Kevelaer Bruder Michael aus Kevelaer lässt Kinder in Ghana lächeln

Kevelaer · Der 56-Jährige arbeitet als Missionar in der Hafenstadt Tema. Seine Schützlinge nennen ihn "starker Mann". Heimweh ist ein Fremdwort.

 In dem von ihm geleiteten Zentrum entlockt Michael Schmitz den Kindern ab und zu ein Lächeln.

In dem von ihm geleiteten Zentrum entlockt Michael Schmitz den Kindern ab und zu ein Lächeln.

Foto: privat

Seine Schützlinge nennen ihn "Obolo", auf deutsch "starker, dicker Mann". Mit diesem Spitznamen ist Bruder Michael Schmitz, für die Salesianer Don Boscos als Missionar im westafrikanischen Ghana, zufrieden. "Er passt doch ganz gut", meint er augenzwinkernd. Alle zwei Jahre reist er zum Heimaturlaub in seinen Geburtsort Kevelaer. Von dort aus hat er diesmal unter anderem den Begegnungstag besucht, zu dem das Bistum Münster die aus dem Bistumsgebiet stammenden Missionare jährlich einlädt.

Zu dieser Gruppe gehört Bruder Michael seit fast 23 Jahren, so lange ist er in Ghana. Zunächst hat er in einer ländlich geprägten Region ein technisches Ausbildungszentrum mit aufgebaut. Dort können junge Menschen handwerkliche Ausbildungen absolvieren. "Das war echte Pionierarbeit", sagt der 56-Jährige. Nach rund anderthalb Jahrzehnten "Pionierarbeit" schickten die Salesianer ihn in die Hafenstadt Tema, rund 30 Kilometer von Ghanas Hauptstadt Accra. Dort wohnt er mit acht Salesianern, die verschiedenen Aufgaben nachgehen. Seine ist die Leitung eines Zentrums, das in den vergangenen sechs Jahren etwa 250 Kinder "aufgepäppelt und in den Grundfächern und im Sozialverhalten fit gemacht hat für eine öffentliche Schule.

Das ist für Bruder Michael eine gute Zahl angesichts der Rahmenbedingungen. "Das Zentrum liegt in einem Slum mit 20 000 Einwohnern", beschreibt er, "die Kinder haben zwar eine Bleibe, aber intakte Familien sind die Ausnahme." Viele Kinder lebten bei den Großeltern oder sonstigen Verwandten. "Die Kinder erfahren zu Hause keine Werte", erklärt er. So seien ungeplante Schwangerschaften ein Grund, dass überwiegend Mädchen Schule und Zentrum vorzeitig verließen. Kinder hätten in Ghana keine Lobby. Als die Einheimischen gesehen hätten, wie der deutsche Missionar mit Kindern spielte, sei das für sie "ein Kulturschock" gewesen. Vor diesem Hintergrund sei seine Tätigkeit "pure Sozialarbeit. Die pastorale Arbeit, die Verkündigung des Glaubens, ist leider viel zu wenig möglich", bedauert Bruder Michael.

Heimweh ist für Bruder Michael ein Fremdwort geblieben, trotz der Beziehungen nach Kevelaer und ins Bistum, dem er für die finanzielle Unterstützung seines Projekts dankbar ist: "Deutschland ist meine Heimat, aber in der Gemeinschaft und in Tema bin ich beheimatet, weil dort Hunderte von Kindern auf mich warten." Auch im Heimaturlaub denkt der Missionar an "seine" 6000 Kilometer entfernten Kinder, denen man so schwer ein Lächeln entlocken könne.

(RP)
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