmöglichkeiten. Kempen spielt in den Überlegungen von Hotelkonzernen überhaupt keine Rolle. Sie planen - wenn überhaupt - größere Einheiten ab 100 Betten in Großstädten. Dem Kreis Viersen kommt daher seit Jahren eher eine untergeordnete Rolle zu. Pläne für einen Hotelstandort an den Süchtelner Höhen in Viersen oder auf dem ehemalige britische Militärareal in Waldniel-H ostert zerschlugen sich schon vor fast 20 Jahren. Auch Willich war immer mal wieder im Gespräch - wegen der Nähe zu Düsseldorf.
Kempen ist für Tagestouristen bekanntermaßen sehr attraktiv. Nicht nur zu den vielen Stadtfesten kommen Besucher aus der Region in die Altstadt. Dabei liegt die Betonung aber auf dem Zusatz "aus der Region". Das Einzugsgebiet reicht zwar durchaus bis ins Ruhrgebiet oder in die benachbarten Niederlande. Aber es sind dann doch immer wieder nur Tagestouristen, die kommen. Das gilt übrigens auch für andere Orte am Niederrhein, sei es Brüggen, Kalkar, Kevelaer oder Xanten.
Seit Jahren forciert die Niederrhein Tourismus GmbH mit Sitz Viersen ihre Werbeaktivitäten für die Region als Urlaubsziel. Jedes Jahr sind Delegationen bei Tourimusmessen im In- und Ausland präsent. Da gilt es dicke Bretter zu bohren, weil die Konkurrenz groß und der Wettbewerb um Urlauber oder Geschäftsreisende hart ist.
Für die Kreise Kleve und Wesel zeigen sich erste Erfolge, die Übernachtungszahlen steigen - wenn auch noch nicht in dem erhofften Maße. Der Kreis Viersen hinkt hinterher. Das gilt dann auch für die Stadt Kempen.
Die Entwicklung des Kempener Sporthotels ist da symptomatisch. Das Haus mit dem Charme der 1960er-Jahre fristet am Schmeddersweg ein Schattendasein. Pächter Hans-Peter Friedrich wünscht sich seit Jahren eine bessere Auslastung seines Hauses, lebt vor allem von Firmenkunden, die ihre Mitarbeiter zeitweise im Hotel unterbringen müssen, oder von Geschäftsleuten, die unter anderem zu einer Messe in Düseldorf eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Für Kurzurlauber bietet das Sporthotel entsprechende Pakete. Unter anderem können Fahrräder für Touren in der Region geliehen werden. Friedrichs Pachtvertrag läuft im kommenden Jahr aus. Was dann aus dem Sporthotel wird, ist ungewiss. Es gibt Stimmen, die meinen, die Stadt solle das Haus übernehmen, um dort notfalls Flüchtlinge unterzubringen.
Andere Hotelbetreiber haben am Sporthotel in den vergangenen Jahren wenig Interesse gezeigt. Auch Standorte wie das Gelände des Königshütte-Sees - vor Jahren von der CDU favorisiert - oder das Gelände des früheren Kreisverwaltungsgebäudes - hier steht mittlerweile der Klosterhof - kamen nicht infrage.
Gleichwohl ist Kempen als Hotelstandort damit noch nicht aus dem Rennen. Werbering und CDU haben dieser Tage das Thema erneut ins Gespräch gebracht. Wie berichtet, hat CDU-Fraktionschef Wilfried Bogedain eine erneute Abfrage bei Kempener Unternehmen nach einem konkreten Bedarf für Übernachtungsmöglichkeiten für Kunden und Geschäftspartner durch die Stadtverwaltung angeregt.
Auch Bürgermeister Volker Rübo hat das Thema auf der Agenda. Für ihn bedeuteten die Aussagen der Branchenkenner im Rahmen der Markterkundung zur Burg zumindest schon mal Klarheit. Klarheit insofern auch, dass ein Hotel für Kempen nicht ganz ausgeschlossen scheint. 50 Betten sollte es aber schon haben, darunter würde es sich nicht rechnen, weiß auch Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin der Niederrhein Tourismus GmbH und langjährige Expertin. Denn Busunternehmen, die regionale Touren anbieten, suchen gerade nach Häusern mit einer solchen Mindestgröße.
Der Kempener Werbering hat bereits seine Unterstützung zugesagt, mit Politik und Verwaltung sind die Vertreter der Kaufmannschaft in der Sache im Gespräch. Wünschenswert wäre ein Haus in Innenstadtnähe.