Kevelaer Auf der Schulbank mit Labrador Ally

Kevelaer · An der Gesamtschule Kevelaer-Weeze gibt es Unterstützung auf vier Pfoten. Sonderpädagogin Kathrin Hendricksen bringt ihre Schulbegleithündin mit zum Unterricht. Die Wirkung ist vor allem eines: beruhigend.

 Die Schüler lieben und respektieren die Labrador-Hündin. "Ally ist cool", findet auch die zwölfjährige Rebecca. Sonderpädagogin Kathrin Hendricksen und Ally mussten eine 15-monatige Ausbildung absolvieren.

Die Schüler lieben und respektieren die Labrador-Hündin. "Ally ist cool", findet auch die zwölfjährige Rebecca. Sonderpädagogin Kathrin Hendricksen und Ally mussten eine 15-monatige Ausbildung absolvieren.

Foto: Gottfried Evers

Lernzeitstunde. Kathrin Hendricksen geht durch die Reihen, während die Schüler Hausaufgaben machen oder Vokabeln abschreiben. Begleitet wird sie von Ally auf vier Pfoten. Ally ist der Schulhund an der Gesamtschule Kevelaer-Weeze. Und dass Ally schon viele Fans hat, zeigt sich an den bunten Bildern mit ihrem Namenszug, die in der Klasse 7d hängen. "Ally ist cool", findet auch die zwölfjährige Rebecca.

"Der Schulhund ist ein Baustein, um Inklusion erfolgreich zu gestalten", sagt Schulleiter Michael Cuypers. Aber er ist nicht einfach so da. Vorher haben Sonderpädagogin Kathrin Hendricksen und Ally eine 15-monatige Ausbildung absolviert. Die Labrador-Hündin musste nicht nur eine Prüfung meistern, sondern auch ein paar Eigenschaften mitbringen, um als Schulhund geeignet zu sein. "Ein solcher Hund darf nicht besonders geräuschempfindlich sein, er muss sich an viele verschiedene Bodenuntergründe gewöhnen und darf nicht alles essen, was auf dem Boden liegt. Keine leichte Aufgabe für einen Labrador", sagt die Sonderpädagogin lachend. Labradore sind in der Regel keine Kostverächter.

Die Wirkung der tierischen Unterstützung im Unterricht spüren die Kinder. "Ich kann mich viel besser konzentrieren", sagt Timo. "Es ist erwiesen, dass bei Anwesenheit eines Hundes die Herzfrequenz gesenkt wird und man entspannter wird", erklärt Kathrin Hendricksen bei unserem Besuch.

Ally übernimmt im Unterricht aber auch ganz praktische Aufgaben. Sie sorgt für Ruhe. Ist es zu laut, drückt sie mit ihrer Pfote auf einen Buzzer, der Buzzer macht ein Geräusch, und die Kinder wissen, dass sie für Allys Ohren zu laut sind. "Sich selbst zurücknehmen, respektieren, dass der Hund auch Bedürfnisse hat", beschreibt die Sonderpädagogin, was die Kinder lernen. Und wer könnte der braunäugigen Ally mit dem wunderbaren Hundeblick einen Wunsch abschlagen? Eine große Stärke von Ally sei aber auch ihr Einfühlungsvermögen, erklärt ihr Frauchen. "Sie spürt sehr gut, wie es jemandem geht." Wer eine schlechte Arbeit zurückbekommen hat, den tröstet der Stups einer feuchten Hundenase.

Aber Ally kann noch mehr. Mit einzelnen Schülern arbeitet Kathrin Hendricksen gezielt an der Kommunikation und am Durchhaltevermögen. Durchsetzen mit Ellenbogen und lauten Worten, das ist bei Ally eben nicht möglich. Und so eine Übung zum Apportieren mit der zweieinhalb Jahre alten Labradorhündin klappt nicht sofort, weil die Hündin auch ihren eigenen Kopf hat. Da ist Geduld gefragt. "Dranbleiben heißt die Devise, der Hund ist dazu die Motivation", erklärt die Sonderpädagogin.

Dieses Durchhaltevermögen kommt den Schülern später zum Beispiel bei Mathe zu Gute, wenn sie eine Aufgabe nicht sofort verstehen. Mit Ally wird Mathe nicht leichter, aber besser. "Es macht mehr Spaß", sagt Justin über den Unterricht mit Ally-Begleitung.

Bevor es soweit war, musste natürlich einiges im Vorfeld organisiert werden, erklärt ihr Frauchen. Das Thema Schulhund musste durch sämtliche Gremien, etwa die Lehrerkonferenz, die Schulkonferenz, ein Hygieneplan musste geschrieben werden und die Eltern natürlich zustimmen. Für Ally wurde ein eigener Ruheplatz in der Schule organisiert. Die Schüler übernehmen einen Hundedienst, legen die Decke hin, stellen frisches Wasser hin, bevor Ally in den Klassenraum kommt, und lernen so ganz nebenbei, Verantwortung zu übernehmen.

Kathrin Hendricksen ist froh, dass sie ihre Arbeit und Hundeliebe miteinander verbinden kann und die Schüler einen Gewinn daraus ziehen. Das Fazit steht für den zwölfjährigen Justin fest: "Eigentlich sollte jede Schule einen Schulhund haben."

(RP)
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