Kevelaer Bürgermeister: Für und wider "G9 jetzt"

Kevelaer · Überall in den Bürgerbüros liegen die Unterschriftenlisten für das Ende des "Turbo-Abiturs" in Nordrhein-Westfalen aus. Die Initiatoren berichten jetzt, die Resonanz sei "sehr groß". So sehen die Bürgermeister den Vorstoß.

Kevelaer: Bürgermeister: Für und wider "G9 jetzt"
Foto: CDU

In den Rathäusern werden Unterschriften für die Wiedereinführung von "G 9" gesammelt. Also: Für die längere Schulzeit bis zum Abitur. Die Hausherren der Bürgerbüros, die Bürgermeister der hiesigen Kommunen, machen sich sehr differenzierte Gedanken über das, was da unter ihren Augen läuft.

Issums parteiloser Bürgermeister Clemens Brüx zum Beispiel findet den Ansatz im Prinzip richtig. "Mir ist nicht bekannt, dass die Kinder/Jugendlichen heute schneller, besser oder mehr lernen können und wollen als früher", stellt er fest. Gute Bildungsqualität erfordere eher gut ausgestattete Schulen als verkürzte Lernzeiten. Er denke darüber nach, zu unterschreiben.

Auch Bürgermeister Hans-Josef Aengenendt (CDU) aus Wachtendonk erklärte, er könne sich das gut vorstellen. Und eine flächendeckende Lösung unterstütze er, "da für ein Bundesland grundsätzlich bei einer Schulform eine einheitliche Regelung, alleine schon aus der Verlässlichkeit zum Beispiel bei einem Wohnsitzwechsel einer Familie, gegeben sein sollte".

Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler (SPD) zählt vielleicht zu den Unterzeichnern oder vielleicht auch nicht; er verrät es nicht. Das sei seine Privatsache, ließ er auf eine entsprechende Frage wissen. Auch Bürgermeister Dirk Möcking (parteilos) aus Kerken wollte sich über seine Haltung nicht äußern.

Andere hingegen nannten Kontinuität als wichtigstes Argument für ihre eigene Entscheidung. Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser (CDU) etwa betonte zwar seinen Respekt für das Volksbegehren als wichtiges Instrument in der Demokratie. "In der Sache bin ich jedoch der Auffassung, eine Rückkehr zu G 9 würde erneut große Unruhe in das Schulsystem bringen", teilte er mit. "Nachdem völlig zu Recht darüber geklagt wurde, viele Schulen hätten kaum die Zeit gehabt, die Lehrpläne auf die achtjährige Ausbildung umzustellen, würde nun eine erneute Umstellung zurück zu G 9 gewiss ähnliche Unzufriedenheit auslösen." Dem Schulsystem würde das nicht guttun. "Ich werde daher nicht unterzeichnen."

Auch Weezes Bürgermeister Ulrich Francken (CDU) sagte deutlich: "Ich bin gegen ständige Änderungen des Systems." Und die "Auflockerung mit einem Wahlangebot für G 9 finde ich okay". Ähnlich sein Amtskollege Hans-Josef Linßen (CDU) aus Straelen: Schüler und Lehrer sollten nicht durch ständige Reformen verunsichert werden. Richtig sei, "das Projekt G 8 auch mal wirken zu lassen", appellierte er. Gebe es darin Fehler, müsse man die eben beheben.

Wie groß der Andrang auf die Unterschriftenlisten in den Rathäusern ist, darüber gibt es auf Order der Bezirksregierung Düsseldorf hin keine Auskunft. Die Initiative "G9 jetzt" hatte zuletzt berichtet, dass immer mehr Helfer selbst aktiv Unterschriften sammeln wollen.

(RP)
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