Kevelaer Biker bevölkern Kevelaers Straßen

Kevelaer · Zur alljährlichen Motorrad-Wallfahrt, die am Wochenende zum 30. Mal stattgefunden hat, kommen rund 2000 Biker in die Marienstadt, um gemeinsam auf Tour zu gehen, miteinander zu beten und ein Pontifikalamt zu feiern.

 Der Kapellenplatz in Kevelaer mit der Gnadenkapelle ist traditionell ein Ziel der Pilger auf zwei Rädern.

Der Kapellenplatz in Kevelaer mit der Gnadenkapelle ist traditionell ein Ziel der Pilger auf zwei Rädern.

Foto: Gerhard Seybert

Es ist 13 Uhr - die Luft in der Hauptstraße steht. Auch am Kapellenplatz ist von Abkühlung keine Spur. Vereinzelt ziehen einige Touristen über den Platz. Dass hier in wenigen Minuten rund 2000 Motorradfahrer Einzug halten und die 30. Auflage der Motorrad-Wallfahrt (MoWa) feiern, ist nicht zu erahnen. Nur ein abgesperrtes Areal in der Mitte des Platzes deutet an, dass noch etwas passieren wird.

Und dann ist es soweit. Mit einer Viertelstunde Verspätung ist es vorbei mit der andächtigen Ruhe. Zwei Polizeimotorräder und ein Einsatzwagen fahren vor, gefolgt von einer endlosen Schlange aufgereihter Motorbikes. Schaulustige verfolgen den Einzug. Mit dabei ist Martina Janssen mit ihrem dreijährigen Enkel Damian. Die Kevelaererin kommt jedes Jahr, um die MoWa hautnah mitzuerleben. "Ich selbst fahre nicht Motorrad, aber die Atmosphäre ist einzigartig", sagt sie. Damians Begeisterung hält sich noch in Grenzen. Er hält sich die Ohren zu. "Mir ist das zu laut", erklärt er, aber seine Oma fügt hinzu: "Wenn die Motoren abgestellt sind, dann will er immer auf einer Maschine Platz nehmen."

Bei tausend Motorrädern fällt die Wahl schwer. Ruhig und gesittet parken die Fahrer ihre Bikes. Für den reibungslosen Ablauf sorgen die Feuerwehr und die Polizei. "Hier auf dem Platz sind 18 Feuerwehrleute stationiert. Wir sorgen dafür, dass den Zuschauern und den Bikern nichts passiert. Im Ernstfall ist es bei den hohen Temperaturen möglich, dass die Motoren zu heiß werden oder Kühlerschläuche platzen", erklärt Feuerwehreinsatzleiter Thomas van Well. Sein Kollege Christian Unger ergänzt: "Wenn man alle Einsatzkräfte zusammenzählt, auch die an der Strecke, sind wir ungefähr 40 Mann."

 Kaplan Hendrik Wenning segnet vor der Gnadenkapelle die Wallfahrtskerze der Motorradfahrer.

Kaplan Hendrik Wenning segnet vor der Gnadenkapelle die Wallfahrtskerze der Motorradfahrer.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Und von eben dieser Strecke sind die Motorradfahrer gerade gekommen. Zum Auftakt der MoWa sind sie in Kevelaer gestartet und haben eine kleine Runde durch Lüllingen, Kleinkevelaer, Twisteden und Kevelaer gedreht. Zu diesem Zeitpunkt waren schon viele angereist und hatten zuvor auf einem Zeltplatz übernachtet.

Zu den 2000 Besuchern gehört auch Helmut Hessler. Der Kölner ist mit seiner Schwester gekommen. "Ich bin jetzt zum 29. Mal hier. Als ich damals den Führerschein gemacht habe, habe ich sofort an der MoWa teilgenommen", erzählt er. Zwar könne er nicht erklären, was die Faszination der MoWa ausmache - sie muss allerdings sehr groß sein. "Zu meinem 25. Jubiläum habe ich meine alte Honda FT 500 wieder hervorgeholt, mit der ich schon bei meiner ersten Wallfahrt dabei war."

Auch seine Schwester Ruth Sedivy ist schon erfahren. "Mein Bruder holt mich immer in Langenfeld ab und wir fahren gemeinsam auf einem Bike nach Kevelaer", sagt sie. "Und der religiöse Teil des Ganzen ist mir auch sehr wichtig. Im Anschluss zünden wir immer eine Kerze an." Und genau dazu ruft Kaplan Hendrik Wenning die Biker wenig später während der ersten Andacht auf dem Kapellenplatz auf: "Zündet eine Kerze an, Gott wird sie sehen", sagt er und fügt hinzu, dass auch die Motorradfahrer in Zeiten globaler Konflikte wie in der Ukraine oder in Israel ein Zeichen für den Frieden setzen können.

Am späten Abend kommen die Biker zu einer weiteren Andacht zusammen, nachdem sie die bekannte Lichterfahrt rund um die Marienstadt absolviert haben. "Das ist immer besonders schön anzusehen, wenn sie mit eingeschalteten Lichtern hier vorbeikommen", sagt Zuschauerin Janssen.

Gestern starteten die Biker ihre große Abschiedsfahrt durch Kevelaer und einen Teil der Niederlande und erhielten anschließend den Segen für sich und ihre Maschinen. Am Morgen hatten sie bereits das Pontifikalamt mit dem neuen Weihbischof von Niamey (Niger), Laurent Djalwana Lompo, gefeiert, der selbst begeisterter Motorradfahrer ist und mitfuhr.

(cad)
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