Kevelaer Beim Kevelaerer Klaviersommer langer Beifall für Delorko

Kevelaer · Viele Begriffe trafen aufeinander beim Auftakt zum ersten Kevelaerer Klaviersommer im Klostergarten: Namenstag des heiligen Jacobus, musikalische Reise zum Sternenfeld von Santiago de Compostela, Spendenerlös für Afrika, derzeitiges Flüchtlingselend.

 Ratko Delorko spielte auch ein eigenes Werk.

Ratko Delorko spielte auch ein eigenes Werk.

Foto: Archiv

Viele Menschen und Firmen hatten sich engagiert. Das Ereignis: Ein von Pfarrer Michael Wolf gestalteter Gottesdienst, vor allem aber ein Klavierkonzert von Ratko Delorko, sollte zu einem runden Erlebnis werden und erkleckliche Spendengelder für Afrika einbringen. Das war die Vision von Christian Franken, Kirchenmusiker an St. Antonius Kevelaer sowie St. Quirinus Twisteden, Initiator des Klaviersommers sowie überzeugter Komponist des Kevelaerer Solidaritätslieds. Und dann kamen Sturm und Unwetterwarnungen und zerstörten manch hochgesteckte Erwartung. Nicht aber die Freude über ein hochklassiges Klavierkonzert. Ratko Delorko darf getrost als Ausnahmepianist bezeichnet werden. Denn ihm geht es nicht nur um seine persönliche, im Übrigen sehr beeindruckende Karriere, sondern auch darum, dass sein Publikum mehr von dem versteht, was er spielt. Deshalb erläuterte er in jeweils kurzen Einführungen sein phantasiebestimmtes und doch variantenreiches Programm.

So stellte er zunächst nur das Thema, nicht die Introduktion, von Händels heiter-beschwingter "Fantasie in C-Dur" vor, ehe er das gesamte Stück in kaum historisierender Interpretation zu Gehör brachte. Ähnlich verfuhr er mit Mozarts Variationen zu "Ah, vous dirai-je, maman!", Schuberts "Impromptu As-Dur, op.90,4" sowie den "Souvenirs d'Andalousie" von Louis Moreau Gottschalk. Zur Abfolge der Themen von Chopins "Walzer cis-moll" erzählte er eine Beziehungsgeschichte, die darüber hinaus den Begriff der Interpretation erhellte.

"Zeitklang" ist ein Werk für Klavier solo von Ratko Delorko selbst. Ein Werk, das es ihm ermöglicht, all sein Können von Liszt-artigem Klangrausch, strukturierten und strukturierenden Einzellinien bis hin zu verhauchten Einzeltönen unter Beweis zu stellen und Verständnis für moderne Klangsprache zu wecken. Spektakulär war "Saitenwind", ein Stück, bei dem Delorko die Klaviersaiten nicht nur über die Tasten zum Schwingen und Klingen brachte, sondern sie auch direkt mit der Hand anzupfte. Das Publikum belohnte den Solisten zu Recht mit lang anhaltendem Beifall.

(egeo)
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