Stadt Kempen Zeche: Gespräche auf höchster Ebene
Stadt Kempen · Am kommenden Donnerstag findet im Kempener Rathaus ein weiteres Treffen zur Zukunft der ehemaligen Schachtanlage in Tönisberg statt. Die Zechenfreunde wollen den drohenden Abriss weiter verhindern.
Es geht um nichts weniger als um die Zukunft von Kempens jüngstem und zugleich höchstem Denkmal. Für kommenden Donnerstag, 17. Dezember, ist ein weiteres Spitzengespräch zur Zukunft der ehemaligen Schachtanlage Tönisberg anberaumt. Im großen Sitzungssaal des Kempener Rathaus werden vormittags Vertreter der Stadt Kempen, des Kreises Viersen, der Bezirksregierung Düsseldorf, des Landesbauministeriums und des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege sowie der Ruhrkohle AG (RAG) mit Politikern aus den im Stadtrat vertretenen Fraktionen über die Zukunft des Areals auf dem Wartsberg diskutieren. Mit am Tisch sitzen Peter Kunz als Vorsitzender des Zechenfördervereins und Reiner H. Rosendahl, Bezirksvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Krefeld-Kreis Viersen.
Die Ausgangslage ist klar: Die RAG als Eigentümerin des Geländes drängt weiterhin auf den Abriss des seit März dieses Jahres unter Denkmalschutz stehenden Förderturms und der Nebengebäude. Ein Abriss ist auch bei einem Denkmal möglich, wenn der Eigentümer nachweisen kann, dass eine sinnvolle Nutzung des Denkmals unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht realisierbar ist. Die Stadt Kempen ist an dem Denkmal nicht wirklich interessiert, hat den Turm und die Gebäude erst auf den Erlass von Landesbauminister Michael Groschek als oberstem Denkmalschützer in Nordrhein-Westfalen hin in die Kempener Denkmalliste eingetragen. Seit Jahren kämpft vor allem der Landschaftsverband Rheinland (LVR) über sein Denkmalamt um den Erhalt der Anlage als westlichstem Markstein des Ruhrkohle-Bergbaus. Auf Antrag des LVR hatte sich das Bauministerium mit der Sache beschäftigt, nachdem im Kempener Rathaus so niemand recht gewillt war, die Zechengebäude unter Schutz zu stellen. Im Kempener Rathaus wird nach wie vor befürchtet, mit dem ungeliebten Denkmal am Ende einen finanziellen Klotz ans Bein gebunden zu bekommen.
Während im Rathaus die Suche nach einer möglichen neuen Nutzung für den Zechenturm überhaupt keine Rolle spielt, hat sich der Zechenförderverein um den rührigen Vorsitzenden Kunz gerade dazu sehr viele Gedanken gemacht. Im Nabu hat der Förderverein einen Partner gefunden, der bereit ist, für eine "Summe X" das Gelände mit den Gebäuden von der RAG zu übernehmen, um dort beispielsweise ein neues Naturschutzzentrum zu entwickeln. Der Nabu will eine solche Einrichtung über seine Stiftung finanzieren. Allerdings steckt dieses Projekt noch in den Kinderschuhen, weil Zechenförderverein und Nabu weitere Sponsoren für die Realisierung benötigen. Erst danach kann ein tragfähiges Konzept entwickelt werden.
Das werden Peter Kunz und Reiner H. Rosendahl am kommenden Donnerstag im Kempener Rathaus den Experten aus den verschiedenen Behörden und den Politikern auch so noch einmal deutlich machen. Unterstützung, wenn es um den Faktor Zeit geht, haben Kunz und Rosendahl in jedem Fall vom Landschaftsverband, konkret auch von der Kempener SPD und den Grünen. Peter Kunz und seine Mitstreiter sind in den vergangenen Monaten nicht untätig gewesen, haben über Facebook mehr als 1600 Freunde, die ihr Vorhaben gut finden, die Zechenreste zu erhalten. Auch die Idee, ein mögliches Naturschutzzentrum und ein kleines Gewerbegebiet am Wartsberg nebeneinander zu entwickelt, findet nach Auskunft von Kunz durchaus Freunde.
Bei Betrieben in Tönisberg soll Interesse bestehen, sich auf dem Gelände anzusiedeln, das derzeit noch von der Firma Naue genutzt wird. Der Hersteller von Spezialfolien hat bekanntlich im Sommer angekündigt, im Laufe des Jahres 2017 den Standort in Tönisberg aufgeben zu wollen. Die Kempener CDU hat im politischen Raum den Vorstoß unternommen, zumindest eine Folgenutzung für das Naue-Areal sicherzustellen. Sicher ist die nämlich nicht, weil Naue mit einer Ausnahmeregelung auf dem Wartsberg produziert. Der CDU geht es vorrangig um den Gewerbestandort und die damit verbundenen Arbeitsplätze, weniger um den Erhalt der Denkmalgebäude. Für Kunz und seine Mitstreiter geht es um Beides. Darüber hinaus geht es aber vor allem um eins: um den Faktor Zeit. Und daran droht derzeit das Vorhaben zu scheitern. Die RAG will den Abriss, die Genehmigung der Stadt dafür läuft Anfang 2016 aus. Die Zechenfreunde hoffen auf einen Aufschub - notfalls mit einem erneuten Ministerentscheid.