Stadt Kempen Zwei großartige Cellisten begeisterten die Zuhörer

Stadt Kempen · Das Format der "Nachtmusiken" findet immer mehr Freunde. Gegen 21 Uhr in der Paterskirche eintrudeln, ein Glas Prosecco und eine Brezel genießen, die launige Vorstellung der Künstler - noch im Kreuzgang - durch Peter Landmann amüsiert verfolgen, irgendeinen Sitz -oder Liegeplatz im von Stühlen befreiten Konzertsaal suchen - und sich dann einfach nur noch der Musik hingeben - das scheint Vielen zu gefallen.

Zur letzten Nachtmusik dieser Saison waren hochkarätige Künstler angereist - zwei Cellisten, die vor allem eines auszeichnet - ein von allem Konkurrenzdenken freies Miteinandermusizieren. Jens Peter Maintz und Wolfgang Emanuel Schmidt lernten sich vor mehr als einem Vierteljahrhundert kennen - sie waren beide Studenten beim berühmten Cellovirtuosen David Geringas an der Lübecker Musikhochschule. Für ein Marathonkonzert anlässlich eines Meisterkurses suchten sie ein Abschlussstück und wurden bei Paganini und dessen "Moses-Variationen" fündig - "Cello -Duello" war geboren.

Jens-Peter Maintz, der ein Ruggeri-Cello spielt, war 1994 erster Preisträger beim ARD-Wettbewerb in München und ist seit 2006 Solo-Cellist des Lucerne Festival Orchesters unter Claudio Abbado. Wolfgang Emanuel Schmidt ist Preisträger des Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau und gastiert mit seinem Goffriller-Cello weltweit mit ersten Orchestern und mit Kammermusikpartnern wie Lang Lang, Emanuel Ax oder Nikolay Znaider.

Dennoch ist für beide das Duo-Spiel ein bedeutender Schwerpunkt, ständig suchen sie Originalkompositionen für ihre recht seltene Instrumentenkonstellation oder sie bearbeiten Werke jeglicher Epochen. Blitzsaubere Intonation ist ihnen ebenso Ehrensache wie die unbedingte Gleichrangigkeit beim Musizieren. Dass bei all' dem der Spaß nicht zu kurz kommt, erlebte das vom ersten bis zum letzten Ton faszinierte Publikum in der Paterskirche hautnah.

Ob bei Joseph Haydns "Baryton-Sonaten" (Baryton war ein zu Zeiten des Komponisten sehr beliebtes, celloähnliches Instrument), einer für das Duo geschriebenen Sonate von Sören Nils Eichberg (*1973), ob bei Frühklassischem von Jean Barrière (1707-1747) oder bei Variationen über ein Thema aus einer späten Rossini-Oper, immer erlebte das Auditorium ein minutiös austariertes, teils einschmeichelndes, dann wieder bis an die Grenzen des spieltechnisch Möglichen getriebenes Spiel von außergewöhnlicher Güte und fast berstender Musizierfreude.

Am Schluss stand dann Niccolò Paganinis besagte "Moses-Fantasie" ("das Stück, das wir vermutlich am häufigsten gespielt haben"). Damit gab sich das animierte Publikum natürlich nicht zufrieden und erhielt für seinen ausdauernden Beifall noch zwei launige Zugaben.

(oeh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort