Stadt Kempen Willicher Modell-Dorf für Kempen?

Stadt Kempen · Was in Willich gut funktioniert, könnte auch eine Lösung für Kempen sein. Die Stadt Kempen verhandelt mit einem Unternehmen aus Willich, das Wohnmodule für die Unterbringung von Flüchtlingen am Schmeddersweg bauen könnte.

Wahrscheinlich wird noch in dieser Woche der Vertrag unterzeichnet. Es geht um ein kleines Flüchtlingsdorf, mit dem man bereits in Willich gute Erfahrungen gemacht hat und das spätestens im Oktober am Kempener Schmeddersweg stehen könnte - mit Platz für zunächst einmal etwa 150 Menschen. Kempens zuständiger Sozialdezernent Michael Klee hatte sich in den vergangenen Monaten mehrmals an der Moltkestraße in Willich umgeschaut. Dort hatte das von Ingo Brust geführte, jetzt in Schiefbahn beheimatete Unternehmen "Mega Village" insgesamt 97 Module in patentierter Leichtbauweise aufgestellt, in denen in kleinen Gemeinschaften bis zu 280 Flüchtlinge leben könnten. Und da Kempen jetzt schnell handeln muss, erscheint den Verantwortlichen dies eine sehr praktikable und gute Lösung zu sein.

"Wenn wir im September beginnen sollen, müssen wir jetzt schnellstens die Module bestellen", sagte gestern Ingo Brust. Denkbar seien auf dem Festplatz am Schmeddersweg in Kempen in einem ersten Schritt 46 Wohneinheiten, die in einer Art Mini-Dorf entstehen könnten, mit jeweils zusätzlichen Küchen, Aufenthalts- und Sanitärräumen, sogar mit Platz für die Waschmaschinen und Trockner. Jede kleine Wohneinheit ist für bis zu vier Personen ausgelegt. "Wir haben für größere Familien aber auch Doppel-Module, mit getrennten Schlaf -und Wohnräumen", sagt der 45-jährige Unternehmer. Eine Voraussetzung, damit wie geplant gestartet werden kann, ist allerdings, dass vorab die Versorgungsleitungen gelegt werden.

"Viele waren anfangs sehr skeptisch, aber das war total unbegründet", sagte gestern im Willicher Flüchtlingsdorf der Erste Beigeordnete der Stadt, Willy Kerbusch, dessen Idee es war, "Mega Village" diese Siedlung bauen zu lassen. In dem Dorf leben derzeit 153 Flüchtlinge, größtenteils aus Syrien und dem Irak, darunter viele Familien. Unter anderem konnte dadurch die Neersener Niershalle freigeräumt werden. Jetzt wartet man in Willich auf weitere Zuweisungen des Landes.

"Und es ist hier noch zu keinen Auseinandersetzungen gekommen", sagt Dorfmanager Ulrich Blesin. Neben ihm ist Karl-Heinz Penners für die Verwaltung des Dorfes zuständig, Rainer Hallmann für die Sicherheit. Rund um die Uhr reicht eine zweiköpfige Security; andere sind bei Bedarf in Bereitschaft. "Und wir haben erst einmal auf Kameras verzichtet, die die Wege aufnehmen, da es dafür derzeit keine Notwendigkeit gibt", sagt Kerbusch.

Die Einzelpersonen und Familien kochen selbst, kaufen auch selbst ein. Fernseher gibt es in den Aufenthaltsräumen auch. Und draußen sogar ein großes Gemüsebeet, auf dem unter anderem Kartoffeln, Bohnen oder Himbeeren wachsen. Flüchtlinge helfen, wo sie können, haben dem Begegnungs-Café im Eingangsbereich den Namen "Oase" gegeben. "Natürlich haben wir auch dazu gelernt", weist Kerbusch unter anderem auf den Standort des Kinderspielplatzes hin. Der wurde neben dem Büro des Security-Personals eingerichtet, da dies von den Müttern, die ihre Kinder nicht aus den Augen verlieren wollten, gewünscht wurde. Im Dorf helfen viele Ehrenamtliche mit. So gibt es etwa 40 Patenschaften. Es könnten mehr sein. Interessierte können sich bei der städtischen Mitarbeiterin Regine Hofmeister, Ruf: 0173 4230912, melden. Ferner sollen bald mehr Begegnungen mit Einheimischen möglich sein.

(wsc)
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