Weeze Alter Markt: Leerstand hält Kunden fern

Weeze · Viele Ladenlokale am Alten Markt sind verwaist, Laufkundschaft wird vor Ort selten. Seit der Umgestaltung des Cyriakusplatzes konzentriert sich der Handel andernorts. Man sei um Lösungen bemüht, versichert die Stadt.

 Besonders der leerstehende Geschäfts- und Wohnkomplex, der zuletzt einen Getränkehandel beheimatete, ist vielen ein Dorn im Auge. Auch der polnische Supermarkt (rechts) konnte sich nicht lange halten.

Besonders der leerstehende Geschäfts- und Wohnkomplex, der zuletzt einen Getränkehandel beheimatete, ist vielen ein Dorn im Auge. Auch der polnische Supermarkt (rechts) konnte sich nicht lange halten.

Foto: Thomas Binn

Mechtild Theyssen lebt gerne in Weeze. Es ist ihr Zuhause, und die Entwicklung des Ortes liegt ihr entsprechend am Herzen. Dass im Ort eine Menge passiert, will sie nicht bestreiten, doch ausgerechnet der alte Ortskern, findet sie, werde vernachlässigt. Mechtild Theyssen ist die Schwester von Elisabeth Behet, der Inhaberin der Traditionsbäckerei Willems. Die Backstube am Alten Markt trotzt bisher allen negativen Einflüssen um sie herum. Dennoch macht Theyssen der Anblick am Markt zu schaffen. "Ich bin in Weeze geboren und am Alten Markt aufgewachsen", sagt sie. "Der derzeitige Zustand macht mich einfach nur traurig."

Es gibt mehrere Leerstände am und um den Alten Markt und bisher gelingt es nicht, sie zu beheben. Die Räume des ehemaligen Schleckermarktes zum Beispiel stehen leer, die Metzgerei Pieper in der Schmiedestraße zeigt seit Jahren nur eine leere Theke.

Neben der Bäckerei Willems ist die einstige "Ihr Platz"-Filiale verwaist. An den Schaufenstern klebt noch die Folie eines polnischen Supermarkts, der sich kurzzeitig an dem Standort versuchte. "Aber die sind das ganz falsch angegangen", heißt es von den verbliebenen Geschäftsleuten. Der Supermarkt hätte kaum Werbung gemacht und dann vergeblich auf Laufkundschaft gewartet - und die gäbe es am Alten Markt nunmal nicht mehr.

Helga Reisdorf ist eine Kronzeugin. Seit 1985 führt die Wirtin die "Ratsstuben" am Alten Markt, seitdem beobachtet die Wirtin die Geschehnisse vor Ort tagtäglich. "Anfangs war es hier noch recht passabel", sagt sie. "Heute kommen kaum noch Kunden vorbei." Seit der Umgestaltung des Cyriakusplatzes konzentriere sich die Kundschaft eben dort. "Das ist für viele einfach bequemer", sagt Helga Reisdorf.

Der Anfang vom Ende sei "das Ding da" gewesen, sagt Reisdorf, und zeigt auf das Gebäude gegenüber. Der einst für Rewe gebaute Komplex wurde später zum Getränkehandel und steht heute gleichfalls leer. "Der Bau passte nie in den Ortskern", sagt die Wirtin, und ist mit dieser Meinung nicht allein. In den Augen vieler Bürger ist der Geschäfts- und Wohnblock ein Schandfleck. Oder zumindest ein Hemmnis für die Entwicklung.

Das sieht im übrigen auch die Verwaltung so. "Gehen Sie davon aus, dass wir seit Jahren intensiv mit dem auswärtigen Eigentümer verhandeln, um an der Situation etwas zu ändern", versichert Wilhelm Moll-Tönnissen, Fachbereichsleiter Bauen und Planung. Die Umgestaltung des Ortskerns zwischen Cyriakusplatz, katholischer Kirche und Alter Markt / Wasserstraße wäre ohne den Komplex fraglos einfacher. Aber jahrzehntelang warten, bis vielleicht ein Abriss möglich wird, könne die Gemeinde auch nicht. Deshalb steht das Thema "Alter Markt" fürs kommende Jahr auf der Planungsliste der Kommune.

Bei allen Sorgen: Es gibt auch Geschäftsleute, die mit der Lage am Alten Markt sehr zufrieden sind. Die Betreiberinnen der Kreativ-Stickerei Tama etwa haben reichlich Aufträge und sehen keinen Grund zur Klage. Auch Silke Tervooren, die bei Optik Gerigk die Geschäfte leitet, möchte nicht klagen. Der Optiker zog erst vor drei Jahren an die Schmiedestraße, da waren die Standortnachteile schon deutlich sichtbar. Weil es in Weeze aber keinen anderen Optiker gibt, stieß man in eine Marktlücke. Das zahlte sich aus. "Viele Kunden kommen gezielt zu uns", sagt Silke Tervooren. "Laufkundschaft gibt es hier nicht unbedingt."

(RP)
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