Kevelaer Beichtväter treffen sich in Kevelaer

Kevelaer · Treffen mit Bischof Felix Genn beim Einkehrtag in der Wallfahrtstadt. 30 Teilnehmer aus dem Bistum Münster. Gespräche über ein "verlorenes Sakrament". Impulsreferate sollen den Blick auf die Beichte neu ausrichten.

Ein Sakrament der katholischen Kirche, das heute nur noch für wenige Menschen zum Glaubensalltag gehört, stand im Mittelpunkt eines Einkehrtages für Beichtväter aus dem gesamten Bistum Münster, der jetzt in Kevelaer veranstaltet wurde. Die Beichtväter - also Priester, die regelmäßig das Beichtsakrament spenden - erhielten dazu Anregungen von Bischof Felix Genn.

"Wir sind aufgerufen", sagte Genn beim Auftaktgottesdienst in der Kerzenkapelle, "immer wieder neu umzukehren und den Blick darauf auszurichten, dass das Reich Gottes nahe ist." Dann sei Gott "mit Erbarmen und Güte da". Das gelte für jeden, betonte der Bischof, auch für jene, denen Wunden zugefügt worden seien oder die selber anderen Wunden zugefügt hätten. Gott verkünde jedem Menschen: "Es gibt Erbarmen, es gibt Vergebung. Du bist bei mir gut aufgehoben."

Bei dem anschließenden Treffen im Priesterhaus erklärte Domkapitular Rolf Lohmann in seiner Begrüßung den knapp 30 Beichtvätern, dass man im Wallfahrtsort Kevelaer in diesem Jahr das Bußsakrament in den Blick nehmen wolle. So wolle man es zu einem Thema im von Papst Franziskus ausgerufenen Jahr der Barmherzigkeit machen. Daher freue er sich über den Besuch von Bischof Felix und dessen Bereitschaft, den Beichtvätern neue Impulse mitzugeben. Gleich zu Beginn machte Genn klar: "Die Beichte ist ein totes, zumindest verlorenes Sakrament." Immer weniger spiele sie etwa bei der Vorbereitung von Kommunionkindern eine Rolle, Erwachsene nutzen die Möglichkeit zur Beichte nur selten. "Wenn jemand das Bedürfnis hat, dann fährt er weit weg, damit es ja keiner sieht", sagte der Bischof.

Auf der anderen Seite aber gebe es, sagte Genn, eine "Inflation des Intimen". Als Beispiel nannte er Talkshows im Fernsehen, in denen Menschen über ihre Verfehlungen berichten. "Das Bedürfnis, sich preiszugeben, ist da. Warum ist das möglich, aber das andere nicht?", fragte er mit Blick auf die Beichte. Anhand vieler Texte machte der Bischof deutlich, dass gerade die Vergebung der Sünden direkt mit der Sendung Jesu in Verbindung gebracht werden kann. "Schon bei der Verkündung heißt es bei Matthäus ,Sie wird einen Sohn gebären, ihm sollst Du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen'", zitierte Genn aus dem Neuen Testament.

Bei der Beichte gehe es nicht in erster Linie darum, einen Katalog abzuarbeiten, ob man gegen eines der zehn Gebote verstoßen habe. "Wir suchen die Schuld bei anderen und haben ein Problem zu sehen, was wir selber falsch gemacht haben. Ich muss mich fragen, wo der Punkt in meinem Leben ist, in dem die Beziehung zum Herrn gestört ist, und damit auch zu meinen Mitmenschen", erklärte Genn. Und eine wichtige Frage sei: "Glaube ich wirklich, dass ich einen Erlöser brauche?" Am Nachmittag rundete ein zweites Impulsreferat des Bischofs den Beichtvätertag ab. Darin warf Genn einen vertiefenden theologischen Blick auf das Sakrament.

Die Beichte, auch das "Sakrament der Versöhnung" genannt, kann mehrfach empfangen werden und ist an keine Zeit gebunden. Empfohlen wird der Empfang besonders in der österlichen Bußzeit. In vielen Gemeinden gibt es feste Zeiten, an denen der Priester für ein Beichtgespräch zur Verfügung steht. In dringenden Fällen kann aber auch jeder Gläubige zu jeder Zeit einen Priester um ein Beichtgespräch bitten. Es gilt das Beichtgeheimnis, das heißt, der Priester ist zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet und darf das, was er hört, nicht weitergeben.

(RP)
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