Kevelaer Behinderte Kinder ab Sommer in allen Schulformen

Kevelaer · Das Schulamt des Kreises hat auch Kevelaerer Schulen mitgeteilt, welche Förderkinder in ihre fünften Klassen kommen.

 Ob körper- oder lernbehindert: Kinder mit Förderbedarf dürfen künftig alle Formen von Regelschulen besuchen. Im Prinzip auch Gymnasien.

Ob körper- oder lernbehindert: Kinder mit Förderbedarf dürfen künftig alle Formen von Regelschulen besuchen. Im Prinzip auch Gymnasien.

Foto: privat

Zu Beginn des kommenden Schuljahrs werden an deutlich mehr Schulen als bisher behinderte Schüler aufgenommen. Und zwar nicht nur an Hauptschulen, die bislang den Großteil der Inklusion zu stemmen hatten, sondern an allen Schulformen. Den Schulleitern wurden vom Klever Schulamt konkrete Namenslisten mit den betroffenen Fünftklässlern (nur für sie gilt derzeit der Rechsanspruch auf einen Platz in einer Regelschule) übergeben. Selbst die Gymnasien bleiben nicht außen vor.

Nach Auskunft von Schulrat Johannes Mulders, zuständig für die Inklusion im Kreis, wird auch dem Kevelaerer Gymnasium ein Kind mit emotional-sozialer Störung zugeteilt. Die Gesamtschule Kevelaer-Weeze nimmt sogar eine ganze Reihe von Schülern mit besonderem Förderbedarf auf. Als Schule des gemeinsamen Lernens ist dort selbstverständlich, dass die Schüler unterschiedliche Schulabschlüsse machen werden: vom Förderschulabschluss bis zum Abitur.

"Zieldifferent" wurde bislang an Gymnasien der Region nicht unterrichtet. Zwar wurden gelegentlich körperbehinderte Kinder aufgenommen, die aus der Grundschule Gymnasialempfehlungen mitbrachten. Lernbehinderte Kinder aufzunehmen war bislang jedoch kein Thema. Das soll jetzt anders werden. Wenn die Eltern es wünschen, dürfen sie von nun an jede Form von Regelschule besuchen.

Noch die Ausnahme: An Kleves Konrad-Adenauer-Gymnasium werden künftig auch diese Kinder unterrichtet - natürlich ohne den Anspruch, sie zum Abitur zu führen. "Es war auch Thema, das Kevelaerer Gymnasium als ,große Schule des gemeinsamen Lernens' festzulegen", sagt Mulders. "Aber der Leiter der Gesamtschule, Michael Cuypers, hat sich angeboten, einzuspringen und mehr Schüler an seiner Schule aufzunehmen." Das hat für die Gesamtschule Kevelaer-Weeze nämlich Vorteile: Dank der Förderkinder können kleinere Klassen gebildet werden. Ganz "ungeschoren" bleibt das benachbarte Gymnasium aber nicht: Laut Mulders wird ein Kind mit emotional-sozialem Förderbedarf der Schule zugewiesen. Dieses Kind hat trotz seiner Schwierigkeiten nach Überzeugung der Grundschullehrer Gymnasial-Potenzial.

Die Gesamtschule Mittelkreis in Goch, die dortige Gustav-Adolf-Hauptschule und die Gocher Realschule sind weitere Schwerpunktschulen für die Inklusion. Pro "Zug" (der Anzahl der Parallelklassen) wird den großen Schulen des gemeinsamen Lernens ein Sonderpädagoge zugeordnet. Einer dreizügigen Realschule würden danach drei Sonderpädagogen, der achtzügigen Gesamtschule Kevelaer-Weeze gar acht solcher Fachkräfte zustehen. Damit es sich "lohnt", so viele Förderlehrer zu beschäftigen, sollen die Schwerpunktschulen eine größere Anzahl Förderkinder aufnehmen.

Der Lehrer-Schüler-Schlüssel ist dabei eher Theorie, wie der Schulrat zugibt und Schulleiter, die mit dem Thema zu tun haben, leidvoll wissen: "Wir haben viel zu wenig Sonderpädagogen, um alle diese Stellen zu besetzen", sagt Mulders.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort