Kevelaer Bei Formex bleiben Azubistellen frei

Kevelaer · Ein Unternehmen, das seit Jahren wächst, das namhafte Kunden und sichere Aufträge hat, findet nur schwer Mitarbeiter und noch weniger Auszubildende. Auf ihrer Sommertour ging die WFG Kreis Kleve der Sache auf den Grund.

 Heinz-Josef Peters (2.v.l.) im angeregten Gespräch in der Werkshalle mit Hans Josef Kuypers (2.v.r.) von der Wirtschaftsförderung und Bernd Pool (r.) vom Kevelaerer Stadtmarketing. Ganz links: Der kaufmännische Geschäftsführer Torsten Fleischer.

Heinz-Josef Peters (2.v.l.) im angeregten Gespräch in der Werkshalle mit Hans Josef Kuypers (2.v.r.) von der Wirtschaftsförderung und Bernd Pool (r.) vom Kevelaerer Stadtmarketing. Ganz links: Der kaufmännische Geschäftsführer Torsten Fleischer.

Foto: Gerhard Seybert

Dieser vollbärtige Chef, eloquent und fröhlich, dabei aber offenkundig ein herzlicher Typ, kann kein schlechter Chef sein. Er führt das Unternehmen, das sein Vater 1969 in Kevelaer gründete, heute mit einem Kompagnon und einem kaufmännischen Geschäftsführer, vom Jahr 2000 bis heute hat sich die Mitarbeiterschaft von 50 auf 160 entwickelt. Motivierte Hauptschüler (oder Abgänger nachfolgender Schulformen) sind ihm mindestens ebenso lieb wie (scheinbar) höher qualifizierte. Was also hält junge Leute ab, sich bei Formex in Kevelaer zu bewerben?

Es ist, hört man heraus, die Branche, von der viele gar nicht wissen, dass es sie in der Nachbarschaft gibt. Und wer es doch weiß, hält sie vielleicht für wenig schick. Den Themen Chemie und Kunststoff widmet die Kreis Klever Wirtschaftsförderung darum in diesem Jahr bei der alljährlichen Sommertour ihre Aufmerksamkeit.

Kevelaers Stadtmarketing-Chef Bernd Pool braucht man Formex nicht vorzustellen. In seiner Jugend ging er mit dem Inhaber Heinz-Josef Peters zur Schule, beruflich gab es Berührungspunkte, und in seiner Position für die Stadtverwaltung begleitet er jeden Schritt des "alten" Kevelaerer Unternehmens. Peters senior hatte einst Devotionalien aus Messing und Spritzguss gefertigt - mehr lokale Anbindung geht nicht.

Heute ist Formex allerdings eine ganz andere Nummer. Immer noch ist es der Spritzguss, der die Grundlage für die Produktion bildet, aber in etwas anderer Größenordnung. Insbesondere Stapelboxen für den Handel fertigt Formex. Und Artikel für Haushalt und den technischen Bereich. Der Straßenbesen, wenn er denn (zum Beispiel) von Gardena ist, entsteht in Kevelaer, und auch viele andere Bürsten. "Beborstet" werden Kunststoffteile, die ebenfalls selbst hergestellt werden.

1997 erlitt die Firma, die damals noch innenstadtnah an der Sonnenstraße saß, einen herben Rückschlag: Sie brannte aus. Ein Großbrand, der (man bedenke: Kunststoff) vielen Kevelaerern in Erinnerung geblieben ist. Aber man reparierte die Maschinen, die noch zu reparieren waren, fand im Industriegebiet ein neues Grundstück, investierte kräftig und begann von vorn. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.

"Wir waren von Anfang an immer nah am Markt. Seit der Erfindung der Faltbox finden wir immer neue und individuelle Lösungen für die Ansprüche unserer Kunden", sagt Peters. Mitinhaber Rolf Walther, mit dessen Firma sich Formex 2011 zusammenschloss, fertigt Stapelboxen seit den 70er Jahren.

Ob Aldi, Rewe, Edeka oder Müller - die ganz großen Konzerne arbeiten mit Formex zusammen. Der Handel benötigt seit der Verpackungsverordnung wiederverwertbare Verpackungen, die natürlich im Laufe der Zeit ersetzt werden müssen. Formex entwirft, fertigt und ergänzt fortlaufend.

Der kaufmännische Geschäftsführer Torsten Fleischer kümmert sich darum, das der Personalstand mit dem Unternehmen mit wächst. Platz für Erweiterungen wurde durch Flächenankauf in der Nachbarschaft bereits geschaffen, aber sowohl bei den Facharbeitern, als auch im Bereich von anzulernenden Helfern gebe es erhebliche Probleme, Stellen zu besetzen. Verfahrenstechniker, Schlosser und Einrichter werden ständig gesucht, Azubis ebenfalls.

"Die Situation für die Unternehmen wird in den kommenden Jahren nicht leichter", weiß Hans-Josef Kuypers als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve. Wer gute Mitarbeiter braucht, muss sie selbst ausbilden. Im Januar, wenn sich junge Leute nach Lehrstellen umsehen, wolle man einmal mehr auch für diese Branche werben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort