Kevelaer Autofahrer ärgern sich über Marder

Kevelaer · Ein Fuchs legte 600 Kilometer im Motorraum nach Kevelaer zurück. Eine Ausnahme. Andere Tiere beschädigen dort Kabel und Schläuche. Über die Ursache kann nur spekuliert werden. Vermeintliche Wundermittel dagegen gibt es viele.

600 Kilometer zu Gast im Motorraum. Die Reise eines Rotfuchses vom Ostseeheilbad Heiligendamm nach Kevelaer sorgte am Wochenende für Aufsehen (die RP berichtete). "Das ist ein absoluter Ausnahmefall", sagt Gerhard Thomas, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Kleve. Andere Tierarten hingegen suchen den Motorraum gerne auf. Der Marder ist dafür ein gutes Beispiel.

Steinmarder bereiten immer mehr Autofahrern Kummer. Mittlerweile haben sich die Tiere, die Anfang der 1950er Jahre nahezu ausgerottet waren, vom Süden aus über ganz Deutschland ausgebreitet.

Ende dieses Monats beginnt die Paarungszeit der Marder, deshalb befinden sich die Revierkämpfe der Männchen seit Mai auf ihrem Höhepunkt. Und da die nachtaktiven Tiere parkende Autos wie selbstverständlich in ihren natürlichen Lebensraum miteinbeziehen, sind Motorräume längst zu beliebten "Spielplätzen" geworden.

Vermeintliche Haus- und Wundermittel gegen Marder gibt es viele, doch welche taugen auch etwas? "Was auch immer Sie als Geheimtipp gehört haben – vergessen Sie es", sagt Julia Frizen vom ADAC. Egal ob Hundehaare, WC-Steine, Abwehrsprays, Duftsäckchen oder Mottenkugeln. "Meist genügt schon eine Fahrt im Regen, um den Duftstoff abzuwaschen", sagt Frizen.

Auch Ultraschallgeräte, die es für etwa 130 Euro zu kaufen gibt, sind nutzlos. Mit Tönen von ständig wechselnder Frequenz, die Menschen nicht hören können, sollen die Tiere verscheucht werden. Mittlerweile geht man aber auch hier von einer geringen bis ausbleibenden Wirkung auf die Tiere aus, wie der ADAC berichtet.

Auf den ersten Blick martialisch wirken Elektroschockgeräte als Marderschreck, für etwa 140 Euro. An möglichen Marder-Einstiegsstellen angebracht, sollen sie die Tiere mit einem Stromschlag vertreiben. Keine Sorge: Die Spannung ist so gering, dass weder Mensch noch Tier ernsthaft zu Schaden kommen. Wie erfolgreich die Methode ist, hängt ganz von der Position ab, an der sich die Metallplättchen, durch die der Strom geleitet wird, befinden.

Am besten aber schützt man sich vor Mardern, in dem man den Motorraum von unten abschottet. Viele Werkstätten bieten entsprechende Nachrüstungen an, der Preis liegt in der Regel zwischen 90 und 200 Euro. Schafft es trotz aller Vorsicht ein Tier in den Motorraum, können Schäden an Zündkabeln, Kühlwasserschläuchen, Stromleitungen und Isoliermatten die Folge sein.

"Ein Marder hat sechs, sieben Quartiere. Wenn ihr Auto in diesem Revier steht, läuft der männliche Marder irgendwann durch den Motorraum – ganz ohne einen Schaden zu verursachen", erklärt der Jäger-Vorsitzende Thomas. Problematisch wird es erst, wenn das Auto danach im Revier eines anderen männlichen Marders abgestellt wird. "Der Konkurrent riecht den Feind und lässt seinen Frust anschließend an beißfähigem Material aus." Dies sei allerdings nur eine Theorie. Schlüssig erforscht wurde noch nicht, warum Marder bisweilen mit solcher Zerstörungswut auftreten.

Während kleinere Bisse in Isoliermatten häufig gar nicht bemerkt werden, können durchgebissene Kabel und Schläuche zum Totalausfall des Wagens führen.

"Hat man erst einen Schaden gehabt, ist eine Motorwäsche unbedingt empfehlenswert", sagt Julia Frizen vom ADAC. Auch bereits, wenn Pfotenabdrücke auf der Motorhaube oder Spuren eines Marderbesuchs entdeckt werden, sollte man Vorsicht walten lassen.

(RP/rl)
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