Kevelaer 300 Jahre bewegte Schützen-Geschichte

Kevelaer · Die St.-Maria-Schützenbruderschaft Achterhoek besteht seit drei Jahrhunderten. Das Jubiläum wird mit mehreren Veranstaltungen gefeiert. Die Anfänge des Schützenwesens liegen am Ende des 17. Jahrhunderts

Wann ganz genau der Startschuss für das Schützenwesen in Achterhoek fiel, ist mit historischen Quellen nicht sicher zu belegen. Fest steht aber, dass die Anfänge Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts gelegt wurden. In Aufzeichnungen vom Dezember 1688 finden sich zum ersten Mal Hinweise auf den Begriff Schützen. Diese wurden an die Grenzübergänge geschickt, um dort für Ordnung zu sorgen. Schützen waren damals meist auf Bauernhöfen angestellte Tagelöhner, die als Landsknechte eingesetzt wurden. Als Gründungsjahr für die Sankt-Maria-Schützenbruderschaft gilt 1715. Dieses Datum sei aber nur mündlich überliefert, heißt es, ist aber längst zur offiziellen Gründungsdatierung geworden.

Die erste Königsplakette stammt aus dem Jahr 1772 und ist im Heimatmuseum Kevelaer ausgestellt. Auf ihr ließen sich König Peter Loeschelders und Königin Margarita van den Bergh verewigen. Nach dem deutsch-französischen Krieg bildeten sich im Kaiserreich, so auch im Achterhoek, Vereine für Kriegsveteranen oder Kriegerkameradschaften. Das eigentliche Schützenwesen kam fast völlig zum Erliegen. Unter dem Titel "Junggesellen Schützenverein zu Achterhuck Gemeinde Winnekendonk" wurde im August 1901 ein Schützenverein offiziell gegründet. Zweck des Vereins waren "die Liebe, Treue und Einigkeit unter den Mitgliedern zu erhalten und zu beleben". Das Vogelschießen wurde damals auf dem Gelände der Familie Scholten in Sonsbeck abgehalten. Der Festball fand im Saal der gaststätte van Heekeren in Achterhoek statt. Die Akzeptanz der Bruderschaft stieg unheimlich an, als die Schützen 1911 nach großer Trockenheit den Transport von zwei Doppelwagen Weißkohl aus Holstein an den Niederrhein organisierten.

1939 wurde zum letzten Mal ein Schützenfest vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gefeiert. Danach ruhten die Aktivitäten. Dem damaligen Schulleiter Josef Kiefmann ist es zu verdanken, dass Insignien des Vereins nicht in die Hände der Nazis fielen. Er vergrub unter anderem das Königssilber und den Tambourstab, die nach dem Krieg wieder geborgen wurden. 1947 kam es dann zur offiziellen Neugründung der St.-Maria-Bruderschaft Achterhoek. 49 Mitglieder zählte die Bruderschaft damals, heute sind daraus 110 geworden, und der Verein bestimmt noch immer das öffentliche Leben in Achterhoek mit. Nach den Feiern zum 250- und 275-jährigen Bestehen soll nun das Jubiläum zum 300. Geburtstag groß gefeiert werden. Seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen, die von Vorstand und Festauschuss federführend organisiert werden. Am Montag wird das Zelt aufgestellt, in dem in den nächsten Wochen zahlreiche Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr stattfinden werden.

"Wir werden dafür sorgen, dass das Zelt zu den verschiedenen Anlässen immer entsprechend dekoriert wird, um eine ganz besondere Atmosphäre bieten zu können", erläutert der Vorsitzende Willi Gietmann, und Johannes Baaken vom Festausschuss freut sich, dass der ganze Verein bei der Umsetzung des Festprogramms mit anpackt. "Der Zusammenhalt in der Bruderschaft ist groß, auch Nachwuchsprobleme gibt es bei uns nicht", sagt Gietmann, der zudem darauf verweist, dass der Verein noch jedes Jahr einen König gestellt hat. Bei einer Bruderschaft mit so langer Geschichte sicher keine Selbstverständlichkeit.

(RP)
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