Kevelaer Ausstellung spiegelt weibliche Rollenbilder

Kevelaer · Der größte Marienwallfahrtsort Nordwesteuropas steht - nicht nur, aber ganz besonders auch - im Jubiläumsjahr im Zeichen christlicher Frömmigkeit. Pilger aus aller Herren Länder suchen und hoffen am Niederrhein auf den Beistand der Gottesmutter, die hier als Consolatrix Afflictorum verehrt wird: Maria, die Trösterin der Betrübten. Auch losgelöst vom religiösen Kontext wäre dies ein Wort, in dem mütterliche Fürsorge anklingt, und damit eng verbunden die Hoffnung auf Schutz und Schirm in großer Not.

Am anderen Ende des Spektrums steht Eva, die personifizierte Sünderin. Freilich muss es in irdischen Gefilden nicht gleich zum Äußersten kommen. Die biblische Vertreibung aus dem Paradies hat einige, auf weltliches Format gestutzte Entsprechungen - zum Beispiel in Gestalt des verführerischen Weibchens, das einen Mann ins Verderben stürzen oder vielleicht doch eher locken kann. Eine Ausstellung in der Wort-Werk-Galerie spiegelt ein breites Spektrum weiblicher Rollenzuschreibungen in Malerei, Skulptur und Fotografie

Die Wuppertaler Malerin Claudia Rohde symbolisiert dieses Phänomen in Gestalt der sagenhaften "Sirenen" und stellt ihnen ein Femen-Motiv aus heutiger Zeit zur Seite: das Porträt einer Frau, die im Protest gegen (Männer-)weltliche (Über-)Macht und deren brutalen Vollzug nicht mehr und nicht weniger einsetzt als ihren nackten Körper. Einen gewissermaßen bildlich ausgetragenen "Dialog" aus beidseitiger Perspektive führt das Künstlerpaar Alfred und Barbara Grimm. So offenbaren zweimal ein Dutzend Arbeiten, vis-à-vis gehängt, den jeweils ganz individuellen Blick auf "Grimms Mädchen"- sowohl aus männlicher als auch weiblicher Sicht auf Papier oder Leinwand gebannt.

Märchenhaft-mythologische Akzente setzen Gisela Rietta Fritschi mit ihren Skulpturen-Gärtchen und Giuseppe Medagli mit seiner Vision einer Amazone. Das weite Feld zwischen traditionellen und modernen Darstellungsweisen umspannen zwei Foto-Motive von Kornelia Kestin-Furtmann: hier die mütterliche, Güte ausstrahlende, verwitterte Stein-Skulptur einer heiligen Frau vor blauem Himmel, dort die perfekt für ein Shooting gestylten Werbe-Ikonen unserer Tage.

Mädchen, Frauen, Weibsbilder - dem breiten Spektrum der Rollenzuschreibungen ist die neue Themenausstellung der Wort-Werk-Galerie in Kevelaer, Busmannstraße 28, gewidmet. Sie wird am Freitag, 9. Juni, um 18.30 Uhr eröffnet und dauert bis 20. August. Eine Woche später, am Freitag, 16. Juni, 19.30 Uhr, erinnert die Autorin und Schauspielerin Barbara Engelmann dort auf eindrucksvolle Weise an ein Frauenschicksal vor historischem Hintergrund: "Der Teufel soll mich holen, wenn ich eine Hexe bin...". Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

(RP)
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