Kevelaer Antikes Theater packt Kevelaer nicht

Kevelaer · Aufführung von "Die Troerinnen" und "Lysistrate" im Konzert- und Bühnenhaus. Großartige Leistungen der Schauspieler. Inszenatorische Schwächen beeinträchtigen Genuss der Tragödie im ersten Teil des Abends.

Die Theater-Kompagnie Stuttgart lieferte am Donnerstagabend im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus gleich zwei Mal etwas zum Nachdenken ab. Als große Doppelvorstellung gab es, der antiken Aufführungspraxis folgend, die Stücke "Die Troerinnen" nach Euripides und "Lysistrate" nach Aristophanes zu sehen. Beide waren inszeniert von Cornelia Elter und Christian Schlösser und hatten die wechselwirkende Macht der Männer über die Frauen und der Frauen über die Männer zum Thema.

Dabei war das Bühnenhaus nur zu gut zwei Dritteln besetzt. Und dadurch, dass der Abend mit der Tragödie "Die Troerinnen" startete, verließen auch ein paar Gäste noch zusätzlich den Saal. Denn das intensiv gespielte Stück rund um das Schicksal der Frauen in Troja nach dem zehnjährigen Krieg lag im Fokus des Schauspiels. Teilweise sphärisch, immer dramatisch und mit einigen Tänzen aufgelockert, schwankte die Inszenierung leider zwischen packend und prätentiös.

Letztgenannter Faktor kam dadurch zum Zuge, dass aus den griechischen Soldaten glatzköpfige Schwarzhemdträger in Ledermänteln gemacht wurden, die noch dazu mit zeitgenössischen Waffen herumliefen und in ihrem Lager umringt waren von Schrott wie zum Beispiel rostigen Stahltonnen. Was sicher als bewusster Verfremdungseffekt gedacht war und verschiedenste Assoziationen herbeiführen sollte, verpuffte in der weiterhin klassisch gehaltenen Handlung, die auch ohne diesen inszenatorischen Taschenspielertrick viele Ansatzpunkte auf das aktuelle Zeitgeschehen bot.

Die ebenfalls so kontrastreiche Ausstattung der Komödie "Lysistrate" wirkte da im Gegensatz deutlich passender. Denn hier konnten sich durch den generell augenzwinkernden Ton des Stückes die spielerischen Elemente besser entfalten, und das Ganze besaß auch nicht einen derart umfangreichen Assoziationswillen wie bei den "Troerinnen".

Großartig waren bei beiden Kurzgeschichten die Schauspieler der Theater-Kompagnie Stuttgart, die sich ihren Rollen ganz hingegeben haben und selbst die manches Mal überzogene Ausstattung mit mehr Leben erfüllten, als man es auf den ersten Blick für möglich gehalten hätte.

Cornelia Elter und Bernd Köhler ragten als Hauptfiguren heraus, wobei auch die weiteren Darsteller wie unter anderem Christopher Wittkopp und Tamara Thomke dem in nichts nachstanden.

(cnk)
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